Stand: 09.05.2010
Beim Rätselraten um die
Wurzeln Europas ist nun das
Baskische ins Blickfeld der Wissenschaft gerückt. Eine
Sprache, die
nicht mal 0,01% der Weltbevölkerung beherrschen und dem
russischen
Wotjakisch den letzten Platz unter den europäischen Sprachen
streitig
macht.
Die Bewohner des kleinen Landes
zwischen Frankreich und
Spanien bezeichnen ihre Sprache selbst als "Euskera". Daher werden sie
von den Anderen die Basken (lat. vascones, franz. Basque, span. vascos,
engl. Basques) genannt. Euskera ist eine sehr schwierige Sprache, die
mit
keiner anderen verwandt zu sein scheint. Wie die Legende berichtet,
konnte
selbst der Teufel die baskischen Verbalformen mit bis zu vier
Personalmarkierungen
nicht lernen. Oh hätte er doch das Manuskript zum Strukturkurs
Baskisch
im SS 2002 an der UNI Düsseldorf gelesen. Das strotzt vor
Sätzen
wie:
"Das Baskische ist praktisch
ausschließlich suffigierend.
Im Verbalbereich gibt es einige (entlehnte) Präfixe sowie
einige (möglicherweise
proklitisierte) alte Präfixe." Morphophonologische
Alternationen "are
few simple and in most cases phonologically transparent" (Trask
1997:118),
vgl. z.B. Auslautverhärtung in (5), intervokalische
[r]-Gemination
in (6)"
Auch auf die Gefahr hin, dass der
Leser es dem Teufel
gleich tun könnte, hier nur ein kleines
Beispiel. Es soll zeigen,
in welche Nöte der Teufel damals gekommen sein mag. Nehmen wir
das
(wie üblich in der Partizipialform angegebene) Zeitwort ekarri.
Das entsprechende deutsche Zeitwort (Verb) lautet in der Infinitivform
"bringen". Ekarri wird nun nicht (wie uns gewohnt)
abgewandelt
(konjugiert), sondern erhält Anhängsel (Affixe /
Suffixe).
Besonders "gemein" sind die
ergative Kasusmarkierung,
die Gruppenflexion und der Allokutiv. Zitat: "Die Form badakarzkiedak
= "ich bringe sie ihnen", enthält neben kar
(= bring-) die
Fürwörter "ich", "sie", "ihnen" und ein viertes, das
die Übersetzung
nicht ausdrücken kann. Dieses bestimmt, wem dieser Satz gesagt
wird.
Es ist also ein Wortbestandteil, der den Gesprächspartner
bezeichnet,
in diesem Fall eine dem Sprecher eng vertraute männliche
Person. Diese
Erscheinung wird als Allokutiv bezeichnet und ist die einzige Stelle,
an
der in der baskischen Grammatik zwischen männlichem und
weiblichem
Geschlecht unterschieden wird.
Die Grammatik ist ansonsten
geschlechtsneutral. Manche
mögen hierin einen Hinweis darauf sehen, dass die baskische
Gesellschaft
ursprünglich nicht patriarchalisch organisiert war.
Tatsächlich
erbt im Baskenland immer das erste Kind den ungeteilten Hof, egal ob
männlich
oder weiblich."
Selbst wenn der Teufel Euskera
gelernt hätte, käme
er damit bei seiner Kundschaft nicht weit. Das klitzekleine Baskenland
(Euskal Herria) erstreckt sich nur entlang des Golfs von Biscaya, vom
Osten
des Kantabrischen Gebirges bis zu den westlichen Pyrenäen.
Gerade
mal 650 000 Seelen umfaßt die baskisch sprechende Gemeinde.
Und dann auch noch
diese ungewöhnliche Sprache!
Die erdrückende Mehrheit
der Europäer verständigt
sich in "normalen" Sprachen, die überwiegend zur
"indogermanischen"
(idg.) Sprachfamilie zählen. Das ist die am weitest
verbreitete der
Welt. Zu ihr gehören etwa zwei Milliarden Menschen. Namhafte
Wissenschaftler
nehmen sogar an, dass die idg. Familie zu einer noch weit
größeren
Makrofamilie gehört.
Die kleine Schar der Basken lebt
also mit ihrem fremdartigen
Euskera wie auf einer Insel im "indogermanischen" Ozean. Kein Wunder,
dass
sich da mancher zu einem Erklärungsversuch für dieses
Sonderdasein
herausgefordert fühlt.
So käute die baskischen
Kuh in ihren Memoiren Folgendes
wieder:
»Vor langer, langer
Zeit, begannen die Menschen,
oui, les hommes, einen hohen Turm jusqu'au ciel, bis zum Himmel hinauf
zu bauen, denn sie wollten avec Dieu, oui, mit Gott, auf einer Stufe
stehen,
so sein wie er«, so sprach sie (Sœur Pauline
Bernardette) einmal
im Klostergarten zu mir. »Und als sie so bei der Arbeit waren
mit
ihren Schaufeln, ihren Pickeln und Hacken und schon den ersten Teil des
Turmes errichtet hatten, qu'est-ce qu'i1 est arrivé, was
geschah?
Dieu verwirrte ihre Zungen. Nun verstand der eine den anderen nicht
mehr,
pas non plus, und parce que sie sich nicht mehr verstanden, gab es Zank
und Streit, partout, so dass sie die Arbeit nicht mehr fortsetzen
konnten.
C'est la raison pour laquelle, deswegen blieb der Turm so wie er war,
pas
terminée, und die Menschen zogen in die Welt, chacun avec
seiner
eigenen Sprache, chacun an einen anderen Ort, und so gelangten wir
Basken
in die Pyrenäen.« (aus den "Memoiren einer
baskischen Kuh",
Bernardo Atxaga, Altberliner / Berlin – München)
Schon lange vor dem baskischen
Hornviech hatte auch Wilhelm
von Humboldt eine Lösung anzubieten. Er sah im Baskischen "die
Fortsetzung
des Iberischen, der Sprache des vorrömischen Hispaniens".
Diese Hypothese
ist mittlerweile jedoch verworfen worden, wie viele andere seither
auch.
Viele Möglichkeiten
wurden untersucht. Doch es besteht
keine Verwandtschaft mit dem "Indoeuropäischen" (auch nicht
dem Keltischen,
Lateinischen, Griechischen und dem Sanskrit), dem Piktischen, der
Berbersprache,
dem Altägyptischen, den Sprachen des Sudans und der Sahara,
den semitischen
Sprachen, dem Etruskischen, dem Minoischen, den uralischen Sprachen
(auch
nicht dem Finnischen), dem Burushaski, dem Dravidischen, den Munda
Sprachen
Indiens, dem Jenissejischen (Jenissej = Strom in Sibirien), den
Chukchi-Kamchatka-Sprachen
Sibiriens, dem Sino-Tibetischen, der Eskimosprache, den Na-Dene
Sprachen
Nord Amerikas oder den kaukasischen Sprachen.
Ist die Suche nach
Verwandtschaftsbeziehungen demnach
aussichtslos? Nicht ganz, denn das Manuskript zum Strukturkurs Baskisch
meint: "Aquitanisch scheint der einzige Kandidat eines echten
Verwandten
des Baskischen zu sein. Aquitanisch ist überliefert in ca. 400
Personennamen
und 70 Namen für Gottheiten in lateinischen Texten. Gesprochen
im
Südwesten Galliens, ebenfalls südlich der
Pyrenäen im Gebiet
des heutigen Hegoalde [Anmerkung: Hegoalde ist der Sammelbegriff
für die "südlichen" bzw.
spanischen baskischen Provinzen, d. h. Bizkaya, Alava, Gipuzkoa und
Navarra], wird
es mittlerweile gemeinhin als Vorgänger des modernen
Baskischen akzeptiert."
Na ja, ob nun angenommen oder
nicht. Wenn diese Beziehung
wirklich bestünde, wären wir mit der Herkunft des
Baskischen
auch nicht viel weiter. Selbst wenn eine Annahme "gemeinhin" als
gültig
"akzeptiert" wird, so muß sie noch lange nicht wahr sein.
Sicher
ist nur, dass das Baskische die bunte Kuh unter den Sprachen der Welt
ist
und bleibt. Niemand kann sicher sagen, aus welchem Stall Euskera kommt.
Aus Babel jedenfalls nicht, sonst müßte es mit
irgendeiner anderen
Sprache verwandt sein.
Bleibt nur die Frage, woher die
Basken selbst kommen.
Sind die etwa auch nicht mit den europäischen Nachbarn
verwandt? Versuchen
Sie mal vorzulesen, was die Legende zu dieser nationalen
Schicksalsfrage
sagt (Erklärungen sind klein unter den Text geschrieben):
Euskal | herri-ko | lehen-en-go | biztanle-ak | inor-k | ez | daki |
baskisch | Land-REL | früh-SUPERL-REL | Einwohner-Art Pl-(Abs) |
niemand-ErgTr | Neg | wissen.
Prs:3sA.3sE |
no-n-dik | no-ra-ko-ak | dira-n. | Batzu-e-k | diotenez | Asia-tik | etorr-i-ak |
wo-Lok-Abl | wo-All-Rel-ArtPl-(Abs) | Auxl.
Prs:3pA-Kompl |
manch-ArtPl-Erg | sag-
Prs:3sA.3sD.3pE |
Asien-AblTr | komm-Prf-ArtPl-(Abs) |
ditugu | beste-en | iritzi-z | berri-z | Afrika-tik | etorr-i | zira-n. |
Aux2.Prs:3pA.1pE | ander-GenPl | Meinung-TrInstr | neu-Instr | Afrika-AblTr | komm--Prf | Auxl.Prt:3pA-Kompl |
Eta | ba-dira | Atlantida | ugarte-tik | etorr-i-ak | dirala | uste |
und | Aff-Auxl.Prs:3pA | Atlantis | Insel-AblSg | komm-Prf-Art Pl-(Abs) |
Auxl.Prs:3pA- Kompl |
glauben |
dute-n-ak | ere. | |||||
Aux2.Prs:3pA.1pE- Rels-ArtPl-(Abs) |
auch |
Für die, die das nicht
verstanden haben (leicht geändert
aus dem Strukturkurs Baskisch übernommen):
"Die Bewohner des Baskenlands.
Niemand weiß, woher
"wohinnige" sie sind. In der Meinung einiger haben wir sie als aus
Asien
Gekommene. In der Meinung mancher haben wir sie als aus Afrika
Gekommene.
Und es gibt auch daran, dass sie von der Insel Atlantis Gekommene sind,
Glaubende." (ungefähre Übersetzung ohne
Gewähr)
Die Legende weiß also
nichts Genaues. Die Wissenschaft
kommt dagegen zu einem ziemlich eindeutigen Ergebnis:
Vor etwa 40.000 Jahren soll der
Homo sapiens sapiens (von
lat. sapiens = weise, einsichtsvoll, verständig, klug) auch
das Gebiet
des heutigen Baskenlands betreten haben. Rund 7000 Jahre ist das erste
Skelett aus einer Höhle bei Urtiaga, Gipuzkoa alt. Die
gefundenen
Schädel zeigen eine fast völlige
Übereinstimmung mit denen der
heutigen Basken. Die "alten" Basken gehörten demnach zum
Cro-Magnon-Typus
des Homo sapiens sapiens (nach dem Fundort in der Halbhöhle
"Cro-Magnon"
im Vézèretal in der Dordogne so genannt). Er gilt
als "moderner"
Europäer wie wir heute auch. Kleine Unterschiede bei den
Basken (negativer
Rhesusfaktor 30 statt 15% wie im übrigen Europa) sind auf
regionale
Weiterentwicklungen zurückzuführen.
Halten wir fest, die Basken sind
ganz gewöhnliche
Europäer. Aber sie sprechen eine seltsame Sprache, die mit
keiner
anderen Sprache dieser Erde und schon gar nicht mit einer
europäischen
(mit Ausnahme des toten Aquitanischen vielleicht) verwandt ist. Irrtum
scheint unmöglich.
Und nun kommt etwas sehr
Merkwürdiges.
Dem Tübinger
Indogermanisten Hans Krahe war in den
1950er-Jahren aufgefallen, dass die Gewässernamen Europas
sowohl in
der Wortsubstanz als auch im Wortbau überraschend einheitlich
sind
– und zwar im gesamten Gebiet von der
Pyrenäenhalbinsel bis nach Großbritannien,
von Südskandinavien bis zum Baltikum. Auch der
Münchner Linguist
Theo Vennemann hält die Ähnlichkeit der Fluss- wie
auch der Ortsnamen
in Europa keineswegs für Zufall (Ursprache der
Europäer, Spektrum
der Wissenschaft 05/2002). Während Krahe die Wortbausteine
aber aus
einer idg. Wurzel abzuleiten versuchte, führt Vennemann sie
auf das
uralte Baskische zurück. "Wie können die Orts- und
Gewässernamen
auf der Iberischen Halbinsel das gleiche Gepräge wie im
übrigen
Europa haben, wenn idg. Stämme erst im ersten Jahrtausend vor
Christus
nach Spanien kamen?", fragt er.
Die Namen dürften schon
bald nach der letzten Eiszeit
(also vor etwa 10 - 15.000 Jahren) vergeben worden sein, so glaubt
Vennemann.
Er folgert daraus, dass man zu dieser Zeit in Europa noch "Vaskonisch",
eine Art "Urbaskisch", gesprochen habe. Dieses sei daher die einzige
noch
lebende vorindogermanische Sprache dieses Kontinents.
Auf dem ursprünglich von
den Urbasken besiedelten
europäischen Kontinent seien viel später erst die
zahlenmäßig
weit unterlegenen Indogermanen "vor ca. 7.000 Jahren" von Osten her
vorgedrungen.
In ganz Europa seien die Menschen daher auch noch heute mehrheitlich
mit
dem vorindogermanischen Volk der Basken eng verwandt.
Auch andere Wissenschaftler
tragen inzwischen Befunde
zu dieser Theorie bei. Unterstützung findet der
Münchner Professor
beispielsweise in der Genforschung. Demnach gehen 80 Prozent der heute
lebenden Europäer auf dieselbe Urbevölkerung,
nämlich den
Cro-Magnon-Typus zurück, unter den heutigen Basken ist der
Anteil
noch höher.
Nur 20 Prozent der heutigen
Europäer können
daher von den jungsteinzeitlichen Bauern abstammen, die die
Überbringer
von Ackerbau und Viehzucht waren: den "Indogermanen". Früher
nahm
man an, diese seien westrussische nomadisierende Reitervölker
gewesen,
nach neuester Auffassung dürften sie dagegen als friedfertige
anatolische
Landwirte zu uns gekommen sein. Auf einer langsam voranschreitenden
Ausbreitungswelle.
Der Fachmann nennt das "demische Diffusion", das hört sich
irgendwie
klüger an.
Demnach wären wir
Europäer eigentlich (fast)
alle Urbasken. Wir Basken gehören zum Cro-Magnon-Typus (Homo
sapiens
sapiens) und sprachen früher "Vaskonisch". Dann kamen die
ausländischen
Bauern und haben uns ihre idg. Sprache gebracht. Unsere eigene Sprache,
das "Vaskonische" hat sich in Europa nur als Substrat erhalten. So
nennt
man die "Sprache einer Vorbevölkerung, die in einem Sprachraum
in
Reliktwörtern, wie geographischen Namen bewahrt ist,
häufig auch
in einer bestimmten Lautgebung fortwirkt." Lediglich ein aufrechtes
Fähnlein
von uns hat nach dieser Theorie seine Sprache beibehalten und lebt
heute
zurückgezogen im Baskenland.
Die Bauern "aus dem Osten" sollen
uns aber nicht nur ihre
Sprache sondern auch die Kultur aus ihrer nach wie vor noch etwas
umstrittenen
Heimat gebracht haben. Der Ackerbau (lat. cultura agri) und die
Viehzucht
werden als Kulturleistung ersten Ranges betrachtet, das lateinische
"cultura"
ist zum Inbegriff des Fortschrittes und der menschlichen Bildung
geworden.
"Cultura" hat im Lateinischen daher auch die Bedeutung "Ausbildung"
(lat.
cultura animi) oder gar "Verehrung".
Ist diese Theorie nicht ein
bißchen merkwürdig?
Unsere europäischen Vorfahren, die Cro-Magnon-Menschen (oder
Urbasken),
haben grob gerechnet vor 25.000 Jahren in Südfrankreich
Zeugnisse
einer wahren Explosion des geistigen Lebens hinterlassen. Nirgendwo
finden
sich weltweit auch nur annähernd vergleichbare Spuren aus
dieser
Zeit. Noch heute stehen wir andächtig vor ihren einmaligen
Kunstwerken
und bewundern ihr hohes technisches Können. Die
Höhlenmalereien
von Lascaux stellen eine bis dahin unerreichte kulturelle
Höchstleistung
dar.
Auf diesem Entwicklungsstand
sollen wir Urbasken dann
viele Tausende von Jahren stehen geblieben sein, im geistigen
Tiefschlaf
sozusagen. Bis dann "erst in den letzten 10.000 Jahren aus Zentralasien
oder dem Nahen Osten" ein paar Bauern und Viehzüchter
angekommen sind.
Anschließend sind diese ("vor ca. 7.000 Jahren") auf dem
Kontinent
von Osten her vorgedrungen und haben uns Cro-Magnon-Menschen ihre
Sprache
und Kultur gebracht.
Der "Indogermane", das unbekannte
Wesen, als Kultur- und
Sprachbringer. Der sagenhafte Einwanderer, der von irgendwo Eulen nach
(zur) Cro-Magnon trägt. Stimmt das? Weiß jemand wirklich,
wo die uns so überlegenen Leutchen mit ihren Hacken und Ochsen
entsprungen
sind? "Als Urheimat der Indogermanen galt in der älteren
Forschung
lange Zeit Zentralasien, dann vermutete man ihr Herkunftsgebiet in
Nord-,
Mittel- und Osteuropa; die jüngere Forschung
schließlich grenzte
ihre Heimat auf Mittel- bzw. Osteuropa ein. Eine weitere Theorie geht
davon
aus, dass das ursprüngliche Kerngebiet der Indogermanen im
(Nahen?)
Osten lag; dann bewegten sie sich nach Westen und verteilten sich von
dort
aus."
Auf Deutsch gesagt ist bisher gar
kein "indogermanisches"
Stammgebiet zweifelsfrei nachgewiesen. Das sind alles nur Annahmen, die
lediglich "gemeinhin" als zutreffend "akzeptiert" werden. Aber eben
nicht
von allen, denn es existiert eine Vielzahl von alternativen Theorien
zur
europäischen Früh- und Urgeschichte.
Angesichts der Ungereimtheiten
des bisherigen Bildes von
den "Indogermanen" kann es nicht überraschen, dass es auch zur
Sprachgeschichte
unzählige Verbesserungs- oder Gegenvorschläge gibt.
Es sollte
daher die ketzerische Frage erlaubt sein, ob an der bisherige Theorie
von
den "Indogermanen" und dem "Indogermanischen" nicht etwas
Grundsätzliches
falsch ist.
Dazu ein paar allgemeine
Gedanken. Das "Indogermanische",
das Baskische und überhaupt alle Sprachen dieser Erde
müssen
irgendwann einmal entstanden sein, denn Sprachen fallen ja nicht fertig
vom Himmel. Es werden daher auch zahlreiche Entstehungstheorien
gehandelt.
Allen gemeinsam ist die Überzeugung, dass es eine (oder
mehrere) Ursprachen
gegeben haben muss.
Da das Baskische und die idg.
Sprachen nach dem Stand
der Erkenntnis nicht miteinander verwandt sind, müsste das
auch für
das mutmaßliche "Vaskonische" und das ebenso
mutmaßliche "Indogermanische"
gelten. Es könnte nun sein, dass beide bereits Ursprachen
sind. Sollten
jedoch das "Vaskonische" und / oder das "Indogermanische" selbst noch
keine
Ursprachen sein, so müßten sie jeweils auf eine
eigene Ursprache
zurückgehen. Und diese (nennen wir sie die "vaskonische"
Ursprache
und die idg. Ursprache) können eigentlich nicht miteinander
verwandt
sein.
Damit ergibt sich folgender
möglicher Zusammenhang:
"vaskonische" Ursprache =>
"Vaskonisch" => Baskisch
idg. Ursprache => "Indogermanisch"
=> heutige idg. Sprachen
Das bedeutet,
dass die
"Ururbasken" und die "Urindogermanen"
eine völlig voneinander getrennte Sprachgeschichte gehabt
haben müssten.
Beide Gruppen zählen zu den Homines sapientes sapientes. Die
einen lebten als Cro-Magnons
in Europa, die anderen irgendwo "in Mittel- bzw. Osteuropa" oder "im
(Nahen?)
Osten".
Können
diese Ortsangaben
noch unsicher sein, so scheint
das für das "Indogermanische" nicht zu gelten. Denn eine
beachtliche
Zahl von Wörtern dieser fiktiven Sprache ist bereits
erschlossen und
"gemeinhin" wissenschaftlich anerkannt. Diese idg.
Wurzelwörter (mit
* gekennzeichnet) wurden durch Vergleich aus dem Wortschatz der
belegten
jungen und uralten idg. Sprachen rekonstruiert. Dazu wurden die
sprachlichen
Veränderungen, besonders die Lautverschiebungen, genauestens
erforscht
und klare Regelmäßigkeiten erkannt. Die daraus
abgeleiteten
"Sprachgesetze" stehen im Einklang mit den Beobachtungen und gelten
infolgedessen
als unumstößlich.
Genau das
müssen sie
aber nicht sein. Auch in der
mittelalterlichen Astronomie glaubte man an die
Unverrückbarkeit von
"himmlischen" Gesetzen. Die von der Erde aus beobachteten
Zickzackkurven
eines Planeten störten daher kaum jemanden, denn sie folgten
ja entsprechenden
festen Regeln. In Wahrheit liefen die Himmelskörper jedoch auf
einfachen
elliptischen Bahnen. Die irdische Beobachtung an sich stimmte, nur die
Erklärung war falsch.
Was soll man
also von einer
Theorie halten, die auf zutreffenden
Beobachtungen beruht und dennoch nicht einleuchtende ("plausible")
Ergebnisse
liefert?
Nehmen wir zum
Beispiel das von
der Wissenschaft rekonstruierte
"indogermanische" Wort für Feuer, *ngni
(nach Szemerényi,
"Einführung in die Vergleichende Sprachwissenschaft", Aufl.
1990, S. 187).
Es genügt schon, den Zungenbrecher laut auszusprechen, um zu
hören, dass wohl
kaum einer so "beknackt" gesprochen haben kann. Auch wenn bereits unter
Sprachforschern die verzweifelte Frage aufkommt, ob die Urmenschen
schnalzend
und schmatzend kommunizierten. (DIE ZEIT, 14/2003, Der erste
Zungenschlag,
von Tobias Hürter)
Herr
Hürter schreibt:
"Die Fantasie von Sprachforschern
schweift gern in die ferne Vergangenheit, zum Ursprung ihres
Forschungsgegenstands.
Wie mag es sich angehört haben, als unsere Ahnen lernten,
Schallwellen
mit Bedeutungen zu beladen? Wie ein Grunzen vielleicht? Ein Brummen?
Ein
Japsen oder Bellen? Zu dumm, dass Sprache keine Fossilien
hinterläßt,
die Ordnung in die gelehrte Kakofonie bringen könnten...Nun
glauben
amerikanische Genetiker und Anthropologen, im Erbgut von Afrikanern
Hinweise
darauf gefunden zu haben, dass sich diese bizarren Intonationen seit
den
Anfängen der Sprache gehalten haben."
Der
endgültige Beweis
liegt jedoch nicht in Afrika, sondern vor
unserer Haustür.
Bei ihrer
Wortbastelei
vergleichen die Wissenschaftler immer
einander entsprechende Wörter möglichst aus allen
schriftlich belegten Sprachen.
In diesem Falle diejenigen, die "Feuer" bedeuten. Im Lateinischen
lautet das
Wort für "Feuer" ignis, im Sanskrit agni (im heutigen Indien
immer noch "agni",
nach dem eine indische Rakete benannt ist), im Russischen ogonj
(Brand), im
Polnischen ogien, im Serbo-Kroatischen oganj, im Tschechischen ohen, im
Albanischen ohen, im Lettischen uguns, im Türkischen yangin
und so weiter.
*ngni
klingt
also auf den ersten Blick überzeugend. Doch bei genauer
Betrachtung hat das (nach den Regeln der Vergleichenden
Sprachwissenschaft
ermittelte) Kunstwort leider einen kleinen Schönheitsfehler.
Im Deutschen
Wörterbuch
von Jacob und Wilhelm Grimm steht unter FEUER:
"... auffallend aber ist das der bairischöstreichischtirolischen mundart eigene ... kenten, incendere. SCHMELLER 2, 308. HÖFER 2, 126. FROMMANN 3, 105. 458. 6, 294, entsprechend dem altn. kinda, engl. kindle ..."
Das von Grimms
genannte (lat.)
incendere bedeutet anzünden, in Brand setzten.
Verwandte Wörter (Bindestriche zunächst
willkürlich gesetzt) sind:
kent-en
(bairischöstreichischtirolischen mundart) = anzünden,
in Brand setzten
in-cend-ere (lat.) in-cendo, cend-i, cen-sum = anzünden, in
Brand setzten
ac-cend-ere (lat.) ac-cendo, cend-i, cen-sum = anzünden, in
Brand setzten
in-cend-io (ital.) = Brand, Feuersbrunst
in-cend-iare (ital.)= in Brand stecken
ac-cend-ere (ital.) il fuoco = das Feuer (fuoco) anzünden
in-cend-ier (franz.)= anzünden
kind-a (altn.) = in Brand stecken, anstecken, anzünden;
entfachen
kind-le (engl.) = in Brand stecken, anstecken, anzünden;
entfachen
Die Lautfolgen
kent, kind, kind,
cend, cand und cen enthalten demnach die
Botschaft "Feuer entfachen, anstecken, anzünden".
Die Ähnlichkeit mit i-gnis, a-gni, o-gonj, o-gien, o-ganj,
o-hen, u-guns,
yan-gin weckt daher den Verdacht, es könne sich bei ignis und
den
anderen um "angezündetes" (also nicht natürlich
entstandenes)
Feuer handeln. Bedeutete (lat.) ignis ursprünglich
"Angezündetes"?
Und wie wurde
(wenn das stimmen
sollte) angezündet? Durch das Aufbewahren und Wiederentfachen
alter Glut? Mit dem Feuerstein?
Mit Hilfe von
Reibung? Die
Antwort liegt in Nord- bzw. Mitteleuropa und ist einfach:
i-gnit-e
(engl.) =
entzünden,
gni (norw.) = reiben,
gnide (dän.) = reiben und
knit-en (ahd.) = reiben.
Die Lautfolgen
gnit (für
entzünden) einerseits und gni, gnid knit (für reiben)
andererseits führen zu dem zündenden Schluss:
Offenkundig hat man früher anreiben
(an-knit-en oder in-knit-en) gesagt. Das "Anreiben" hat dann
später die
Bedeutung "Feuer" angenommen. Das ist nicht ungewöhnlich. So
sagen wir
heute zum Beispiel Tempo und meinen Papiertaschentuch. Die enge
Verbindung von
Reiben, Entzünden, Feuer etc. findet sich (bevorzugt) in den
"germanischen"
Sprachen häufiger:
Zur
aufreibenden Familie
gehören auch:
gneista (ahd.)
= Funke,
Gneis (dt.) (weil er so funkelt, Brockhaus, {mhd. gneist = Funke}),
knistern (dt.) (gedankliche Verbindung zur Funkenbildung),
ignition (engl.) = Zündung,
auhns (got.) = Ofen (nach "Die gotische Bibel" von Wilhelm Streitberg,
Zweiter Teil, 2. Auflage, 1928, S.14 zweifelhaft),
candle (engl.) = Kerze,
kentilastap (ahd.) = Leuchter,
Gnitzen [von
gnitte (mhd.) =
"stechendes Tier" = Bartmücken
(wohl auch wegen der wie Feuer brennenden Quaddeln)],
Gnitaheide
(Sie ist nach Edda der
Ort, an dem der Kampf zwischen Sigurd
{Siegfried} und dem Drachen {Fafnir} stattfindet, Brockhaus Band 8, S.
659,
Näheres zu dieser "Feuerheide" siehe muspilli {"Moor
verschwelt,
steht in Lohe der Himmel"})
Verwandt
dürfte auch der
(dt.) Kien-span [aus Kienholz, (ahd.) chin
Fackel aus harzreichem Holz (Brockhaus)] sein. Ebenso der
Gni(e)st,
kniest, gneist (siehe
Deutsches Wörterbuch) = (Zitat) der
kniest wird heute kaum noch gefördert, es handelt sich um
einen älteren
ausdruck der bergmannssprache (s. auch unten LASIUS), der heute nur
noch
im geologischen schrifttum gebräuchlich ist, vgl. WOLFF die
erzlagerstätte des
Rammelsberges, zs. f. d. berg-, hütten- u. salinenwesen 61
(1913) 457, bes. 459f.,
478ff., 503f.; BORNHARDT gesch. d. Rammelsberger bergbaues, archiv f.
lagerstättenforschung (1911) heft 52: da man die erze im
Rammelsberge durch
feuersetzen gewinnt, so musz man sich sehr in acht nehmen, dasz man
diesem
brennbaren schiefer, den der bergmann kniest nennt, nicht zu nahe komme
G. S. O.
LASIUS beobachtungen üb. d. Harzgebirge (1789) 1, 114; (Zitat
Ende)
Auch das
koreanische kida (=
anzünden) gehört wohl entfernt zur aufreibenden
Familie, ihm ist auf der langen Reise von Europa lediglich das "n"
verloren gegangen.
Was hat das
alles zu bedeuten?
Das weltweit verbreitete "indogermanische"
Wort für Feuer kommt von "reiben" und es verweist eindeutig
auf ein mittel- oder
nordeuropäisches ("germanisches") Original. Selbst
südeuropäische
Wörter wie candela (lat.) = Wachskerze, Talgkerze; candere
(lat.) candeo candui =
glänzend weiß sein, schimmern, erglänzen;
glühen und cena (lat.) = Hauptmahlzeit,
Essen, Gastmahl gehen auf diese offensichtlich nordische Wurzel
zurück.
Das spricht für meine Theorie von der Entstehung der Sprache
und bedeutet,
dass die vermeintliche "1. Germanische Lautverschiebung" ein
Hirngespinst ist.
Nicht bei den "Germanen" sondern bei den anderen haben sich die in Rede
stehenden Laute verschoben. (Natürlich hat es auch bei "uns"
höchst
bemerkenswerte Lautverschiebungen gegeben, von denen hat die
Sprachwissenschaft
jedoch (vielleicht wegen ihres falschen Blickwinkels) bisher keine
Notiz genommen.)
(Ahd.) kniten
ist nach meiner
Theorie aus den Urwörtern gi
+ ni + tan
organisch
hervorgegangen. Es bereitet (allein aus diesem Grunde) den
"Einheimischen" keine
Probleme. Die Lautfolge kni stellt jedoch für den
"Fremdsprachler" einen
Zungenbrecher dar. Darum in den "eleganteren" Sprachen die Metathesis
(Umstellung / Spiegelung) ni
=> in.
Das Feuer hat
in der Geschichte
der Menschheit seit jeher eine besondere
Bedeutung gehabt. Es gab und gibt kaum etwas Wichtigeres für
das Überleben des
unbehaarten Wesens mit dem schwächlichen Gebiss. Mit
Sicherheit haben unsere
Ahnen schon sehr viel früher ein Wort für das Feuer
gehabt, das sie wärmte,
vor wilden Tieren schützte und Fleisch genießbarer
machte. Schon lange, bevor
sie die Nutzbarkeit der Reibungshitze entdeckt hatten. Es handelt sich
bei der
Rekonstruktion von *ngni also um einen
offensichtlichen Fehler, weil das wahre
idg. Wort für Feuer weit älter sein und anders lauten
muss.
Das wirkliche
"indogermanische"
Wort für FEUER geht ganz ohne bizarren
afrikanischen Zungenschlag über die Lippen: fir.
Sprechen Sie das mal nach.
Blasgeräusch (fff) + Vokal + Knurrlaut (rrr) ergibt fir.
FEUER ist immerhin nicht ganz ungefährlich. Dieses fir findet
sich in unzähligen
Wörtern der heutigen idg. Sprachen in leicht abgewandelter
Form wieder. Sogar das
koreanische bul [= Feuer, (mit kurzem u und l)] kommt daher. Mit der
Lautverschiebung von f => p wurde zunächst aus fir
griechisch pyr. Die Abneigung
der Asiaten gegen das "r" hat dann offensichtlich zu einer weiteren
Lautverschiebung von pyr => bul geführt.
Dieses
linguistische Missgeschick
bei einem der Schlüsselwörter der Menschheit
beweist, dass die Indogermanistik trotz sorgfältiger
wissenschaftlicher Arbeit
zu mangelhaften Ergebnissen geführt hat. Das Spiel mit dem
Feuer veranschaulicht
sogar, wo die Fehlerquelle liegt. Der Blickwinkel ist falsch. Das
lässt sich mit
dem irrigen "geozentrischen" Denkmodell vergleichen. Seinerzeit hat man
die Rolle
der Sonne unterschätzt, in der Sprachwissenschaft (und nicht
nur da) die besondere
Stellung der "germanischen" Sprachen. Hat man zu Galileis Zeiten noch
Zickzackkurven zur Erklärung für den Gang der
Gestirne "gemeinhin akzeptiert",
so sind es in der Indogermanistik "Lautgesetze" wie die "1. Germanische
Lautverschiebung". Hier hat man Planetenbewegungen beobachtet und dort
Lautverschiebungen. Beide waren nicht wegzuleugnen und trotzdem war
(bzw. ist)
die "wissenschaftliche" Begründung falsch.
Im weltweiten
Wust unter http://people.freenet.de/thitus/index.htm
(muspilli, Abschnitt "38. Vortrag
Kürnbach" und "40.
Das sollen Urwörter sein?") sind einige weitere fehlerhafte
Rekonstruktionen
genannt. Alle folgenden Verweise beziehen sich auf muspilli.
An dieser
Stelle genügt
die traurige Mitteilung,
dass es nicht gut aussieht für die Indogermanen. Und was ist
mit der
baskischen Frage? Darauf eine klare Antwort: Auch die "Urbasken" (oder
baskischen Ureuropäer?) mit ihrem "Vaskonisch" existieren nur
im Reich
der Vorstellung. Haben die "Urbasken" wirklich und nachweislich in ganz
Europa gelebt? Wo kommen sie her und wann trafen sie auf die
Indogermanen,
deren Heimat "wohl" "in Mittel- bzw. Osteuropa" oder "im Osten" lag?
Vermutungen
über Vermutungen.
Halten
wir uns daher lieber an
die harten Tatsachen. Wir
haben einerseits die idg. Sprachfamilie, die sich etwa 5000 Jahre
zurückverfolgen
lässt, und andererseits die baskische Sprache mit
schriftlichen Aufzeichnungen
seit höchstens 600 Jahren. Außerdem dürfen
wir als gesichert
betrachten, dass beide auf eine Ursprache zurückgehen (weil
Sprachen
nicht vom Himmel fallen).
Alles
Weitere ist unbewiesen. Das
"Indogermanische", das
"Vaskonische", eine "vaskonische" Ursprache oder eine "indogerm."
Ursprache,
alles nicht belegt. Man glaubt, aber man weiß (ehrlich
gesagt) nichts.
Diese
geballte Nicht-Wissenschaft
ist betrüblich.
Besonders weil auf der genannten Seite (muspilli)
seit vielen Jahren einfach nachzulesen
ist, wie unsere Vorfahren zu ihrer "indogermanischen" Ursprache
gekommen
sind. Dort ist alles Wissenswerte erschöpfend dargestellt, nur
liest
oder glaubt kaum einer die Beweisführung.
Es kann
daher zur
Unterstützung der wahren Sache
nicht schaden, die idg. Frage mal von einem anderen Standpunkt aus zu
beleuchten
und sich näher mit dem seltsamen Baskischen zu
beschäftigen.
Auch wenn es trotz längerer Zeit des Selbststudiums noch immer
schwer
fällt, mehr vom Euskera zu verstehen als eine baskische Kuh
vom Seiltanzen.
Es wird daher vorsorglich um Verständnis für
wahrscheinliche
Fehler gebeten. Hilfe ist jederzeit willkommen.
Zur
Annäherung an die
baskischen Wurzeln machen wir
eine Reise ins Paradies zum Baum der Erkenntnis. Der Homo sapiens
sapiens
oder "moderne Mensch" (darunter die Cro-Magnon-Mensch, also wir
Europäer)
ist erstmals vor etwa 100.000 Jahren aufgetreten. Ein Mensch wie Du und
ich, mit dem gleichen Gehirn. Mit dem gleichen Mundwerk und genauso
begabt.
In der Bibel steht, dass die ersten Menschen noch im Paradies gelebt
haben.
Sie hatten noch nicht vom Baum der Erkenntnis gegessen. So die Bibel,
in
die (wie schon oft festgestellt) neben der "heiligen Botschaft" auch
die
Überlieferungen aus vorchristlicher Zeit eingeflossen sind. Es
dürfte
dieser wahre Kern des wohl uralten Textes sein, der von einer Zeit
berichtet,
als die Menschen angeblich noch keine Erkenntnisse hatten.
Offensichtlich
scheint dann irgend etwas geschehen zu sein, so dass die Menschen (nach
dem Biss in den Apfel) plötzlich etwas erkannten und damit
ihre Unschuld
verloren. Man beachte, in der Bibel ist von Menschen die Rede und nicht
etwa von deren äffischen Vorgängern.
Na raten
Sie mal, was wohl die
Menschen vor 100.000 Jahren
noch nicht erkannt hatten. Es muß etwas sein, das heutzutage
die
Grundlage unserer Erkenntnisse bildet. Etwas uns völlig
Vertrautes,
das ihnen bis zum "Sündenfall" gänzlich unbekannt
war.
Es waren
wohlgemerkt die gleichen
Leute wie wir, der Urururgroßvater
und die Urururgroßmutter. Aber trotzdem hatten sie von irgend
etwas
noch keine Kenntnis. Wenn man das bisherige Wissen über
Lascaux und
die Bibel in Gedanken gegeneinander abwägt, dann gibt es wohl
nur
eine richtige Antwort. Die Menschen konnten anfangs (d. h. vor 100.000
Jahren) noch nicht sprechen. Auch vor 25.000 Jahren hatten wir Menschen
wahrscheinlich von Sprache, so wie wir sie heute kennen, noch nie das
Leiseste
gehört. Über den unendlichen Zeitraum von 75.000
Jahre hinweg
konnten die Menschen nicht sprechen. Sie konnten es nicht, weil auch
ihre
Ur-ur-ur-ur-ur...Eltern nichts zu sagen vermochten. [Legen Sie die
Zeitangaben
bitte nicht auf die Goldwaage, sie spielen für den
Sinnzusammenhang
keine übergewichtige Rolle. Es kommt auf ein paar tausend
Jahre hin
oder her nicht an.]
Unsere
Ahnen waren genauso wenig
auf den Kopf gefallen
wie wir. Doch in diesem einen Punkt unterschieden sie sich von uns. Sie
hatten noch nicht erkannt, dass man mit Lauten viel mehr anstellen
kann,
als sie das bisher schon immer getan hatten. Sie brachten daher keinen
müden Satz, nicht einmal ein einziges Wort über ihre
Lippen.
Das klingt verrückt.
Das ist
wirklich unvorstellbar,
denn Wilhelm von Humboldt
(siehe Abschnitt 03. Für Lucy) hat gesagt, dass die Sprache
gleichsam
die äußerliche Erscheinung des Geistes sei. Daraus
folgt, dass
Menschen mit Hirn und Verstand auch (wenigstens über kurz oder
lang)
sprechen müssten. Wenn man dagegen eins und eins
zusammenzählt,
so haben unsere Ahnen das bis zu jenem denkwürdigen Zeitpunkt
vor
vielleicht 25.000 Jahren nicht getan. Erst zu diesem Zeitpunkt
"aßen
sie vom Baum der Erkenntnis". 75.000 Jahre wären sie dann ohne
das
ausgekommen, was wir heute unsere Sprache nennen. Das ist unglaublich,
doch dafür gibt es deutliche Hinweise.
Immer
wieder finden sich
Haushaltsgeräte, Waffen
und Kunstgegenstände oder Schmuck unserer Vorfahren.
Für den
Zeitraum von ungefähr 100.000 bis etwa 25.000 Jahren vor heute
zeugen
diese Funde von einer bis dahin unerreicht hohen Intelligenz.
Vor
vielleicht 25 000 Jahren
geschieht dann plötzlich
etwas sehr Bemerkenswertes. Die bisher
verhältnismäßig
schlichten Gegenstände werden auffallend feiner bearbeitet und
wirken
wie von Meisterhand hergestellt. Selbst heute könnte niemand
die Waffen
mit den damaligen Mitteln besser anfertigen. Der Schmuck ist nun auch
für
moderne Begriffe an Schönheit nicht zu übertreffen
und die Kunstwerke
finden wir heute ebenso großartig wie ihre Schöpfer.
Die reicheren
Grabbeigaben, ebenso wie die Malereien (zum Beispiel von Lascaux),
lassen
erkennen, dass sich auch die Gedankenwelt der Menschen erweitert hat
und
die Vorstellung von einem Jenseits die Gemüter der Menschen
verstärkt
beschäftigt.
Wie
konnte es zu diesem
unverhofften Wandel kommen? Haben
sich die Gehirne vergrößert? Hat es irgend eine
andere körperliche
Weiterentwicklung gegeben? Die Biologen sagen nein. Die Menschen sind
seit
100.000 Jahren die gleichen. Das kann man sich zwar schwer vorstellen.
Schließlich scheinen wir unseren Vorfahren kulturell und
technisch
sooo weit voraus zu sein. Doch machen Sie es sich bitte noch mal ganz
klar,
die Leute waren nicht irgendwelche Halbaffen. Sondern es waren unsere
Urur...großeltern
und daher genau so schlau wie wir. Es gibt daher nur eine
vernünftige
Erklärung für den plötzlichen Aufschwung der
Menschheit,
der sich nicht nur in Südfrankreich nachweisen lässt.
Zu diesem
Zeitpunkt wurde eine
neue Sprache erfunden.
Genauer gesagt, es wurde das erfunden, was wir heute allgemein Sprache
nennen. Eine Sprache aus Wörtern und Sätzen. So etwas
wie die
französische Sprache zum Beispiel.
Die
Erfindung einer neuen Sprache
war im Grunde überhaupt
nicht erforderlich, denn es gab ja bereits mehrere
hervorragend
geeignete Sprachen. Sprache ist der Gebrauch gleichbleibender (Laut-)
Zeichen
zur Verständigung.
Körpersprache
ist nach
dieser einfachen Definition
auch eine Sprache. Und wir Menschen verstehen uns ganz hervorragend auf
das Mienenspiel als Ausdruck unserer Gefühle, Stimmungen oder
Wünsche.
Die Gestensprache beherrschen wir ebenfalls perfekt. Tippen Sie sich
mal
an die Stirn, wenn auf der Autobahn so ein nackter Affe im Mercedes zu
dicht auffährt. Oder ballen Sie die Faust und strecken Sie nur
den
kleinen Finger gleichzeitig mit dem Zeigefinger ab. Das wirkt
hervorragend,
besonders in Italien. Der Mensch besitzt eine Schauspielerbegabung, wie
sie sich im Tierreich nirgends findet.
Hinzu kam
eine hoch entwickelte
Lautsprache aus bis zu
50 deutlich unterscheidbaren einzelnen Lauten. Diese Laute waren nach
unserem
heutigen Verständnis noch keine Wörter.
Wörter bestehen
ja in der Regel aus mehreren Einzellauten und haben eine ziemlich
bestimmte
Bedeutung. Wörter werden aus mehreren Lauten "artikuliert".
Die Einzellaute
der Urzeit waren im Vergleich dazu noch keine Wörter, sondern
es waren
noch einfachere Lautzeichen mit einer viel allgemeineren Aussagekraft.
Im Zusammenhang mit der jeweiligen Gelegenheit und der
Körpersprache
stellten sie jedoch ein bis dahin in der Natur unübertroffenes
Verständigungsmittel
dar.
Deutlich zu unterscheiden könnten (zum Beispiel) folgende Einzellaute gewesen sein:
Lautzeichen | Bedeutung (nur einige Beispiele) |
d d d | alle Dinge (Menschen, Tiere, Pflanzen, Gegenstände), deuten, "da ist etwas", "der da", "die da", "guck mal da", "gib mir das" usw. |
r r r | Angst, gefährlich, Abwehr, Gefahr, böse, "ein Bär kommt", "haut ab!" usw. |
o o o | groß, Erstaunen, schön usw. |
s s s | Schmerz, "es ist kalt", "heiß", "verbrenn dich nicht" usw. |
m m m | angenehm, "schmeckt gut", "bei dir fühl ich mich wohl", "ja" usw. |
i i i | Überraschung, Ekel, "geh weg", "nein" usw. |
Dank
ihres hochentwickelten
Gehirns dürften unsere
Ahnen ihre Gebärden-, Gesten- und Lautsprache sogar um einiges
besser
"gehandhabt" haben, als wir uns das heute vorstellen können.
Einfach
weil wir heute die neue (aus Wörtern bestehende) Sprache
benutzen
und nicht mehr so auf die übrigen Zeichen unserer Mitmenschen
achten
wie sie. Ohne Zweifel waren sie aber schon bis zu diesem
denkwürdigen
Zeitpunkt vor 25.000 Jahren allen anderen Lebewesen
einschließlich
ihrer behaarten Verwandten weit überlegen.
Dem
Menschen waren bereits zwei,
überall in der Schöpfung
altbewährte, Sprachen in die Wiege gelegt. Warum sollte er
dann eine
zusätzliche dritte verlangen? Eine, die noch nie auf diesem
Erdball
erschallt war? Er war doch bereits der Herrscher, was wollte er denn
mehr?
Genau
betrachtet liegt die
Erfindung einer Wörtersprache
ja auch gar nicht in seiner Natur. Wenn Kleinkinder ganz für
sich
allein aufwüchsen, ohne jemals eine neue Sprache zu
hören, so
würden sie ihre angeborene Körper- und Lautsprache
benutzen und
keine andere entwickeln. "Isoliert man einen einzelnen Menschen
sprachlich,
so bleibt er ... sprachlos" (Derek Bickerton).
Und
würde unser
Sprachgedächtnis gelöscht,
dann fielen wir auf unsere angeborene alte Laut- und
Körpersprache
zurück. Selbst ein Professor der Linguistik würde
dann nicht
mehr verkünden, dass ihm "diese Mahlzeit ausgezeichnet
gemundet" habe,
sondern ein freundliches Gesicht ziehen, sich den Bauch reiben und "mmm"
machen.
Sie
meinen, der Gelehrte
würde sofort wieder eine
eigene Wörtersprache erfinden? Mit aller
allergrößter Wahrscheinlichkeit
nicht! Er weiß ja gar nicht was das ist! Er hat doch noch nie
etwas
davon gehört. Er kennt nur die alte "natürliche", die
schon die
Ahnen seit Zehntausenden Jahren "einsetzen". Und schlauer als diese ist
er leider
auch nicht.
Zugegeben,
es wurden in der
Vergangenheit immer mal wieder
neue Sprachen geschaffen, gerade von Kindern. Wie in jüngerer
Zeit
das "Pidgin" oder die "Kreolsprachen". Aber diese Menschen hatten
bereits
Bruchstücke anderer neuer Sprachen gehört, sonst
hätten
sie das nicht geschafft. Das ist der entscheidende Unterschied. 75.000
Jahre "sprachloser" Geschichte beweisen, dass der menschliche
Sprachmotor
ohne einen derartigen Zündfunken in aller Regel nicht
anspringt.
Ohne
irgendeine noch so kleine
sprachliche Anregung hätte
selbst der kluge Herr Professor das (Rede-)Pulver also nicht erfunden.
Ohne Zündung kommt es nachweislich nicht zu der erstaunlichen
Sprachexplosion
im Hirn.
Und schon
gar nicht im
fortgeschrittenen Alter. Denn was (Steinzeit-)Hänschen
nicht lernt, das lernt Prof. Dr. Hans nimmermehr. Ganz besonders gilt
das offenbar
für die Sprache. Die kindliche Welt des Lernens beschreibt DER
SPIEGEL 43/2003
in dem Beitrag "Jeden Tag ein neues Universum" etwa so:
Gleich
nach der Geburt erkennen
Babys die Stimme ihrer Mutter und zum Ende
des ersten Lebensjahres verstehen sie die Bedeutung von rund 60
Begriffen.
Wichtige Bausteine des grammatischen Gerüsts erwerben sie
lange bevor sie
sprechen. Mit zweieinhalb Jahren haben sie sich ihre Muttersprache
grundlegend
erobert, und wenn Schüler mit zehn eine Fremdsprache
büffeln, ist das Zeitfenster
für den spielerisch leichten Spracherwerb längst
zugefallen. Das Lernen der
Muttersprache geschieht wie von selbst. An die ersten so
prägenden dreieinhalb
Lehrjahre können wir uns nicht einmal erinnern, weil das
bewusste
Langzeitgedächtnis noch nicht angelegt ist.
Die
ersten Lebensjahre
entscheiden gleichzeitig auch darüber,
welche der im Überschuss vorhandenen Kontaktstellen (Synapsen)
zwischen den rund 120 Milliarden Nervenzellen unseres kindlichen
Gehirns beibehalten und welche nicht benötigt werden.
Häufiger beanspruchte
Gedankenbahnen werden verstärkt, andere verkümmern.
Nur im Kindesalter
bildet das Gehirn jene Gleise aus, in denen das Denken später
verläuft.
Erfolgt aus irgendeinem Grunde keine sprachliche Anregung, so ist im
Alter, was die Sprache anbelangt, der Zug längst abgefahren.
"Das
deutsche Bildungssystem
versagt bereits im Kindergarten", befindet DER SPIEGEL im Hinblick auf
die unangemessene Förderung der heutigen Kleinen. Er kann sich
trösten, früher war es noch schlimmer. Vor Urzeiten
konnten Mütter ihren Babys nicht mal eine Sprache vermitteln.
Weil sie selbst keine gelernt hatten, die sie hätten
weitergeben können.
Wir
halten unsere heutige Sprache
für selbstverständlich.
Ein Leben ohne den regen Austausch der Meinungen, die Nachrichten oder
einfach nur den täglichen Klatsch und Tratsch scheint
undenkbar. Wir
meinen, die neue Sprache sei ein Teil des Menschen. Genau das ist sie
aber
nicht.
Ganz
anders verhält es
sich mit der Fähigkeit
zu dieser neuen Sprache. Das Gehirn und die Sprechwerkzeuge sind
bereits
seit 100.000 Jahren ausgebildet, genauso wie die ursprünglich
für
wärmedämmende Zwecke ausgebildeten Federn
für den Flug.
Der Mensch kann sprechen, muss
es aber nicht.
Vor
25.000 Jahren hatten unsere
Vorfahren, das ist der
einzig mögliche Schluss, überhaupt noch keine neue
Sprache und
sie hatten auch noch niemals eine gehört. Nicht von anderen
Menschen
und auch nicht zum Beispiel vom Neandertaler. Sie müssen sie
selbst
erfunden haben. So eine Erfindung muss ein verteufelt seltenes Ereignis
sein, wenn sie erst nach 75.000 Jahren Menschheitsgeschichte gemacht
wurde.
Es
könnte
natürlich sein, dass die Menschen
auf der Erde so weit verstreut und einsam gelebt haben, dass sie von
einander
nie auch nur das Geringste gehört hätten. Weder
unmittelbar selbst,
noch über Dritte. Sie hätten die Sprache dann
völlig auf
sich allein gestellt herausfinden müssen. Bei den
afrikanischen Khoisan-Sprachen,
die durch ihre ungewöhnlichen geschnalzten Konsonanten
auffallen,
könnte es sich vielleicht um so eine völlig
eigenständige
Erfindung handeln. Bei vielen anderen besteht jedoch der Verdacht, dass
sie mittelbar oder unmittelbar auf das Ereignis vor 25.000 Jahren
zurückgeführt
werden können.
Denken
Sie an das Pidgin. Es ist
nicht erforderlich, eine
bereits vorhandene Sprache zu übernehmen, um sich
verständigen
zu können. Es scheint zu genügen, Brocken einer
Sprache lediglich
zu hören, um dann zu einer eigenen sehr unterschiedlichen
Sprache
zu finden.
Wenn ich
sie a)
übernehme, wird sie sich im Laufe
der Jahrtausende gegenüber dem Original zwar stark
verändern
(wie bei den idg. Sprachen). Sie wird aber bei näherer
Untersuchung
die gemeinsame Wurzel noch erkennen lassen. Diese ist bei der idg.
Familie
ja daher auch erst spät entdeckt worden.
Wenn ich
sie dagegen b) nur mal
höre und nach dieser
Zündung meine eigene neue Sprache entwickele, so wird diese
sich wahrscheinlich
von der Zündsprache wesentlich stärker unterscheiden
und den
gemeinsamen Ursprung noch weit schwerer erkennen lassen.
Bleiben
wir bei der Bezeichnung
"Sprache", wenn wir von
der neuen Wörtersprache reden, und malen uns aus, wo wir heute
ohne
sie stünden.
Wir
hätten noch nicht
"vom Baum der Erkenntnis gegessen".
Und wir wüssten noch nicht, was Sünde ist.
Im
Brockhaus steht unter dem
Stichwort Erkenntnis: "der
Vorgang der Einsicht (das Erkennen), durch den ein dem betrachteten
Sachverhalt
adäquates Wissen erworben wird; auch das Ergebnis dieses
Prozesses,
das Erkannte. Grundsätzlich wird meist zwischen einer
unmittelbaren
durch Anschauung oder Intuition erworbenen Erkenntnis, und einer
mittelbaren,
durch begriffliche Vermittlung (diskursives Denken) gewonnenen
Erkenntnis
unterschieden."
Wir haben
heute ein für
allemal erkannt und verfügen
über das adäquate (entsprechende) Wissen, dass alles
höhere
Leben vergänglich ist. Ohne den Begriff des Gestern, des Heute
und
des Morgen, als geschichtslose Wesen, hätten wir schwerlich
diese
Erkenntnis gewinnen und unseren Mitmenschen vermitteln können.
Der
Tod hätte ja noch keinen Namen, und was, bitteschön,
ist das
"Leben"? Diskursiv heißt, "von einer Vorstellung zu einer
anderen
mit logischer Notwendigkeit fortschreitend". Eine mittelbare, "durch
begriffliche
Vermittlung gewonnene Erkenntnis" ist ohne sprachliche Begriffe
ebenfalls
nicht möglich. Ergebnis: Wir müssen erkennen, dass
ohne Worte
Erkenntnis in dem beschriebenen Sinne nicht möglich ist.
Anders
ist es mit dem Erkennen.
Auch Tiere können
erkennen und einordnen, sonst säßen Affen nicht auf
Bäumen,
sondern zum Beispiel versehentlich mal auf einem Löwen (oder
im Mercedes).
Da auch bereits Babys genau unterscheiden und in Kategorien einordnen
können,
konnten das unsere wortlosen Vorfahren ebenfalls. Sie unterschieden
einzelne
Menschen, Tiere, Pflanzen, Gegenstände, aber sie hatten noch
keinen
Namen für sie. Sie konnten ihren Mitmenschen auch nicht
mitteilen,
dass da ein Tier komme, denn den Begriff "Tier" gab es ebenfalls noch
nicht.
Und das Glück, die Trauer, der Hass, die Liebe? Ohne Worte
sind sie
nicht zu benennen, Seelenzustände sind ja nicht zu sehen.
Ohne
Worte könnten wir
auch nicht einsehen, dass
wir alle kleine Sünderlein sind. Eine Sünde ist "in
der Religionsgeschichte
die Überschreitung eines geheiligten oder göttlichen
Gesetzes,
wodurch das Verhältnis zur Gottheit gestört wird. Die
Vorstellung
von "gut" und "böse" oder "recht" und "falsch" findet sich in
den
meisten Religionen, wobei die religiös definierte Verfehlung
meist
mit dem Verstoß gegen ein Tabu zusammenhängt." Vor
dem biblischen
Sündenfall gab es keine Worte, erst recht keine
ausgesprochenen sittlichen
Gesetze oder gar schriftlichen Gesetzestexte, die Menschen lebten ohne
Vorschriften oder Tabus. Es gab auch noch keine Benimmregeln und keine
Mahnungen eines Knigge der Steinzeit, weil es niemanden gab, der sie
aussprechen
konnte. Wer wollte von Schuld reden, es gab ja noch keine vereinbarten
Regeln, keine Anklage und kein Urteil.
Mit d
d d
oder r r r lebt man noch in aller
Unschuld. Man kommt dafür aber auch nicht weit. Jeder Jahrgang
fängt
so ziemlich von vorne an. Versuchen Sie mal, die "Zeit" oder gar die
"Ewigkeit"
mit den paar Tönen und unter Einsatz Ihres Körpers
ihrem Nachbarn
zu erklären. Auch mit ständigem Geseufze wird dem
Gegenüber
nicht verständlich zu machen sein, dass es nach dem hiesigen
Jammertal
ein herrliches Leben im Jenseits geben wird. Sie können nicht
gemeinsam
über Tod und Geburt sinnieren. Die Schlüsselfragen
des Lebens
bleiben ungestellt. Die drängendsten werden heutzutage zum
Beispiel
bereits von der "Kirche Jesu Christi" auf Faltblättern
verteilt:
"Woher
komme ich, wohin gehe ich
nach dem Tod?
Was ist
der Sinn meines Lebens?
Wie kann
ich auf Dauer
glücklich werden?
Was macht
eine
glückliche Familie aus?
Ist
Kirche mehr als Tradition?"
Bleiben
solche Lebensfragen auch
ungedacht? Gibt es ohne
Wörter überhaupt die Götter? Gibt es ohne
Worte keine Besänftigung
durch das Gebet?
Geist und
Seele blieben bei dem
Sprachvermögen, das
der Tierwelt noch so nahe ist, in den Windungen unseres
mächtigen
Gehirns gefangen. Diese gewaltigste aller Erfindungen der Natur ist
noch
nicht erleuchtet worden, der Geist ist noch nicht voll erwacht, die
Gedanken
sind noch nicht frei. Schmerz und Krankheit bleiben unbeschrieben.
Für
Kummer, Sorgen, Verzweifelung, Hoffnung und Erlösung fehlen
die Worte.
Das Leben
verläuft
demnach einfacher und
nach unserem Geschmack eintöniger. Der Mensch fühlt
sich dem
Tier noch näher, versteht es vielleicht sogar besser. Seine
Sinne
mögen noch schärfer sein, seine Wahrnehmungen von
Geräuschen,
Klängen, Farben und Formen bleiben jedoch
unerklärlich, das Schöne
ist unsagbar, das Hässliche nicht zu beschreiben.
Über
den Geschmack kann
noch nicht gestritten werden
und die Lüge, die uns heute auf Schritt und Tritt begleitet,
hatte
noch niemand über seine Lippen gebracht.
Paradiesische
Verhältnisse?
Nicht
ganz, denn es kann auch
ganz schön unangenehm
werden. "Vorsicht! Von links schleicht sich ein Säbelzahntiger
(oder
Neandertaler) an Dich heran. Ich sehe ihn genau, er ist noch 100 m von
Dir entfernt. Renn‘ in die Höhle, die ist gleich
rechts neben der
große Tanne, ich bin auch gleich dort." Das könnten
Sie heute
ihrem Jagdgefährten im lichten Buschland
hinüberschreien, aber
anno dazumal hätten Sie sich vielleicht mit einem schrillen o
o
o r r r o o o r r r begnügen müssen. Ob der
Kumpel das überlebt
hätte?
Wenn nur
die Fährnisse
und die Mühsal des täglichen
Überlebens nicht wären, so könnte man
trotzdem fast von
paradiesischen Zuständen reden.
Lehnen
Sie sich mal
zurück und denken Sie darüber
nach. Wahrscheinlich wird sich keiner von uns ein Leben im Paradies
richtig
vorstellen können. Nur eins muss klar sein. Ohne unsere
Sprache wären
wir genau so dran, wie unsere Vorfahren. Es erginge uns keinen Deut
besser.
Wir stünden auf der gleiche Entwicklungsstufe wie sie und
wären
auch nicht viel weiter gekommen. Denn wir sind die gleichen
Menschen.
Das gleiche Gehirn, die gleiche Sprachfähigkeit (das ist
wichtig).
Ohne die neue Sprache hätte die Menschheit nicht diesen
gewaltigen
Fortschritt tun können! Vielleicht versuchen Sie auch mal, nur
einen
einzigen Tag ohne die Sprache auszukommen. Das wird sicherlich nicht
einfach,
obwohl wir ja schon die Sprache kennen und unser Gehirn dementsprechend
geschult ist.
Unbestreitbar
ist
nämlich, dass wir trotz des gleichen
Gehirns heutzutage weit höhere geistige Leistungen vollbringen
als
unsere Urväter. Nein, nicht weil wir uns genetisch von Ihnen
in irgendeiner
Weise unterschieden. "Das Auftreten höherer geistiger
Fähigkeiten
war keineswegs das Endergebnis einer allmählichen Steigerung
der Leistungsfähigkeit
des Gehirns, sondern das plötzliche Nutzbarmachen eines brach
liegenden
Potentials", so drückt es Ian Tattersall aus.
»Nach
US-amerikanischen
Forschern beeinflusst die
Ansprache des Säuglings die Entwicklung seines Gehirns.
Psychologen
und Neurologen glauben, dass die Anzahl der Worte, die pro Tag zu einem
Säugling gesprochen werden, der entscheidende Faktor
für Intelligenz,
Schulerfolg und gesellschaftliche Kompetenz sind... "Wir wissen jetzt,
dass Nervenverbindungen sehr früh im Leben geknüpft
werden und
das Hirn des Säuglings nur auf Erfahrungen wartet, um die
entsprechenden
Verknüpfungen vorzunehmen", sagte die Neurologin Patricia Kuhl
von
der Universität Washington. Tests von Kindern im Alter von
zwei Jahren
zeigten, dass die mit der geringsten Ansprache in ihrer geistigen
Entwicklung
weit hinter den Kindern mit der intensivsten Ansprache
zurückfielen.«
(Quelle: »Reden formt den Intellekt des
Säuglings«, Badisches
Tageblatt April, 1997, siehe auch Abschnitt "03. Für Lucy").
Tattersall
vergleicht den
schlagartigen Einsatz einer
ungenutzten Begabung mit den Federn im Tierreich. Ursprünglich
konnten
sich nur Insekten und Saurier in die Lüfte erheben. Federn
dienten
dagegen vermutlich nur einer Reptiliengruppe zur besseren
Wärmedämmung.
Erst viel später stellten sie beim Erstflug eines gefiederten
Lebewesens ihre vollen Möglichkeiten unter Beweis. Die Federn
waren
ursprünglich nützliche Anpassungen an die
Kälte, bevor sie
zum Fliegen adaptiert wurden. Vorher waren sie eine Exaptation (dieses
Fachwort wird wirklich so geschrieben).
Das
menschliche Gehirn
mußte, wie die Federn als
Exaptation eine schlichtere Aufgabe erfüllen, bevor es die
völlig
unwahrscheinliche Erfindung der neuen Sprache zu seinem geistigen
Höhenflug
und der vollen Nutzung seine Möglichkeiten angeregt hat.
Vielleicht
werden die Philosophen
eines Tages streiten,
ob mit der Benennung von DU, ICH, den Dingen der Umwelt, des Raums, des
GEISTES, der SEELE, von GOTT ... auch ein Wandel des Ichbewusstseins
einhergeht.
Sicher ist jedoch, dass Sprache zu einer körperlichen
Veränderung
im Gehirn führt. Es bilden sich neue Verbindungen (Synapsen)
zwischen
den Nerven (Neuronen), was die geistigen Kräfte
günstig beeinflusst.
Wir wissen bis heute nicht genau, wie wir denken. Ob in
Wörtern oder
Sätzen, in unserer Muttersprache oder irgendeiner anderen
(Protosprache),
aber eins ist wohl klar: Sprache und Geist, Geist und Sprache
gehören
irgendwie zusammen. Und Sprache führt zu einer
höheren Stufe
des geistigen Lebens.
Alles
spricht demnach
dafür, dass die neue Sprache
nicht von Einwanderern nach Europa mitgebracht, sondern in
Südfrankreich
oder Mitteleuropa von einer Mitbürgerin (nicht einem
Mitbürger)
des Cro-Magnon-Typus (also der besseren Hälfte des Homo
sapiens sapiens)
vor 25.000 Jahren erfunden worden ist. Sie, nennen
wir sie "Maria
de Cro-Magnon", ist die Urmutter aller indogermanischen Sprachen.
Diese
hohe Frau und ihr Kind
haben Übermenschliches
vollbracht. Man sollte ihnen beiden ein Denkmal setzen (wenn es nicht
die
Kirche mit dem möglicherweise ursprünglich
heidnischen Bild der
Mutter Gottes und dem herzallerliebsten Jesuskindlein unwillentlich
bereits
getan hat). Denn ohne Maria und das Kind hätten wir keine
Sprache,
keine Schrift, keine Vergangenheit und keine Zukunft, keine Seele und
keinen
Gott. Maria, die kleine Mutti mit dem Kind, sie hat unsere Sprache
erfunden,
beide haben unserem Gehirn das Fliegen beigebracht.
Auf
welche unglaubliche Weise hat
Maria de Cro-Magnon
den Menschen die Sprache gebracht? Die Antwort klingt
lächerlich.
Sie hat mit ihrem Kind die Lautzeichen i
und thi
erfunden. Nicht mehr und nicht weniger. Und das war eine
Großtat
von ungeheurer Tragweite.
Wie beide
das Wunder vollbracht
haben, kann im "Abschnitt
04. Mutti" nachempfunden werden. Daher folgt hier nur kurz das
Wesentliche.
Die
beiden haben miteinander
gespielt und dabei die Lautzeichen
ICH und DU erfunden. Vorher gab es keine solchen Lautzeichen!
i
= ICH war im Grunde nichts anderes als
der von früher bekannte allgemeine Laut i i i
= Überraschung,
Ekel, "geh weg", "nein" und so weiter. i
drückte im
Spiel aber nicht mehr dieselbe allgemeine Stimmungslage aus wie vorher,
sondern bezeichnete jetzt etwas ganz Bestimmtes, für das es
früher
keine Ausdrucksmöglichkeit gab: ICH. Auf die Bedeutung dieses
Lautzeichens
ihatten
sich Mutter und Kind einfach verständigt. i
war das
Wort für ICH.
thi
= DU entstand aus dem betont gesprochenen
gewohnten
d d d in Verbindung mit dem ebenfalls altbekannten i
i i. Diese willentlich ausgesprochene Verbindung der beiden
Laute t
+ i (Artikulation) ergab ein bis dahin nie gehörtes
neues Lautzeichen
mit der von beiden im trauten Beisammensein anerkannten Bedeutung DU. thi
war wahrscheinlich das erste Wort nach 4,5 Milliarden Jahren der
Erdgeschichte
und i das zweite.
Auf die
so einfachen Lautfolgen i
= ICH
und thi = DU hatten sich beide
untereinander geeinigt. Nun
konnten sie sich selbst als ICH und ihr Gegenüber als DU
bezeichnen.
Je nachdem konnte die Mutter auf sich zeigen und als ICH bezeichnen und
das Kind als DU. Oder das Kind nannte sich selbst ICH und die Mammi DU.
Was
brachte das für
Vorteile? Werfen wir dazu einen
Blick in das Buch der Lautzeichen (Wörterbuch) der Steinzeit
vor 100.000
- 25.000 Jahren:
...
...
...
d = die Frau
d = der Mann
d = das Kind
d = das Tier
d = der Baum
d = das Essen
d = das Trinken
d = der
Säbelzahntiger, rrr = gefährlich
d = der Mann, rrr
= faß mich nicht
an
...
...
...
Man
sieht, die Einzellaute d
d d, oder r r rkonnten
alles und jedes bedeuten. Die alte Lautsprache ist im hohen Grade
vieldeutig.
Es gibt nur wenige Lautzeichen. Sie erlaubt daher keine tiefergehende
Verständigung.
Die
neue Sprache ist dagegen
wesentlich unmißverständlicher.
Das Buch der neuen Lautzeichen (heute sagen wir
Lexikon) enthält
zwar sehr viel mehr unterschiedliche Lautzeichen. Doch ist deren
Bedeutung
dafür deutlich genauer. Auch wenn unser Lautzeichen "Baum"
alle möglichen
Bäume bezeichnen kann, so kann es zum Beispiel kein Tier
bedeuten.
Unsere Lautzeichen sind zwar nach wie vor mehrdeutig, jedoch lange
nicht
mehr so wie vorher.
Hier
zeigt sich eine geradlinige
Entwicklung von der alten
zur neuen Sprache.
Stufe
1: (100.000 –
25.000 Jahre vor unserer Zeit)
Wenige Lautzeichen (vielleicht 50) -
hochgradige Vieldeutigkeit
Stufe 2: (ab 25.000 Jahren vor
unserer Zeit)
Viele Lautzeichen - weniger Vieldeutigkeit
Unsere Sprache ist
also immer
noch vieldeutig, obwohl
sie über so viele Lautzeichen verfügt. Der
Sprachschatz eines
durchschnittlich Gebildeten liegt immerhin bei 50.000 Lautzeichen. Eine
denkbare Stufe 3 müsste wahrscheinlich mehr als das
Millionenfache
an Lautzeichen haben, um eindeutig zu sein. Diese Datenmenge
wäre
für unseren Grips jedoch zu groß. Es müsste
dazu etwas
Neues kommen, eine Art Homo sapiens sapiens sapiens. Vielleicht in Form
einer riesigen Rechenmaschine. In der Politik können wir so
eine Sorte
Homo schon seit Längerem gebrauchen.
Kommen wir
zurück zu den
neuen Lautzeichen der Stufe
2. i = ICH und thi
= DU würden wir heute
Wörter nennen. Sie waren unglaublich einfach und im Klang der
alten
Lautsprache (d d d) ganz nahe verwandt. Es waren die
aller ersten
Wörter, die Urwörter einer winzigen heimlichen
Mutter-Kind-Sprache.
Einer Winzigsprache aus zwei Wörtern.
Es ist verflixt
schwer, bei
Wortneuschöpfungen nicht
auf den vorhandenen (ins Blut übergegangenen) Wortvorrat
zurückzugreifen.
Am mühseligsten ist das Ausdenken völlig neu
klingender Wörter
dann, wenn etwas besonders Naheliegendes ausgedrückt werden
soll.
Der Grund ist, wie bei der Vieldeutigkeit (der Sprachen der Stufe 2),
die
begrenzte Leistungsfähigkeit des Gehirns. Sie scheint diese
Sprachökonomie
zu erzwingen. Deshalb kamen nach der ersten Zündung durch i
und thi nur noch ein paar
Handvoll echte Urwörter zu
der Winzigsprache hinzu:
Als echte
Urwörter
können vielleicht gerade
noch die bereits von i = ICH und
thi = DU abgeleiteten
"i-Wörter" durchgehen:
in
= IN; gi = GEMEINSAM, ZUSAMMEN;
li
= LÄNGS, PARALLEL; bi =
BEI; ni = HINEIN,
(NEIN?); mi = MIR, MICH und fir
= FEUER und iss
= HEISS, KALT, WEISS, SCHMERZ.
Echte
Urwörter sind die "e-Wörter":
der
= DER, DER ANDERE; ger = STOCK,
SPEER;
her
= HER; u(h)er = VON URZEITEN
HER, URALT, UR; ber-i
=
BEEREN; ber-o = BÄR; ber
= KEILER;
der-i=
DREI; der-o = BAUM,
und die "a-Wörter":
hal
= HÖHLE, HALL; hat =
HÜTTE; ssal
= PUNKT; an = AN; tan
= TUN; i-han
= ICH HABEN, JA; han = HABEN,
HAND; man = MENSCH;
ahr-o
= GROSSER BÖSER GEIST; ahr
= BÖSER GEIST; ah
= GEIST,
sowie mu-
= ANGENEHM.
Die Herleitung und
Erklärung zu diesen Urwörtern
finden Sie in im Abschnitt "04. Mutti" und den folgenden. Daher hier
nur
kurz zum wesentlichen Unterschied zwischen dieser Urwortsammlung und
den
Rekonstruktionen der Indogermanisten:
Die "Vergleichende
Sprachforschung" tut das, was ihr Name
sagt, sie vergleicht. Zum Beispiel die Wörter aller bekannten
idg.
Sprachen und deren geschichtliche Laut- und
Bedeutungsveränderungen.
Sie vergleicht auch das Vorhandensein bestimmter
Schlüsselwörter.
Gab es in der Sprache X schon ein Wort für "Pflug" oder
"Joch", kann
man aus der Sprache Y schließen, dass die Hühner
glücklich
waren und Eier gelegt haben, wurden bereits Erbsen angebaut oder nicht?
Und, und, und. Das A und O aber sind die aus all dem Vergleichen
abgeleiteten
Lautgesetze. Ihre gestrenge Anwendung trägt am Ende aller
Mühe
die gerechten Früchte: die aus den bekannten Wörtern
rückgeschlossenen
"idg. Wurzeln" (wie das bereits oben abgeurteilte *ngni).
Dagegen sind die
wahren idg.
Urwörter, wie i
und thi, im Grunde
weltanschaulichen Gedanken und einer Sammlung
ähnlich klingende Wörter zu verdanken (siehe "35.
Vaters Aufsatz").
Die Sprachökonomie (man kann auch sagen Maulfaulheit des
Gehirns)
bewirkt, dass Neuwörter gern aus vorhandenen abgeleitet
werden. So können
aus einem (Ur-)Wort ganze Wortfamilien entstehen, die Lautähnlichkeit,
Sinnverwandtschaft
und Geschichte verbinden. Die "Lausige
Methode" geht diesen
Zusammenhängen nach und stützt sich dabei
zusätzlich auf
viele andere sprachbedeutsame Einflüsse.
So betrachtet sind
selbst die
rund 30 einfachen
Urwörter des Winzigwörterbuchs schon teilweise keine
reinen Urwörter
mehr, denn es lassen sich klar drei innerlich zusammenhängende
Gruppen
erkennen: die i-Gruppe, die e-Gruppe und die a-Gruppe. Die meisten, von
dem Kern i und thi
abgeleiteten, i-Gruppenwörter
sind von dem ICH-DU-EINS-ZWEI-Denken des sprachlichen Urknalls
erfüllt.
Die e-Gruppe wird von dem (diesem einfachen "dualen" Denken
gegenüber)
fremderen der = DER, DER ANDERE
angeführt. Sie deckt
alles ANDERE (sich außerhalb des EIN-ZWEI-Denkens befindende)
der
Erscheinungen ab. Beide Gruppen weisen (nach der Lautstruktur und dem
inneren
Zusammenhang) sogar noch Verwandtschaft zum vorsprachlichen schlichten
d
d d auf. Dagegen wird die a-Gruppe von ah
(dem GEIST)
angeführt. Sie dürfte durch den menschlichen Atem
angeregt worden
sein und birgt die eigentliche Sensation. Sie kennzeichnet den Menschen
als wahrhaft geistiges Wesen. HABEN, TUN, GEIST sind nicht sichtbar,
nur
der menschliche GEIST kann ihre Bedeutung erfassen und in Worte
kleiden.
Sprache folgt nun mal
gewissen
Regeln, sie kann aber auch
(ganz den unergründlichen Vorgängen in unserem Gehirn
entsprechend)
chaotisch wirken.
Das Wort i
= ICH hat z. B. noch mehrere
Bedeutungen und zwar bezeichnet
i
= ICH, EINS, KLEIN, Mehrzahl (PLURAL).
Ähnlich ist
es mit
thi
= DU, ZWEI, SIE, WORTE.
i
und thi sind die Produkte
einer Gedankenwelt, die sich ausschließlich auf ZWEI Menschen
bezog.
Folgerichtig sind die aus dieser Grundvorstellung der ZWEIsamkeit
abgeleiteten
Wörter (mi = MICH gi
= ZUSAMMEN; li
= LÄNGS, PARALLEL; bi =
BEI; in = IN;
ni
= HINEIN / NEIN) alle in dieser EINS-ZWEI-Vorstellungswelt verhaftet.
Anscheinend hatten
die
Steinzeit-ABC-Schützen es
etwas einfacher als wir. Nehmen wir unser heutiges deutsches ABC (a b c
d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z) und lassen mal die
Selbstlaute
(a e i o u) weg, so ergibt sich ( b c d f g h j k l m n p q r s t v w x
y z). Fassen wir die ähnlich klingenden Mitlaute (Konsonanten)
zusammen
(b + p + w = b; c + z = z; d + t = t; f + v = f; g + k = g) und lassen
die Exoten (j q x y) sowie das (nach t + s klingende) z beiseite, so
schrumpft
das vorläufig nur gedachte Steinzeit-ABC der Mitlaute
zusammen: (
b
f g h l m n r s t ).
Damit könnte
der
wichtigste steinzeitliche Mitlautvorrat
bereits beschrieben sein, denn diese Mitlaute sind fast alle in den i-Wörtern
verarbeitet:
bi;
fi(r);
gi;
(hi fehlt); li;
mi; ni|in;
(ri fehlt); iss.
In den e-
und a-Wörtern
tauchen h und r
auf, warum nicht in den i-Wörtern?
Wir kommen auf diese Frage noch zurück.
Die e-Wörter
werden von der
= DER, DER ANDERE angeführt. Es ist aus dem alten d
d d
und dem feindlich knurrenden Laut r r r
gebildet. Es bezeichnet
den ANDEREN, den MANN. Und das bedeutet nichts Gutes für das
Verhältnis
der jungen Maria zu ihren männlichen Begleitern! Dieses der
ist das erste Wort, das aus der trauten EINS-ZWEI-Vorstellungswelt von
Mutter und Kind ausbricht. Es gehört der Welt
außerhalb ihrer
kleinen Welt an. Aus dem der,
das die Vorstellung von ALLEM
ANDEREN (im KREIS um die beiden herum) begründet, werden
später
alle weiteren Wörter der Erscheinungswelt im UM-KREIS der
beiden gebildet.
Also zum Beispiel auch deri =
DREI oder dero
= BAUM.
Die damit
vorläufig auf
rund 30 Urwörter gewachsene
Winzigsprache ist der Kern der neuen Wörtersprache, die vor
25.000
Jahren erfunden worden ist. Sie ist die von den Indogermanisten
gesuchte
wirkliche idg. Ursprache. Mit ihr erhob sich der Mensch zu neuen
geistigen
Höhenflügen. Sie ist die Mutter der idg.
Sprachfamilie.
Aber nicht nur der
"indogermanischen", sondern vermutlich
auch der anfangs erwähnten Makrofamilien. Auch wenn das auf
den ersten
Blick nicht sofort zu erkennen ist.
"Die wahrscheinlich
am besten
bekannte Makrofamilie haben
die russischen Experten Wladislaw M. Illitsch Switytsch und Aaron B.
Dolgopolsky
von der Universität Haifa (Israel) herausgearbeitet. Sie
fassten Indoeuropäisch,
Afroasiatisch, Drawidisch, Altaisch und Uralisch zu einer einzigen
Makrofamilie
namens Nostratisch (von lateinisch noster = unser oder nostras =
einheimisch)
zusammen. Diese wiederum stamme ihrerseits von einem Protonostratisch
ab,
das vermutlich im Nahen Osten vor ungefähr 15 000 Jahren
gesprochen
worden sei. Greenberg hat eine ähnliche Makrofamilie namens
Eurasiatisch
definiert. Im Gegensatz zum Nostratischen enthält sie
Drawidisch und
Afroasiatisch nicht, dafür zusätzlich
Eskimo-Aleutisch und Tschuktschisch
Kamtschatkisch. Diese Makrofamilien passen erstaunlich gut zum
genetischen
Befund, wie Cavalli-Sforza ihn anführt, und zumindest
teilweise zu
den archäologischen Indizien für die Ausbreitung der
Landwirtschaft."
(Zitat aus Spektrum der Wissenschaft Dossier 1/2000, S. 34)
Gewinnt der
vielgenannte
Sprachwissenschaftler Professor
Merritt Ruhlen aus Palo Alto (Kalifornien) das allgemeine Ratespiel, so
können am Ende sogar alle Sprachen auf diesem Erdball auf eine
einzige
sogenannte Proto-Ursprache zurückgeführt werden. Dann
gehörten
alle Sprachen zu einer Megafamilie.
Verbindet man die
menschheitsgeschichtlich nachgewiesene
Kulturexplosion im Cro-Magnon-Gebiet mit den theoretischen
Überlegungen
zur Sprachentstehung, so bleibt nur der Schluss, dass die dargestellte
Winzigsprache vor 25.000 Jahren in Südfrankreich erfunden
wurde und
die mittel- oder unmittelbare Muttersprache ALLER Sprachen sein
könnte.
Es erscheint
merkwürdig,
dass diese Ursprache sehr
große Ähnlichkeit (nicht etwa mit dem
Französischen) sondern
mit dem eng verwandten Deutschen aufweist. Denkbar wäre, dass
die
ins nördliche Europa weitergewanderten
Cro-Magnon-Stämme die
gemeinsame Urmuttersprache aufgrund ihrer Isolation im kalten Norden am
besten bewahrt haben, während im (fränkischen)
Mutterland der
Sprachwandel schneller vonstatten ging.
Das Deutsche scheint
lediglich
einen der besten Zugänge
zur "indogermanischen" Ursprache zu bieten.
Wer würde
zum Beispiel
glauben, dass das offenkundig
urururalte französische "Cro-Magnon" als "indogermanischer"
Name ganz
einfach mit deutschen (dt.) Wörtern zu erklären ist?
"Cro" ist
verwandt mit der dt. Wurzel "kra". Die Spiegelform von kra ist ark.
(Die
Linguisten sagen zu einer solchen Buchstabenumstellung "Metathese" oder
"Metathesis"). Und dieses ark steckt im lat. arc-us. Bevor die alten
Baumeister
den Kraftfluss beim echten Gewölbebogen erkannt hatten,
konnten sie
nur unechte Gewölbe herstellen. Sie mauerten einfach von
beiden Seiten
Stein auf Stein. Dabei ließen sie jede Steinschicht des
"Gewölbes"
etwas weiter nach innen auskragen, bis sich die Steine am
Gewölbescheitel
trafen. Von diesem Kraggewölbebogen hat der arcus = Bogen
seinen Namen.
Er verdankt sein Dasein einer einfachen Schwäche des
menschlichen
Gehirns, das gerne Lautfolgen auch mal spiegelverkehrt wiedergibt. Nur
im Deutschen gibt es so unzählige Wörter mit der
Urwurzel "kr"
oder "gr". Allen ist die gleiche Vorstellung gemeinsam. Es sind so
viele,
dass ihnen im Abschnitt "06. hal" (letzter Absatz) und Abschnitt "08.
thi"
(Absatz g, "die "krummen Wörter") viel Platz gewidmet ist.
"Cro" könnte
also etwas mit "kragen" zu tun haben, also etwa "Auskragung" bedeuten.
Der zweite Teil
"Magnon" bedeutet
"mächtig". "Magnon"
leitet sich nicht von dem viel jüngeren
lat. magnus ab. Dieses
lat. magnus kommt auch nicht über griech. magos vom pers.
magusch
(magush). Sondern alle miteinander sind Kinder der Ursprache, die sich
am Besten über das Deutsche erschließt. Mag sein,
dass ein meist
ungläubiger Michel das nicht glauben möchte.
Deshalb sollte er
(statt auf die
mächtige Auskragung)
ins Althochdeutsche Wörterbuch blicken:
...
(ahd.) magan, magen
= = Kraft, Stärke,
Vermögen
(ahd.) magenheit = =
heftig
(ahd.) magenchraft = =
Majestät, göttliche
Macht
(ahd.) magensul = =
Hauptsäule
(ahd.) magenwerch = =
Größe
(ahd.) maht, madh,
... = Macht, Kraft,
Stärke, Vermögen, ...
(ahd.) mahtig, mahtig,
... = mächtig,
stark, gewaltig
(ahd.) mahtigi =
Macht, Gewalt
(ahd.) mih(h)il, mihhal,
mih(h)el,
mihchel,
mi(h)kil
= groß, bedeutend, der besondere; stark, gewaltig,
mächtig ...
(ahd.) managi, managin,
..., megine
= Menge, Fülle, Vielfalt, ...
(ahd.) manageron =
viele, eine Menge, ...
(ahd.) megin, ... =
Gewalt, Kraft, Macht, ...
...
In
allen Wörtern ist das
Urwort ah
= GEIST enthalten. In Verbindung mit gi
= GEMEINSAM, han
= HABEN (oder tan = TUN) ergibt
sich ein gemeinsamer Sinn
von geistiger Größe oder geistiger Kraft. Damit wird
die eigentliche
Bedeutung eines Magiers [(ahd.) magi] erkennbar. Er
ist ursprünglich
nicht wirklich nur "der Weise", sondern viel mehr. Er steht mit dem
GEIST
(Gott) in Verbindung: mi ah gi =
"MIR GEIST GEMEINSAM".
Man
glaubte, dass die ganze Welt
vom GEIST erfüllt
sei. Wer über die Verbindung zu dieser Atem spendenden Kraft
verfügte,
hatte Macht. Daher gilt der ital. mago (magio) zu Recht als "Priester
einer
alten Religion, der sich mit Astrologie und Wahrsagerei
beschäftigt.
Auch als Zauberer, Meister oder Wunderheiler". Die Magie (ital. magia)
ist ohne die Anrufung der höheren Mächte (des
allmächtigen
GEISTES, der kleineren Geister, der Götter, ...) nicht
denkbar. Das
anlautende "m" dürfte von mi
= MIR, MICH herrühren.
Magie hat eben auch etwas ICH-Bezogenes (Egoistisches). Das ist nicht
ungewohnt.
Der Spruch mi ah gi = "MIR
GEIST GEMEINSAM" funktioniert
auch im 21. Jahrhundert. Nur MICH, den Heiligen Vater, hat Gott zu
seinem
Stellvertreter auf Erden erwählt. ICH allein bin für
Euch der
Mittler zwischen dem Diesseits und dem Jenseits. Ohne MICH
läuft sonst
gar nichts!
Zu
diesem Bild gehören:
ital. magico = mächtig;
arab. Mahdi, Machdi = "der von Gott Geleitete"; arab. Mahmud = "der
Gepriesene";
altind. Mahatma = "eine erhabene Seele besitzend"; altind. mahadeva =
"Großer
Gott" ; altind. mahajana = "großes Fahrzeug" (Form des
Buddhismus);
franz. macabre = makaber = "totenähnlich,
schauererregend".
("ber" kommt von (ahd.) beran
= tragen, gebären.
In Wahrheit ist also wohl der Zustand des Magiers beschrieben, bevor
sich
der GEIST durch ihn offenbart. Diese Kunst der
Offenbarung dürfte
auch das jüd. Priestergeschlecht der Makkabäer
betrieben haben.
Aus der ursprünglich grenzüberschreitenden geistigen (transzendenten) Macht der Magie kann erst später die übertragene Bedeutung von weltlicher Macht erwachsen sein:
ital.
Maestá =
Majestät; ital. maestro = fran.
maitre = Meister (daher wahrscheinlich auch das Messen und der Meter);
Magister; franz. maire = Bürgermeister; Magnat; ital.
magnifico; Magnifizenz;
Major; Majorat (Erbfolge); Makarios III; Makarius der Große
(doppeltgemoppelt);
ind. Maharadscha (Mächtiger König =
Großkönig); ital.
i re magi = die Heiligen Drei Könige; engl. mighty ... Ohne
Macht
auch keine Gerechtigkeit: ahd. mahal = Gericht,
Gerichtsversammlungspan.
macho = männlich; Heute dagegen ist fast jeder Macho (span.
macho
= männlich) ein Manager (engl. to manage) von wirtschaftlicher
Macht.
Die
dritte Stufe der Entwicklung
ist die Übertragung
von "mächtig" auf "groß" und "viel". Sie findet sich
in vielen
europäischen Abwandlungen:
ahd.
manag =
manch, viel, zahllos, zahlreich, mehr,
lang, groß; lat. magnus; griech. magos; pers. magusch
(magush). griech.
makr(o)... = groß..., lang...; mega...; lat. max...; ital.
maggiore
= größer; Magnitude = Größe;
wahrscheinlich daher
auch: ital. mille; Meile; Million und dt. Menge. Ja selbst bis nach
Afghanistan
reicht die Macht: afgh. "man mekonam" = "ich mache"; afgh. mohem =
engl.
main = dt. hauptsächlich, größt,
bedeutendst, wichtigst,
erst; Haupt-, usw.
Das
magische Wort
"groß" erscheint nicht nur in
Cro-Magnon. Auch in Magdeburg. Diese Großstadt an der Elbe
hat zwar
eine Jungfrau (?) im Wappen, dürfte jedoch eher
"mächtige Burg"
[(ahd.) mahtig] bedeuten. Desgleichen im Namen des
Ortsteils "Mägdesprung"
(von Harzgerode im Bezirk Halle), der auf einen auffälligen
Felsvorsprung
mit einer fußspurähnlichen Vertiefung
zurückgeht. Diese
Magdetrappe soll eine Riesin hinterlassen haben. Ob es wohl ein
riesiges
Mädchen (ahd. magatin) war oder eine
mädchenhafte Riesin?
Oder ist jemand einfach in eine alte Sprachfalle getrappt? Schon die
frühgeschichtliche
Maglemosekultur (nach Maglemose, dem "Großen Moor" bei
Mullerup auf
Seeland / Dänemark) heißt nicht zufällig
so, sondern die
Lautfolge "Magle" verrät etwas Großes.
Höchst
verdächtig ist selbst "eine der größten
Städte der Inka": Machu Picchu. Sie liegt in unmittelbarer
Nähe
einer gewaltigen (in den Himmel piekenden) Felsspitze einer
"Mächtigen
Spitze". Sind die Perser (denen lat. magnus letztendlich zugeschrieben
wird) dann etwa bis nach Amerika gefahren? Wohl kaum. Einen aufregenden
Beitrag zu diesem Fragengebiet liefert dagegen derzeit der Frankfurter
Kai Helge Wirth mit seiner Deutung der Sternzeichen als
vorgeschichtliche
Seekarten ("Der Ursprung der Sternzeichen"). Seine Erkenntnisse
sprechen
dafür, dass es eher andere "Indogermanen" waren, vielleicht
die Megalithiker,
die die Neue Welt besucht haben könnten.
Es
gibt weltweit noch
ähnliche Groß-Kandidaten
(sogar ganze Völkerschaften), doch sollen hier keine
(weiteren) Vermutungen
mit Tatsachen vermengt, sondern handfeste Belege vorgebracht werden. Moguln
mogeln
nicht, Moguln machen (möglichst)
möglich.
Denken Sie mal darüber nach, warum auch das "Mogeln"
sinnverwandt
ist. Wir wollen nicht Wirklichkeit und Schein vertauschen, daher machen
wir auf die mächtige Zahl der Zeitwörter aufmerksam:
(ahd.)
mahhon,
mahchon, mah(c)han,
mahchhan
= machen, tun; schaffen, vollbringen, (an)fertigen, anbringen,
herstellen,
bilden, hervorbringen, bewirken; bereit machen, bereiten; verwandeln;
erlangen;
verbinden, sich zugesellen, verkehren
(ahd.) magen =
vermögen (gotisch magan =
können)
(ahd.) mugan, mugen,
mugin, magan,
magen,
makan
= können, vermögen, mächtig sein;
mögen müssen,
sollen dürfen
Mag der
Allmächtige
machen, was er möchte. Der
Meister möge dagegen die Menge mit dem sprachlichen
Metermaß
messen. Ohne die Masse unserer wichtigsten Mach(t)wörter
könnten
wir möglicherweise nichts mehr machen und müssten
unser "image"
missen. Überlassen wir diesen Fall der Imagination der
Sprachforscher
und stellen wir einfach fest:
Lat. magnus kommt
nicht irgendwo
aus fernen Ländern
her, sondern aus der europäischen Ursprache. Das Deutsche
liefert
dafür den letzten Beweis.
Maria de Cro-Magnon
hieße also eigentlich "Maria
von (oder mit?) der mächtigen Auskragung". Spielen wir jedoch
nicht
den "Macker". Bleiben wir besser beim Französischen, das
klingt besser.
Ein anderes
für die
Frühzeitgeschichte so wichtiges
Wort "Lascaux" ist ebenfalls mit der indogermanischen Ursprache zu
erklären
und lautete ursprünglich wohl hal ah ska
= HÖHLE
GEIST WEG = "Höhle der verschwundenen Seelen" (zu ska
siehe z. B. Abschnitt "06. hal"). Vielleicht hat Maria de Cro-Magnon
sogar
in Lascaux gemalt, um die Seelen der getöteten Tiere mit dem,
allen
Lebewesen gemeinsamen, ALLGEIST zu versöhnen.
Die demnach uralten
Ortsnamen im
mutmaßlichen Mutterland
der Ursprache ergeben mit den Wörtern der Winzigsprache einen
einleuchtenden
Sinn. Das führt erneut zu dem Schluss:
Die Theorie von den
idg.
Zuwanderern wird ebenso wenig
benötigt wie die Prothese der baskischen "Substrattheorie".
Die "Indogermanen"
sind nicht von
irgendwoher aus dem
Osten gekommen und haben uns auch nicht ihre Sprache mitgebracht,
sondern
sie waren von Anfang an mitten in Europa. Und wir sprechen ihre Sprache
noch immer.
Dieser Sachverhalt
erscheint so
zwingend einfach, dass
man sich fragt, wie jemand auf jene baskisch-indogermanische
Zickzack-Geschichte
kommen kann.
Statt dessen führt kein Umweg um die Erkenntnis herum:
Die "Indogermanen" sind wir Europäer.
Aus
der heutzutage
festzustellenden Neigung zur Vereinfachung
bis hin zum deutschen "Kanak" ("was kukst du", "wo gehst du?")
schließen
die Linguisten / Germanisten, dass die Ursprache im Hinblick auf die
Wortformen
und ihren Aufbau sehr anspruchsvoll gewesen sein müsse. Bei
der wirklichen
Ursprache aus den beiden Wörtern i
= ICH und thi
= DU ist das noch nicht zu erkennen.
Werfen
wir einen Blick
zurück auf die alte Sprache
aus Körpersprache und einzelnen Lauten, die 75.000 Jahre brav
ihren
Dienst verrichtet hatte. Die sich so gut eignete, weil sie angeboren
war.
Glauben Sie wirklich, dass diese Sprache einfach gegen die neue
ausgetauscht
wurde und damit vergessen war? So wie die gute alte DM gegen den TEURO
(zwangs)getauscht wurde?
Natürlich
nicht! Die
alte Sprache wurde einfach übernommen,
sie wurde in die neue eingefügt, umgewandelt oder aus alter
Gewohnheit
gar beibehalten.
Das
deutende d d d
hat sich sogar bis auf den heutigen
Tag erhalten. Sie benutzen es täglich. Es steckt in unserem
Artikel
der die das, engl. the, franz. le, ital. il und so fort. Es hat sich
heute
nur ein vornehmes Mäntelchen umgehängt und nennt sich
neuerdings
"Artikel". Latein hat keine solchen Artikel, deshalb könnte
der Verdacht,
es sei eine Kunstsprache, sich eines Tages bewahrheiten.
Es
wurde bereits dargelegt, dass
es extrem unwahrscheinlich
ist, dass sich unabhängig von jeglicher Vorlage,
gewissermaßen
aus dem Nichts, eine neue Sprache ausbildet. Wenn aber zum aller ersten
Mal auf diesem Erdball eine neue Sprache (Stufe 2) entstanden ist, dann
ist es wie bei der Büchse der Pandora. Die Sprachflut ist
nicht mehr
zu halten. Die Sprache wird gelernt, geht auf die Reise in andere
Gebiete,
und sie kann sich im Laufe der Zeit beträchtlich
verändern. Wie
die indogermanischen Sprachen. Unter gewissen Umständen
muß
eine Sprache aber überhaupt nicht gelernt werden, dieser Fall
ist
zwar sehr selten, doch er kommt vor (siehe Pidgin / Kreol weiter oben).
Sprache ist offenbar höchst ansteckungsgefährlich. Es
scheint
die Infektion mit winzigen Spracherregern (Wörtchen,
Satzbrocken)
zu genügen, um ein so leistungsstarkes Gehirn wie unseres zur
Schöpfung
einer (fast) neuen Sprache anzuregen. Die Verwandtschaft mit der
Erregersprache
wäre dann sicherlich nicht so leicht zu erkennen. Eine solche
Entstehungsgeschichte
könnte das Baskische haben.
Nach
diesen Überlegungen
gibt es also zwei Möglichkeiten:
Fall
1: Das baskische Euskera
(und dessen erdachte Vorgängerin,
das "Vaskonische") sind dem flüchtigen Hörerlebnis
der idg. Ursprache
(i, thi,...)
zu danken.
Fall
2: Euskera ist auf die
höchst unwahrscheinliche
Schöpfung einer eigenen baskischen Ursprache
zurückzuführen.
Dann wäre zu fragen, warum sich nur das Baskische erhalten hat
und
nicht viele andere verwandte Tochtersprachen.
Beide
Fälle sind
denkbar, und beide haben etwas Gemeinsames.
Das ist die einsame von den "Indogermanen" getrennte Lebensweise und
die
Fremdartigkeit. Das ganz für sich allein stehende, seltsame
Baskisch
ist nur zu erklären, wenn eine bestimmte
Bevölkerungsgruppe Europas
völlig getrennt von den anderen gelebt hätte. Was
mögen
das für hartgesottene Eigenbrödler gewesen sein, die
diese in
beiden Fällen übereinstimmende dauerhaft einsame
Lebensweise
pflegten? Wie soll man eine solche fremdartige Gruppe jemals finden?
Die
frohe Botschaft lautet: Es
gibt, oder genauer gesagt,
gab so ein urzeitliches Völkchen. Das waren Menschen, die auch
sprachbegabt
waren (siehe auch Abschnitt "13. Teekessel"). Eine bisher
vernachlässigte
Struktur für anatomische Hinweise darauf ist der
zwölfte Hirnnerv
(Nervus hypoglossus), der dem unseren gleicht. Auch das Zungenbein war
sehr ähnlich (DIE WELT v. 28.4.1998). Nur 0,5 % der Gene
dieses etwas
anderen Homo sapiens unterschieden sich von den unseren. Es waren die
nahe
verwandten Neandertaler. Unser gemeinsamer Vorfahr soll vor 800.000
Jahren
gelebt haben.
Der
Homo sapiens neandertalensis
war nicht größer,
aber wesentlich stärker. Sein gedrungener Körper war
hervorragend
an das Leben im kalten Europa angepasst. Alle Zeichen deuten auf hohe
geistige
Fähigkeiten hin (rd. 100 cm3
größeres Gehirn).
Er war ein ausgezeichneter Werkzeughersteller und Jäger. Die
Bestattungsweise
seiner Toten zeugt von Jenseitsvorstellungen, ein klarer Beweis
für
seinen Sprachbesitz. Er ist schon vor 160.000 Jahren aufgetreten und
erst
vor 10.000 Jahren verschwunden. Die letzten Rückzugsgebiete
des Neandertalers
(ZDF »Feuer im Eis (2)« am 08.0899) lagen in
Portugal und Südspanien,
wo er schließlich endgültig durch unsere von Norden
nach Süden
vorrückenden Vorfahren verdrängt wurde.
Nach
Adam Riese, und wenn die
bisherigen Überlegungen
richtig sind, hätten der Homo sapiens sapiens und der Homo
sapiens
neandertalensis von 100.000 bis etwa 10.000 Jahre vor unserer Zeit in
Europa
nebeneinander gelebt. Da der Sapiens sapiens nach der bisherigen
Annahme
erst vor 25.000 Jahren die Sprache entdeckt hat, ist ebenfalls
anzunehmen,
dass auch Sapiens neandertalensis vorher nicht sprechen konnte. Er
hätte
sonst den Sapiens sapiens schon früher anstecken
müssen. Der
Neandertaler müßte also gleichzeitig oder
später eine eigene
Sprache erfunden oder von uns (was viel wahrscheinlicher ist) zum
Sprechen
"angesteckt" worden sein.
Jedenfalls
ist es nicht
vermessen, zu glauben, dass beide
Menschenarten vor ungefähr 25.000 Jahren bereits sprechen
konnten.
Wenn
man das annimmt, dann
drängt sich postwendend
ein neue Frage auf. Waren die damals so plemplem, nicht mit oder
über
einander zu reden? Gab es überhaupt keine
Berührungspunkte? Zwei
hochintelligente sprechende Menschentypen, die wortlos aneinander
vorübergehen?
Ist
doch klar, dass das
unmöglich ist. Natürlich
haben die miteinander gesprochen, bei ihren meist unangenehmen
Begegnungen.
Marias
Enkel erzählten
die Geschichten ihren Enkeln,
wonach sie unsere Ururgroßmutter von ihrer
Urururgroßmutter
erfuhr, und schließlich haben sie ein gewisser Herr Jacob
Grimm und
sein Bruder Wilhelm von den Leuten erfahren und aufgeschrieben. Wir
wissen
also, ungefähr, was los war damals.
Sie
meinen, Sie haben noch nie
ein Märchen von Neandertalern
gehört. Ich auch nicht, dafür aber von anderen
starken Gesellen.
Lesen Sie selbst:
"Ein
Bauersmann hatte einen Sohn,
der war so groß
wie ein Daumen und ward gar nicht größer und wuchs
in etlichen
Jahren nicht ein Haarbreit. Einmal wollte der Bauer ins Feld gehen und
pflügen; da sagte der Kleine: »Vater, ich will mit
hinaus.«
- »Du willst mit hinaus?« sprach der Vater,
»bleib du
hier, dort bist du zu nichts nutz: du könntest mir auch
verlorengehen.«
Da fing der Däumling an zu weinen, und um Ruhe zu haben,
steckte ihn
der Vater in die Tasche und nahm ihn mit. Draußen auf dem
Felde holte
er ihn wieder heraus und setzte ihn in eine frische Furche. Wie er da
so
saß, kam über den Berg ein grosser Riese daher.
»Siehst
du dort den großen Butzemann?« sagte der Vater und
wollte den
Kleinen schrecken, damit er artig wäre, »der kommt
und holt
dich.« Der Riese aber hatte mit seinen langen Beinen kaum ein
paar
Schritte getan, so war er bei der Furche. Er hob den kleinen
Däumling
mit zwei Fingern behutsam in die Höhe, betrachtete ihn und
ging, ohne
ein Wort zu sprechen, mit ihm fort. Der Vater stand dabei, konnte vor
Schrecken
keinen Laut hervorbringen und dachte nicht anders, als sein Kind
wäre
verloren, also dass er's sein Lebtag nicht wieder mit Augen sehen
würde.
Der
Riese aber trug es heim und
ließ es an seiner
Brust saugen, und der Däumling wuchs und ward groß
und stark
nach Art der Riesen. Nach Verlauf von zwei Jahren ging der Alte mit ihm
in den Wald, wollte ihn versuchen und sprach: »Zieh dir eine
Gerte
heraus.« Da war der Knabe schon so stark, dass er einen
jungen Baum
mit den Wurzeln aus der Erde riß..."
Was
folgern wir großen
Kinder aus den Märchen
(hier: "Der junge Riese" von Grimm) wenn wir in Gedanken eine
Verbindung
zwischen Neandertaler und Riese (Butzemann) herstellen?
Die
alten Neandertaler konnten
sprechen, die Riesen konnten
sprechen.
Die alten Neandertaler waren riesenstark,
die Riesen
waren riesenstark.
Die alten Neandertaler sind ausgestorben,
die Riesen
sind ausgestorben.
Die alten Neandertaler waren gedrungen,
die Riesen waren
riesengroß.
Die
alten Neandertaler waren
gedrungen. Das scheint zunächst
ein unüberwindlich großer Unterschied
gegenüber den gigantischen
Riesen zu sein. Man bedenke aber, dass der Zwerg nicht etwa so
heißt,
weil er ein kleiner Kerl ist, sondern zwielichtig und böse
[(ahd.)
zwifalt
= zweifach, doppelt, falsch + (ahd.) arg =
Schlechtes, Böses].
"Zwi-arg" oder "Zwerg" meint einen hinterhältigen Gesellen,
der Falsches
im Sinne führt. Einen unaufrichtigen krummen Hund. Einen argen
Bösewicht.
Die Riesen könnten also ihre Bezeichnung gar nicht von ihrer
Größe,
sondern von einer anderen Eigenschaft bekommen haben.
Bemerkenswert
ist in diesem
Zusammenhang auch Genesis
6.4 : »In jenen Tagen gab es auf der Erde die Riesen, und
auch später
noch, nachdem sich die Gottessöhne mit den
Menschentöchtern eingelassen
und diese ihnen Kinder geboren hatten. Das sind die Helden der Vorzeit,
die berühmten Männer.«
Wie
denn, was denn? Riesen?
Gottessöhne? Menschentöchter?
Es gibt doch nur eine Art von uns Menschen, und die hat Gott nach
seinem
Ebenbild geschaffen. Wir stammen alle von Adam und Eva ab. Adam wurde
von
Gott aus einem Lehmklumpen geschaffen und Eva aus Adams Rippe, Punktum.
Wo kommen denn da plötzlich die Riesen und die
Gottessöhne her?
Sind unter "Riesen" etwa nur riesige Menschen zu verstehen, oder hat
Luther
falsch übersetzt? Gottes Söööhne?
Gott hat doch nur
einen
Sohn, wo kommen da denn plötzlich mehrere her?
Wir
wissen, dass die Katholische
Kirche fast alle Zeugnisse
aus unserer Vergangenheit, deren sie habhaft werden konnte, vernichtet
hat. Sie konnte die alten Bräuche jedoch nicht ganz
abschaffen, darum
wurden sie einfach in ihrem christlichen Sinne umgemodelt.
Höchstwahrscheinlich
hat sie sogar die ganze europäische Geschichte umgeschrieben,
und
unser Bild der historischen Abläufe dürfte in Folge
dessen völlig
falsch sein.
Ehrenamtliche
Geschichtskritiker
bemühen sich aus
diesem Grunde in ihrer Freizeit um die Erhellung unserer (im doppelten
Sinne) finsteren Vergangenheit. Sie werden jedoch von denjenigen, deren
Aufgabe das eigentlich wäre, nicht wahrgenommen oder
stoßen
auf Widerstand.
Was
die Kirche nicht einfach
beseitigen oder verfälschen
konnte, waren die mündlichen Überlieferungen, die in
den Köpfen
weiterlebten. Unsere Sprache, die Sagen, die Lieder und
Märchen enthalten
daher noch wahre Stücke aus einer ganz anderen Vergangenheit.
Die
Diener des Heiligen Stuhls haben sich zwar redlich bemüht, mit
der
Feder oder notfalls auch mit Feuer und Schwert gegen den Irrglauben
anzukämpfen,
doch nicht immer mit Erfolg. Es sind auch (Gott sei Dank!) Fehler
passiert.
So
widerspricht zum Beispiel der
biblische Bericht von
den Riesen, Gottessöhnen und Menschentöchtern
eindeutig der frohen
Botschaft. Maria hat ja, wie zu lesen steht, ("nur") vom heiligen Geist
empfangen. Gott hat demnach nicht mit ihr geschlafen (hat sie nicht
"erkannt", wie es die Bibel an anderer Stelle schamhaft
ausdrückt).
Er hat die Ehe mit seiner Lebensabschnittsgefährtin nicht
selbst vollzogen.
Und dann sollen Gottes Söhne mit Evas Töchtern nach
Belieben "geschlafen"
(sich "eingelassen") haben? Von Gott geduldet?
Da scheint der gläubige Fälscher selbst (mit oder
über seinem Text)
geschlafen zu haben.
Vielleicht
brütete er
über den alten Berichten
von riesenstarken fremdartigen Menschenwesen, von heldenhaften
Kämpfen
der Vorfahren. Von geschlechtlichen Begegnungen. All das durfte es doch
gar nicht geben. Das hätte seine Schäfchen nur vom
rechten Wege
abgebracht. Das mußte man etwas umstricken. Und so wurden die
Neandertaler
zu den aus den Märchen gewohnten weniger verdächtigen
Riesen,
die sexuellen Kontakte zum gottgefälligen Werk.
Könnte
es so gewesen
sein? Sollte man die Riesen
in der Bibel künftig mit Neandertaler übersetzen? Man
hat jede
Menge Neandertalerknochen ausgegraben, aber noch keinen einzigen von
den
ungeheuer starken und großen Riesen. Riesenknochen von
riesigen Riesenwesen
gibt es in riesigen Mengen, aber nicht einen noch so winzigen von
Riesen.
Die Neandertaler haben wirklich gelebt. Adam und Eva müssen
ihnen
noch begegnet sein. Warum berichtet dann die Bibel nicht von den
Neandertalern,
sondern ausschließlich von Riesen? Was bedeutet dieses
"Riesen" denn
eigentlich?
Mit
ihrem
Winzigwörterschatz (30 Wörter, siehe
oben) konnten sich unsere Vorfahren bereits recht gut
verständigen.
Wenn einem etwas auf der Zunge liegt und die Worte fehlen, muss man
nicht
immer gleich neue erfinden. Man kann auch umschreiben. Das funktioniert
bereits mit zwei oder drei Wörtern:
thi
= DU / ZWEI / SIE / WORTE.
ah =
GEIST
tan
= TUN
Was bedeutet zum
Beispiel ah
tan = GEIST
TUN? Wem das nichts sagt, sollte über den Atem, das Atmen oder
den
Odem nachdenken. Die Umschreibung ist nämlich gar nicht so
schlecht.
Den Hauch des Lebens (= Atem = ah tan)
verbinden auch wir
immer noch mit den Gedanken an GEIST (Gott). Hier zeigt sich auch, was
Mehrdeutigkeit in der Sprache beinhaltet. Worte müssen eben
erst mit
Bedeutung "beladen" werden, um einen allgemein verständlichen
Sinn
zu ergeben.
thi
war das allererste Wort und bedeutete
anfangs nur DU. Doch es wurde den klugen Erfindern schnell klar, wie
viel
mehr dieses neuartige thi ihnen
eröffnet hatte. Sie
begriffen, dass es eine völlig neue, umwälzende Art
der Verständigung
ermöglichte. Aber wie sollten sie diese umstürzende
Erfindung
nennen? Es gab ja noch kein eigenes Wort dafür. Ganz einfach,
sie
beschrieben den Vorgang mit ihrem Winzigwortschatz. Sie sagten thi
ah tan (= thi GEIST
TUN).
Und das
heißt frei
übersetzt, "mit thi
Gedanken austauschen" Wir nennen so einen Vorgang, bei dem GEIST durch
Lautzeichen zwischen Menschen ausgetauscht wird, "sprechen". Es gab
damals
auch noch keine regelgerechte Gliederung des Sprachstromes in Laute
(Phoneme),
Silben, Wörter oder Sätze. Deshalb sagte man nicht
"mit Lauten,
Silben,
Wörtern
oder Sätzen Gedanken austauschen" sondern
"mit thi
Gedanken austauschen" (thi ah tan).
Eine andere
Umschreibung von
"sprechen" ist übrigens
thi
ah gi han WORTE GEIST GEMEINSAM HABEN.
Abgeschliffen und mit der
bekannten Lautverschiebung von "t" nach "s" wurde daraus unser (ahd.) sagen,
sagan = sagen.
Unter dem Urwort thi
verstanden sie demnach
die Gesamtheit der Wörter und Sätze. thi
wurde
zum Synonym. Zusammen mit dem Urwort u-her
(VON URZEITEN
HER, URALT oder UR) wurde später daraus uher
thi.
Sprechen Sie das mal etwas schnell und "schlabberig" aus, dann
hören
sie das Geheimnis. Aus uher thi
wurde die heutige
Lautfolge "Wor-te", sie bedeutete ursprünglich die "URALTE
Gesamtheit
der Wörter und Sätze". Das erklärt auch
unser eigenartiges
"Worte". Das ist nicht etwa die Mehrzahl von "Wort", sondern bezeichnet
sinngemäß die Gesamtheit eines gesprochenen Textes.
Der ursprünglich
vorhandenen zusätzliche Bedeutungsgehalt URALT ist offenkundig
verlorengegangen.
Aus thi
ah tan
(= sprechen) wurde später
(ahd.) thiota, das als Wurzel unseres Wortes
"deutsch" gilt. Es
bedeutet demnach ursprünglich nicht "Volk", "Menschen" oder
"Heiden",
sondern etwas Anderes. Unsere Vorfahren, die "Indogermanen", haben
einfach
von denen, die sie verstanden, gesagt: "die sprechen". Sie
bestätigten
damit eigentlich nur die Zugehörigkeit zur ihrer (wachsenden)
Sprachgemeinschaft.
Die Gleichsetzung mit "Volk" ist also verzeihlich. Glauben Sie aber
bitte
nicht, dass die Deutschen einen Alleinanspruch auf das thi
ah tan
hätten. Die Gemeinschaft scheint einstmals wesentlich
größer
gewesen zu sein, denn europaweit lassen sich (wie wir noch sehen
werden)
Spuren dieser Lautverbindung nachweisen.
Nennen wir daher ab
jetzt diese
Sprachgemeinschaft nicht
mehr die "indogermanische" sondern treffender die thiahtan-ische.
Die Thiahtan-en
könnten die Sprechweise
der Neandertaler / Riesen als ri tan
= ri TUN
beschrieben haben. Dann sprachen die Riesen (ihrem Körperbau
gemäß)
vielleicht gutturaler und rollender? Mit auffällig vielen rris?
Das würde das oben erwähnte theoretisch noch fehlende
ri
erklären. Sie erinnern sich vielleicht, der Selbstlaut "i"
trat im Winzigwörterbuch mit allen Mitlauten des
Steinzeit-ABCs auf, nur
die Kombination ri fehlte [bi;
fi(r);
gi;
(hi fehlt); li;
mi;
ni|in;
(ri fehlt); iss].
Es war wohl den unheimlichen
ri-tan
(= Riesen) vorbehalten. Das r rr
ist ein uralter
Gefahr- und Warnlaut. Die Sprechweise und die Gefährlichkeit
der Riesen
/ Neandertaler wäre mit ri-tan
(= die "ri-Macher"
= die Riesen) wundervoll getroffen. Die Lautveränderung von "t"
nach "s" ist eine nicht ungewöhnliche linguistische
Erscheinung. Das
rrr
klingt
in der Ursprache sonst nur noch in dem gefährlichen
fir
und dem unfreundlichen
der an. Damals war das "r" mit
der
Bedeutung "Gefahr" aufgeladen. Heute ist das "R" dagegen zu einem
harmloseren
Laut geworden. Auf das hi kommen
wir noch.
Ist es denn so
verwunderlich,
dass wir Thiahtan-en
die Neandertaler nach einem ihrer entscheidenden Merkmale die ri
tan = ri TUN
= "Ri-tuer" nannten?
Aus ri
tan
wäre dann durch Lautverschiebung
das ahd. riso geworden, dessen Herkunft laut
Wörterbuch dunkel
(!) ist. In der Neuzeit verwandelte sich riso in
den deutschen Riesen.
Wenn die Gedankenverbindung thi ah tan
- ri tan
richtig hergestellt wurde, dann müssen die Riesen gar nicht
mehr unbedingt
so groß gewesen sein. Dann kamen wohl in der Sprache der
Neandertaler
(Riesen) nur viele Lautfolgen, wie "ri", "rri", "rr", "re " und
ähnliche
Lautverbindungen vor. Die gedankliche Gleichsetzung der riesigen
Kräfte
mit der überlegenen Körpergröße
der Überlieferung
ist verständlich. Diese Vorstellung könnte in den
10.000 Jahren
seit dem Verschwinden der Neandertaler (Riesen) im Laufe der
mündlichen
Überlieferung herangewachsen sein. Einen solchen
Bedeutungswandel
von geistiger Macht über weltliche Macht zur schieren
Größe
haben wir beim (Cro-) "Magnon" bereits kennen gelernt.
Nach Grimms Deutschen
Wörterbuch sollen ahd. riso (oder risi) und altn. risi im
Anlaut ein "w" eingebüßt haben, wie durch altndfr.
wrisil und alts. wrisilîk bewiesen werde. Die Riesen sind,
wenn alles stimmt, vor 10.000 Jahren ausgestorben. Wie wurde das Wort
für "Riese" wohl seinerzeit ausgesprochen? Und wie viele
Tausende Jahre nach ihrem Abgang begann man sie mit "r" oder "wr" zu
schreiben?
Bedeutsamer scheint
ein Hinweis
der Grimms,
die ein "citat aus GOLDAST" als interessant bezeichnen:
veteres risios
vocabant homines
proceros et robustos,
qui viribus confisi, sylvas et montes incolerent,
gratia latrocinandi, contra quos invocati rekij venerunt auxilio
afflictis.
Das heißt:
Die Alten nannten
"Riesen" jene
hochgewachsenen und
kräftigen Menschen, die im Vertrauen auf ihre Kräfte
Wälder und
Berge bewohnten, um Räuberei zu betreiben, gegen die
herbeigerufene
Recken den Bedrängten zu Hilfe kamen.
Diese Beschreibung
sollte man
sich merken, denn in den
Sagen aus dunkler Vorzeit taucht noch eine andere
verdächtige Gruppe mit ähnlich unangenehmen
Eigenarten auf. In der Microsoft Encarta Enzyklopädie
ist sie bereits verschollen. Der Große Brockhaus, Band 3,
S.56 dagegen
kennt sie noch:
"Berserker
[altnordisch "der
Bärenhemdige"], 1) im
frühmittelalterlichen Skandinavien wohl der (in
Bärenfell gehüllte)
Krieger, der im "berserksgangr" (Berserker-Wut) ungewöhnliche
Kraft
entwickelt; in der altisländischen Sagen-Literatur:
umherziehendes
Gesindel, das durch Herausforderung zum Zweikampf die Leute zu
erpressen
sucht. 2) wütender Kämpfer; Mann von
außergewöhnlicher
Kraft.
Was für
Bilder ruft
diese Beschreibung hervor?
Erstens: Den
weltfremden
Wissenschaftler, der noch nie
ein "Bärenhemd" gesehen hat, aber mit zitternder Feder die
urgewaltige
Wut des schlagkräftigen Hemdenmatzes niederschreibt. Wohl (?)
ein
Krieger oder was? Einer ohne Waffen, aber dafür im "Hemd"? Im
Althochdeutschen,
das dem Altnordischen nicht so fremd sein dürfte, bedeutet bero
= der Bär und hemide = das Gewand. Was
soll man unter den altnordischen
Lautfolgen "serks", "erks" oder "erk" verstehen, etwa ein Hemd oder
Gewand?
"berserksgangr" = "Bärenhemdigenwut" klingt auch nicht
überzeugend.
Könnte der ungewöhnliche "Berserker" daher vielleicht
gar nichts
mit "Bär" oder "Hemd" zu tun haben, sondern einen ganz anderen
(ärgeren)
Hintergrund haben?
Und zweitens: Die
letzten
verzweifelten Horden von Neandertalern,
die Aborigines Europas. Anfangs mögen sie bei kriegerischen
Auseinandersetzungen
gegen guten Lohn im Dienste der Thiahtan-en
(als in Bärenfell
gehüllte Krieger) gekämpft haben. Später
gerieten sie immer
mehr ins Hintertreffen und waren schließlich gezwungen, die
Leute
anzubetteln oder zu erpressen. Als nunmehr umherziehendes Gesindel
verfügten
sie nicht über die überlegenen Waffen der Thiahtan-en.
Dafür konnte allein die Umarmung der muskelbepackten Gestalten
tödlich
sein. Es lag jedoch vermutlich nicht in ihrer Absicht, zu morden.
Allein
deswegen nicht, weil sie dann den geballten und vernichtenden Zorn der
Thiahtan-en
auf sich gezogen hätten. Es genügte, so einen (fast)
chancenlosen
Angeber der Thiahtan-en zum
Ringkampf herauszufordern und
dem Verlierer dann eine Belohnung abzunehmen.
"Berserker"
hießen sie
aber möglicherweise
nicht, weil sie im Bärenhemd kämpften, sondern weil
jemand, der
in der Schlacht in ihre tödliche Umarmung geriet, im
Allgemeinen seinen
Geist aushauchen musste. Diesen Verdacht nährt
nämlich das Baskische,
das hiermit wieder ins Spiel kommt. Oder ist es ein Zufall, dass im
Baskischen besarka(tu)
die Partizipialform von "umarmen" ist? Das Wort erinnert an baskisch beso
= Arm. Der Wortbestandteil "arka" dürfte
mit dem romanischen
arcus = Bogen (erinnern Sie sich noch an kra | ark?) in Verbindung
stehen.
Es bedarf keiner großen Sprünge, um auch im
Baskischen den Bogen
rauszufinden: arkakuso Floh. Das erste r
in "Berserker"
könnte das Resultat einer [r]-Gemination sein. Der "Berserker"
hätte
dann etwas mit Armbogen oder besser Armbeuge zu tun.
Der Wortbestandteil
"gangr" in
"berserksgangr" ist eine
Lautfolge, die bei uns nur zu bekannt ist. Vermutlich muss es
ursprünglich
jedoch nicht "gangr" sondern "angr" geheißen haben. Der
Grundgedanke
kommt nämlich von ah =
GEIST und r r r (= Angst,
gefährlich, Abwehr, Gefahr, böse, "ein Bär
kommt", "haut
ab!" usw.) Die Lautfolge ist verwandt mit (ahd.) arg
(= Schlechtes,
Böses) und dem ärgerlich arglistigen Zwerg. Auch
engl. anger
= Ärger, Zorn, Wut passt gut dazu. Das Wort erscheint sogar im
Zusammenhang
mit Loki in der nordgermanischen Mythologie. Der war ein riesiger Gott,
der Gestalt und Geschlecht wechseln konnte. Sohn der Riesin Laufey. Die
Riesin Angrbodha gebar ihm zwei bedrohliche und
zerstörerische
Kinder: den Fenriswolf und die Midgardschlange. Seltsamerweise ist das
beängstigende Lautzeichen auch im Baskischen zu erkennen: anker
= grausam. [Gut fügt sich zu all diesen "GEIST
böse"- Lauten
auch das "krumme" "gr", siehe oben bei "Cro" (-Magnon)].
Was ist besser:
"Bärenhemdigenwut" oder "grausamer Ringer"?
Das klingt alles noch
sehr
phantastisch, aber der Gedankenfaden
ist noch nicht zu Ende. Es gibt neben Neandertalern, Riesen und
Berserkern
noch eine vierte Bezeichnung, die in einem Spiel auftaucht.
Die in
Märchen, Sagen,
Liedern und Namen versteckten
Überlieferungen sind anscheinend älter und getreuer,
als wir
gemeinhin annehmen. Es gilt also, den wahren Kern der alten Worte zu
entdecken.
Deswegen müssen wir auch das scheinbar Lächerliche in
die Überlegungen
einbeziehen. Was ist das so Komische?
Das ist der
Bibabutzemann.
Ene mene mu und raus
bist du.
Eins zwei drei vier
Eckstein,
alles muß versteckt
sein...
Dreht euch nicht um,
der
Plumpsack geht um...
Ich und du,
Müllers Kuh,
Müllers Esel, das bist
du.
Es geht ein
Bibabutzemann in unserm
Kreis herum,
fiedelbumm. Er rüttelt sich und schüttelt sich und
wirft sein Säcklein
hinter sich. Es geht ein Bibabutzemann in unserm
Kreis
herum, fiedelbumm.
Solche
Abzählreime
lieben die Kinder seit Jahrhunderten.
Vielleicht sind die Verse noch viel älter und verarbeiten das
Erlebte
auf spielerische Art. Vielleicht haben die Kinder mit so einem
Dreikäsehoch
der Butzemänner gespielt. Mit den kleinen
Butzemännern / Riesen
/ Neandertalern. Haben wir nicht gerade in dem Märchen
gehört,
dass ein Riese "Butzemann" genannt wurde? Sangen unsere Steinzeitenkel
sinngemäß etwa "Es geht ein Bi-Ba-Neandertaler
(Bi-Ba-Riese)
in unserm Kreis herum?"
Wenn man wiederum das
Baskische
zu Rate zieht, könnten sie mit ihrem
"Bi-Ba" sogar etwas Bestimmtes im Sinn gehabt haben. Nach dem
baskischen
Wörterbuch bedeuten:
bi
= ZWEI,
bat = EINS und
huts = leer [huts
egin* = fehlen, nicht
da sein, verfehlen (egin* = 1. machen, tun 2.
sprechen)].
"bi-bat-huts"
könnte man damit als ZWEI-EINS-LEER
oder ZWEI-EINS-(und raus bist du) verstehen. Baskisch utzi
bedeutet
"lassen", "zulassen", "erlauben", "überlassen", "verlassen".
Aus dem
neandertalerischen "bi-bat-huts" des Kinderspiels
wäre dann
der neckische Nname Bibabutzemann geworden. Sind die ri
tan = Riesen
durch das Kinderspiel zu dem Spitznamen gekommen, den die Grimms aus
den
Erzählungen der Alten erfuhren? Sind der Butzemann und der
Bibabutzemann
aus dem Abzählreim der Kinder dieselben? Sind Butzemann,
Riese, Neandertaler
und Berserker die unterschiedlichen Bezeichnungen für den Homo
sapiens
neandertalensis? Wir wissen, dass der Neandertaler und unsere Ahnen
sich
begegnet sind. So einen riesigstarken Typen kann man in der Landschaft
nicht übersehen. Unweigerlich haben sie diesem Muskelprotz
auch einen
Namen gegeben. Der Neandertaler ist "erst" vor 10.000 Jahren
verschwunden.
Schriftliche Zeugnisse liegen zwar seit höchsten 5000 Jahren
vor,
die mündliche Überlieferung reicht jedoch sicher viel
viel weiter
zurück. Der Name müsste daher irgendwo und irgendwie
(erst mündlich,
später schriftlich) überliefert worden sein.
Hier werden drei Bezeichnungen
für ein und denselben
Neandertaler vorgeschlagen:
1. Riese (wegen der Sprechweise)
2. Berserker (wegen der Kampfweise)
3. Butzemann (Spitzname wegen der
Zählweise)
Die
Neandertaler sind ohne
jeglichen Zweifel gefährliche
Mitbewerber im Kampf um die tägliche Nahrung gewesen. Ganz
sicher
hat man sich daher nicht immer nur liebevoll in den Armen gelegen.
Allenfalls
ist man sich (so lange noch Platz war) aus dem Wege gegangen. Mit
zunehmender
Besiedlung muss es aber zu unvermeidlichen Begegnungen gekommen sein.
Vermutlich
zu unerfreulichen,
denn im Wörterbuch
von Jacob und Wilhelm Grimm (Band 2) steht zu lesen (Auszug):
BUTZE,
BUTZ,
...
nhd. schriftsteller
setzen es ganz für popanz,
vogelscheuche verlarvten, vermummten Teufel...
... die teufelslarven und
putzen...
darumb ist gesang, reden,
pfeifen... gleich ein gebet,
als die butzen (vogelscheuchen) in der menschen
garten sind.
sie fürchten all am
ersten den butzen.
... ein zunsel gespenst (irrwisch),
ein verbutzter
teufel, der leibhaft butz.
... ich hab jetz ein edelen,
lündischen wind (windhund)
bekommen, ich sei des leibhaften butzen (will des teufels sein),
wann ihm ein has entgeht.
... so gehets es ihnen wie den
putzen, die mann ins feld
und garten stellet, die vögel zu schrecken...
... butz, beisz mich nicht!
... sie wartet, bis das kind
schrie und damit sie es desto
besser geschweigte, sagte sie zu ihrem mann. ach Peter, henk doch einen
tuch über dich und geschweige das kind ein wenig, damit der
bankert
wieder schweige. der mann folgte und als er so verstellt daher zu
brumlen
kame, wu wu wu! sagte das weib zu ihm, gehe hinweg du
häszlicher butz,
das kind ist nicht dein, sondern mein!
Bei
Grimms finden sich auch unter POTZMANN, PÖTZMANN,
...
butzemann, butzenmann...,
pöz, pözmann...
,
POTZMARTERN,
potz
marter rufen
fluchen weilen sie nit .. auf
gut französisch zu potzmartern wissen.
und
POTZNASE,
f.
nase in einem
butzenantlitze: hie tritt fraw
Hulde herfür mit der potznasen.
Potznase!
Das ist gemein! Aber
irgendwie auch verständlich.
Man weiß aufgrund der Schädelfunde, dass die
Neandertaler urwüchsigere
Gesichter und damit auch kräftigere Riechorgane gehabt haben
müssen.
Ein auffälliges Unterscheidungsmerkmal gegenüber den Thiahtan-en
mit ihren schmalen, längeren Nasen.
Leider
findet sich im dt.
Wörterbuch kein Hinweis
auf das Märchen "Der junge Riese". Offenbar haben die Grimms
diese
Gedankenverbindung nicht hergestellt. Vergleichen Sie mal die beiden
Texte.
Grimms
Märchen "Der
junge Riese": Wie er da so saß,
kam über den Berg ein großer Riese daher.
»Siehst du dort
den großen Butzemann?« sagte der Vater und wollte
den Kleinen
schrecken, damit er artig wäre...
Grimms
Wörterbuch: und
als er so verstellt daher
zu brumlen kame, wu wu wu! sagte das weib zu ihm, gehe hinweg du
häszlicher
butz, das kind ist nicht dein, sondern mein!
Kann
man mit einer Vogelscheuche
solche Schrecken auslösen?
Oder ist es in beiden Fällen die tief in der Menschenseele
wurzelnde
Urangst vor dem menschenfressenden Neandertaler? Wir sagen "Busemann",
"böse", "Buße" und "büßen".
Unsere Ahnen, "sie fürchteten
all am ersten den butzen" . Tragen wir ihre Worte und ihre (teuflische)
Angst vor dem "Bösen" noch mit uns herum?
75.000
Jahre haben die Homines
sapientes sapientes neben
den Neandertalern / Riesen her gelebt. Sie waren furchtbare Gegner. Da
man Ihnen nichts anhaben konnte, ging man ihnen eben aus dem Wege.
Das
änderte sich
schlagartig, als die Sapientes sapientes
zufällig eine Geheimwaffe geschenkt bekamen. Eine Waffe, gegen
die
keine Muskelkraft auf Dauer ankommt. Eine Waffe, die selbst das
größte
und stärkste Lebewesen vernichten kann. Eine Waffe, so leicht
und
flüchtig ist wie ein Lufthauch, aber unvorstellbar
gefährlich.
Das
war die Sprache. Sie
ermöglichte den Thiahtan-en
eine ganz andere gesellschaftliche Lebensweise,
größere Gruppen,
eine gesittetere Lebensweise und - den Krieg gegen den verhassten
Erbfeind.
Die neue Waffe ermöglichte das, was heute jeder blutigen
Auseinandersetzung
vorausgeht. Heimliche Vorbereitungen, eine sorgfältige
Planung, den
kalten Krieg mit Worten. Den Propagandakrieg! Den Gegner schlecht
reden,
den Menschenfresser, den üblen Räuber, den
Mörder. Einen
elenden Schurken aufbauen, und die eigenen Bushkrieger
überzeugen.
"Weißt Du noch, wie die neulich unseren Garten
verwüstet haben?"
"Bei Steinmanns sollen sie sogar ein Kind geholt haben." "Das Leben mit
diesen Riesenaffen ist nicht länger zu ertragen, die werden
uns eines
Tages alle umbringen." "Mit dem rechten Plan könnten wir
leichtes
Spiel haben." "Wir müssen die Lieben in Haus und Hof vor
diesen Unmenschen
verteidigen, am besten schon an den Pyrenäen." Die Worte
müssen
nur richtig gewählt werden, es ist die Zeit der Kunst des
sinnvollen
Zusammenfügens (Syntax) der Wörter, des geschickten
Aufbaues
der Sätze aus flüchtigen Lautzeichen. "Wenn, dann."
"Ja, aber."
"Keine Angst, wir werden ganz sicher, mach Dir keine Sorgen, so geht es
ganz einfach, die haben keine Chance."
Am
Ende sind alle vorbereitet und
auf das eine große
Ziel eingeschworen. Die Waffen geschliffen, jeder weiß, was
er zu
tun hat. Erst dann bricht die gebündelte Gewalt los. Der Kampf
tobt
und die vielen planvoll eingesetzten schwächeren
Kräfte brechen
die überrumpelte rohe Urgewalt. Am Ende hat sich‘s
ausgebutzt mit
dem bösen Butzemann.
Haben
die Thiahtan-en
dank ihrer Sprache
die Neandertaler am Ende ganz ausgerottet? Haben sie über die
schärfer
geschliffenen Worte verfügt, waren die Riesen, die nur wenige
natürliche
Feinde zu fürchten hatten, zu täppisch, zu arglos, um
gegen das
tapfere Schneiderlein zu bestehen? Wir werden es wohl nie erfahren. Nur
eins ist ganz sicher: Der schwache Mensch schreckt vor keiner
Hinterlist,
keiner Gemeinheit, keiner blutigen Gewalt zurück. Er geht
notfalls über (Neandertaler-)Leichen.
Wenn
die Überlieferung
ein Körnchen Wahrheit
enthält, dann könnte das Baskische der
Schlüssel zur Sprache
der Neandertaler sein und die Basken (die moderne Europäer
sind wie
wir) hätten diese Sprache lediglich übernommen und
weiterentwickelt.
Ein versprengtes Häufchen Homines sapientes sapientes lebt
zurückgezogen
bei den Neandertalern und übernimmt deren Sprache. Das ist
nicht unmöglich.
Es könnte sogar die geringfügigen genetischen
Abweichungen der
Basken erklären, die auf ein längeres
zurückgezogenes Dasein
hindeuten.
Der
Allokutiv ist die einzige
Stelle, an der in der baskischen
Grammatik zwischen männlichem und weiblichem Geschlecht
unterschieden
wird. Die Grammatik ist ansonsten geschlechtsneutral. Die baskische
Gesellschaft
könnte demnach ursprünglich nicht patriarchalisch
ausgerichtet
gewesen sein. "Im Baskenland erbt immer das erste Kind den ungeteilten
Hof, egal ob männlich oder weiblich." Die Neandertaler haben
keine
Staaten gegründet. Sie lebten nach aller Erkenntnis in kleinen
Gruppen
von Jägern und Sammlern, in denen jeder seinen Mann stehen
mußte.
Auf der Jagd kann man keine Machos gebrauchen, da sind alle
gleichberechtigt,
ob Männlein oder Weiblein.
Es
gibt aber noch mehr Hinweise.
Das Wörterbuch des
Baskischen von Helmut Kühnel (Ausgabe 1999) umfasst im
deutsch-baskischen
Teil rund 5000 Stichwörter der baskischen Sprache der
Gegenwart. Das
Baskische enthält zusammengesetzte Wörter und sehr
viele Fremdwörter
(wie das Deutsche auch). Ein zusammengesetztes Wort ist zum Beispiel prakagorri
= Teufel. Praka = Hose und gorri
= rot. Ohne diese zusammengesetzten
Wörter und Fremdwörter bleiben vielleicht noch etwa
2600 Wörter
übrig. Darunter befinden sich 260 baskische Wörter
mit ri,
rri,
r(i)
oder rr(i). Das sind 10 %.
Weitere 73 Wörter mit ir
oder irr und 41 Wörter mit rre
können hinzugezählt
werden. Auch eine Reihe von Wörtern mit rra,
rro oder
rru
sind zu finden. So wird im Baskischen aus der kleinen Ratte (span.
rata,
ital. ratto) die knurrende arratoi und aus dem
entlehnten Verstand
(lat. ratio) das r-betonte arrazoi.
Da
die heutigen Basken ganz
"normale" Mitbürgerinnen
und Mitbürger sind, werden sie wohl kaum so irre lachen, wie
es ihr
geerbter Wortschatz nahe legt:
irri
= lachen;
aldarri = Geschrei; belarri
= Ohr; eztarri = Kehle, Gurgel; irrintzi
= 1. Wiehern 2.
Freudenschrei; txirrin = Klangfarbe, Timbre; zinkuri(n)
= Seufzer, Klage. Auch das baskische Zischen geht nicht ohne rrr: zirrist
= Zischen. Und nur die Panzerschrankknacker bei Donald Duck lachen wie
die Basken har, har, har: barre = lachen; irribarre
= lächeln.
Dazu gehören vielleicht auch algara =
lautes Geschrei oder
zurrumurru
Geräusch,
Gemurmel; urrueta Gurren, Girren.
Haben
die Basken ihre
"verwirrende" Sprache von den einsamen
Neandertalern übernommen? Von diesen ungeschlachten Typen, die
nach
ihrem grollenden Kehllauten ri tan
= Riesen genannt wurden,
um die Andersartigkeit gegenüber dem thi ah
tan
hervorzuheben? Sie hätten dann das fremdartige ri
tan
vor dem Aussterben bewahrt, denn die kleinen Horden der Neandertaler
wurden
immer seltener und sind irgendwann um 10.000 vor unserer Zeit ganz von
der Bildfläche verschwunden.
Die
Thiahtan-en
waren erfolgreicher. Sie
lebten in größeren Gruppen, hatten mehr Nachkommen
und breiteten
sich über die Lande aus. Nicht nur die Blutsverwandtschaft,
sondern
anfangs auch die gemeinsame Sprache verbanden die immer weiter
auseinander
driftenden Stämme. Aus thi ah tan
= sprechen ist daher
irgendwann auch die Bezeichnung der Gemeinschaft gleicher Zunge
geworden.
Die gemeinsame Sprache stand für die
Stammeszugehörigkeit. Wer
so sprach wie alle anderen (nämlich thi ah
tan), der
gehörte zum Volk.
Daher
also (ahd.) thiota,
theota, deota, dheoda, thiot,
theot, t(h)iet, diot, deot, diet, thied, diet = Volk.
Deshalb
heißt es im
Otfrid: Ni si thiot thaz
thes gidrahte, in thiu iz mit in gifeht "Es existiere kein
Volk, das
danach strebt, mit ihnen (den Franken) zu kämpfen," oder Biscof
ther sich wachorot uber kristinaz thiot "Der Bischof, der
über
das christliche Volk wacht".
Aber
wir Deutsche haben (wie
bereits gesagt) das thi
ah tan, dem wir unseren Namen verdanken, nicht
allein gepachtet,
sondern es muss einst wohl europaweit erklungen sein. Dazu eine freie
und
kurze Zusammenfassung aus einem Aufsatz von Dr. Gert Meier:
Nördlich
der Alpen und
westlich der Weichsel siedelte
schlicht "das Volk". Dieses sprach die "Sprache des Volkes", ahd. diutisk.
Zu diesem "Volk" haben auch einmal die italischen Stämme, die
Achaier,
Jonier, Hethiter, Dorer und vielleicht auch die Etrusker (italienisch:
Etruschi) gehört. Der Kern des Altlateinischen (Anmerkung:
oder "Vulgärleiteinischen"?)
und Dorischen dürfte diese Sprache des Volkes sein. Auch die
Völker,
die von ihren südlichen Nachbarn "Kelten" genannt wurden,
sprachen
diutisk. Noch die Achaier konnten sich mit den
Hethitern ohne Hilfe
eines Dolmetschers verständigen [italienisch: gli Ittiti;
hethitisch
tuzzi = Heer]. Mit der Abspaltung einzelner Gruppen
von der diutisk
sprechenden Gemeinschaft setzte eine eigenständige sprachliche
Entwicklung
ein - es entstanden Hetitisch, Achaisch/Ägäisch,
Jonisch, später
Dorisch und die italischen Dialekte. Sprachgeschichtlich gesehen
verschwindet
die Sprache der "Volks- oder Allgemeinsprachigen" (nämlich der
diutisk
/ theodiske-Sprechenden) in einem
alteuropäischen Kontinuum.
Meier
zitiert auch Rudolf
Rohrbach. Die Stelle wird hier
ebenfalls kurz und frei zusammengefasst:
Es
hat den Anschein, als ob die
gesamte völkische
Grundmasse des westlichen und nördlichen Alteuropas
spätestens
der Jungsteinzeit die Tuatha-Völker gewesen sind. Die
Ursprünge
des Wortes "deutsch" lassen sich in ganz Europa nachweisen. Lange,
bevor
es zu einem Staatsbegriff wurde, hatte es die Bedeutung von
volkstümlich,
von Volk und Land. Seine Wurzeln finden sich in vielen
europäischen
Dialekten. Im altirischen tuath (das irische Volk
wird in alten
Quellen Tuatha Dé 1Danaan genannt), im
altfriesischen thuide,
im altnordischen thiot, im gotischen Þiuda,
im litauischen
tauta,
im altpreußischen tauto und im
altfranzösischen
tieis.
Mit dem oskischen touto und dem umbrischen tota
erreicht
es seine südlichste Verbreitung bis zu den
Italikerstämmen. Die
Etymologie des Wortes macht seine europäische Ausbreitung
offenkundig
und damit das Vorhandensein europäischer
Völkerverwandtschaften
auf sprachlichem Gebiet, die enger sind als die durch
indoeuropäische
Sprachzusammenhänge nachgewiesenen (aus "Geschichte und
Gegenwart",
Heft 2/1999, S. 28 ff. Grabert-Verlag Tübingen).
Meier
und Rohrbach sind
haarscharf an der Lösung
dran. Dr. Meier klagte, dass er zu überlastet sei, die
einzelnen Abschnitte
zu muspilli zu lesen. Leider,
leider, sonst wüsste er,
was diutisk wirklich für einen Hintergrund
hat.
Wer
sie aber liest und nicht
versteht, ist ein Idiot (griechisch:
idiotes). Das war kein "Privatmann" sondern einer, der nicht zur
Sprachgemeinschaft
gehörte. Aus ni-diot = nicht diot
wurde unser "Idiot".
So einer kann nichts verstehen. Dafür aber die
Götter: Theogonie
= antike griechische Bezeichnung für Abstammung der
Götter =
Zusammensetzung aus theot und griechisch: to genos
= gebürtig.
Die Götter heben damit einen Zipfel des großen
Vorhanges, der
unsere europäische Geschichte verhüllt. Sie zeigen,
welch hohe
Wertschätzung, ja Verehrung, die gemeinsame alte heilige
Sprache bei
den Alten besaß.
Der
alte Hildebrand (»chûd
ist mî
al irmindeot«) war kein Idiot. Er gehörte
zum Volk und konnte
thi
ah tan (deot).
Der
Grosse Brockhaus,
Kompaktausgabe, 1984, Band 10, S.
194 sollte jedoch mal in sich gehen: teuta »Die
Gesellschaftsordnung
der Indogermanen (?) beruhte auf der vaterrechtlich organisierten
Großfamilie,
die in der Siedlungsgemeinschaft (?) ihre politische Einheit
fand.«
Die
Sprache muss noch bis in die
jüngere Frühzeit
das Verbindende geblieben sein. Sonst würden auch die städtischen
Siedlungen nicht span. "ciudad" oder ital. "città"
heißen.
Daher das deutsche Lehnwort "Stadt" (engl. "town" geht auf "Zaun"
zurück).
Der
ursprüngliche Sinn
von thi ah tan
ist "sprechen". Das hätte den Indogermanisten doch
längst auffallen
müssen, wenn sie das (ahd.) Wörterbuch gelesen
hätten. Jeder
kann sich selbst einen Reim darauf machen:
dihta,
dihtta
= Dichten, Dichtung
tihton,
dihton,
thicton, dicton
ersinnen, dichten, verfassen; widmen; diktieren (!); vorschreiben,
gebieten
Stattdessen
haben sie sich wie
die idiotes (der deutschen
Sprache nicht Mächtigen) gebärdet und das angeblich
"indogermanische"
Wort *teuta = Stamm zusammengestoppelt (aus:
altlitauisch "tauta"
= Volk, oskisch "touto", altiranisch "tuath", got. "Þiuda",
(ahd.)
"diot", heth. "tuzzi-" = Heer).
Na
lassen wir das. Lassen wir
auch die weltweit zu findenden
Wörter, die auf thi ah tan
= sprechen zurückgehen,
beiseite. Vergessen wir den großen Theoderich, den kleinen
Dirk und
das halbe Hundert ihrer Namensvettern, und stellen wir hiermit nur eine
einzige Frage:
Glaubt
jemand noch im Ernst, dass
das Wort "deutsch" nicht
von "sprechen" kommt? Wenn ja, dann soll ihn der Butzemann holen. Er
könnte
sich vielleicht auch freikaufen, wenn er hülfe, folgende (fast
schon
für sich sprechende) Besonderheiten des Baskischen zu
erklären:
Im
Baskischen lautet die
Partizipialform von "sagen" esan*.
(Das "gerollte" erran ist bedeutungsgleich).
Beispiele:
wer
hat das gesagt? - nork
esan du?
was haben Sie gesagt? - zer esan
du?
was sagst du da? - zertzu esaten
dituk?
In der Gegenwartsform
wird esan*
/ erran
jedoch anders gebeugt:
ich sage es noch mal
- berriro
diot (berriro
= noch mal; diot = ich sage)
Die Beugungsformen
(Konjugation)
von esan* sind
in der Gegenwart (im Präsens):
(ni)
diot
ich sage
(hi)
diok
du sagst
(hi) dion
(weiblich) du
sagst (weiblich)
(hura)
dio
er sagt
(gu)
diogu
wir sagen (gu = wir)
(zu)
diozu
Sie sagen (zu = Sie, oft dem span. tu =
"du" entspr.)
(zuek)
diozue
ihr sagt (zuek = ihr (Pl.); Sie)
(haiek)
diote
sie sagen (haiek = sie (Pl.))
Ist es Zufall, dass
die
Gegenwartsformen von "sagen" im
Baskischen so nach thi ah tan (=
sprechen) klingen? Oder
hat prakagorri (praka Hose + gorri
rot) seine teuflische
Hand im Spiel gehabt? Rothose mit der modischen italienischen "le
braghe"
= Hose? Denn auch bestimmte komplizierte Beugungsformen von baskisch ukan*
(= "haben") weisen dieselben Lautfolgen auf. Dafür ein
Beispiel:
Verkaufen Sie ihm den
VW da
hinten? - saldu aldiozu
VW hura?
al
ist ein
Fragepartikel, der Wortteil diozu
ist jedoch eine Beugungsform von ukan* - "haben"
(hier: 3. Person
Einzahl Akkusativ - 3. Person Einzahl Dativ, 2. Person Einzahl
Ergativ).
dio
kann also auch "hat ihm/ihr" (statt "er sagt") heißen oder diote
"haben ihm/ihr" (statt "sie sagen").
Da wird die Abneigung des rotbehosten Bösen gegen die Basken verständlich. Niemand wird jedoch gleich zum Buhmann gestempelt werden, wenn er mal ganz unschuldig ein paar baskische Zeitwörter auflistet:
baskische
Partizipialform |
baskisch: erste
Person Einzahl Gegenwart |
deutsch: erste
Person Einzahl Gegenwart |
izan* | naiz | ich bin |
egon* | nago | ich bin |
etorri* | nator | ich komme |
joan* | noa | ich gehe |
ibili* | nabil | ich gehe |
etzan* | natza | ich liege |
ekarri* | dakart | ich bringe |
eraman* | daramat | ich trage |
ukan* | (nik) dut (Ergativ) | ich habe |
ukan* auf ein dir. Objekt in der Einzahl bezogen | ditut | ich habe |
erabili* | darabilt | ich benutze |
eduki* | daukat | ich habe |
jakin* | dakit | ich weiß |
ikusi* | dakusat | ich sehe |
entzun* | dantzut | ich höre |
ezagut(u)* | dazagut | ich kenne |
irudi* | dirudit | ich scheine |
iraun* | diraut | ich bestehe |
egin* (1) | dagit | ich mache |
egin* (1) | dagit | ich spreche |
ihardun* | dihardut | ich mache |
eman* | bademat | ich gebe |
esan* / erran* | diot | ich sage |
Potz Blitz! Auch im
Vergleich der
Zeitwörter untereinander
fällt die Besonderheit von esan*auf.
Bei allen anderen wiederholen sich die kennzeichnenden Lautfolgen
(blau)
nur bei esan* nicht
(hosenrot)!
Und noch etwas ist bemerkenswert.
esan*
klingt sogar ein bisschen nach dem (ahd.) "sagen".
Das (ahd.) sagen, shagehn, saghen,
seggen,
sagan
ist ein Uraltwort. Das zeigen die vielen unterschiedlichen
hochdeutschen
Bedeutungen an: sagen, aussagen, sprechen (von), erzählen,
berichten,
verkünden, verbreiten, behaupten, zuschreiben, zusprechen,
bejahen,
handeln (von), erörtern, behandeln, erklären, nennen,
deuten.
(s. Althochdeutsches Wörterbuch von Schützeichel)
Hat es
nichts zu bedeuten, dass
ein ganz ähnliches
baskisches Wort, das mit Jenseitsvorstellungen verbunden ist, ebenfalls
so thiahtan-isch klingt? Wo
kommt das baskische sagara(tu)
(= weihen, einsegnen; widmen) wohl her?
Zur
Vollständigkeit des
Gesagten gehört, die
anderen Wörter zu nennen, die mit "sprechen" zu tun haben:
egin*
1.
machen, tun 2. sprechen
hitz egin* sprechen
("Wort machen")
mintza(tu) sprechen (hitz
"Wort")
edasi* sprechen
Beispiele:
(ongi)
hitz egiten du
- er spricht (gut)
musikaz mintza(tu) -
über Musik sprechen
(ongi) dadasa - er
spricht (gut)
Diese
letzten Beispiele
mögen nicht viel sagen, dafür
aber der baskische erraldoi Riese. Erraldoi
erinnert sowohl
an den dt. Herold als auch an erran = esan*
sagen! Laut Duden
war der Herold ein "Heeresbeamter" oder "Ausrufer". Der Brockhaus
vermutet,
dass unser Herold auf einen (ahd.) heriwaldo
("Heereswalter") zurückgeht,
der jedoch im Althochdeutschen Wörterbuch nicht erscheint.
Im späten Mittelalter soll der Herold als Ehr(e)nhold
bezeichnet worden
und ein Diener von Fürsten und "Schiedsrichter oder etwa
Zeremonienmeister"
gewesen sein. Daher die Heraldik. Im Mittelhochdeutschen
Taschenwörterbuch
von Lexers ist der Ehr(e)nhold nicht verzeichnet. Die Italiener
führen
ihren "araldo" über franz. heraut ebenfalls auf den dt.
"Heriwald"
zurück. Ihre Angaben decken sich unter Punkt 1 mit denen des
Brockhaus
und verstehen unter Punkt 2 einen messaggero oder banditore, also auch
einen Ausrufer (lo Zingarelli, Vocabulario della lingua italiana).
"Wir
wissen nichts über
eine künstlerische Tätigkeit
des Neandertalers. Mit Cro-Magnon beginnt jedoch eine Explosion der
Künste.
Das älteste Relief, ein Lachs, ist 25.000 Jahre alt." So
äußerte
sich ein Experte. Diesen Satz müssen wir uns noch mal auf der
Zunge
zergehen lassen. Wir blicken auf grob gerechnet 100.000 Jahre
Menschheitsgeschichte.
Warum hat sich in den ungefähr 75.000
Jahren vor "Lascaux"
nichts Wesentliches getan? Warum finden sich erst seither in
zunehmendem
Maße Hinterlassenschaften des Menschen, die einen
unaufhörlichen
Fortschritt beweisen? Eine rasche "kulturelle"
Aufwärtsbewegung, die
offenbar nur durch gelegentliche Katastrophen kurzfristig unterbrochen
worden sein kann. Es liegt nicht daran, dass von Menschenhand
Geschaffenes
nicht länger als 25.000 Jahre überdauert, denn es
finden sich
ja Artefakte. Nur belegen diese eben einen gewissen Stillstand in der
Entwicklung
unserer Vorfahren.
Diese
Erkenntnis lässt
nach den bisherigen Überlegungen
nur einen vernünftigen Schluss zu. Die Cro-Magnons (und nicht
die
Neandertaler) haben die Sprache erfunden und daraufhin eine
explosionsartige
Entwicklung erlebt.
Hat der
böse Butz
demnach nur gelauscht?
Und hat
er diese Stufe der
sprachlichen Entwicklung mühsamer
erklommen? So könnten aus den thiahtan-ischen
Urformen
von (ahd.) sagan = sprechen und thiahtan
= sprechen
die butzigen esan und diot (und
so weiter) geworden sein.
Das Wort esan*
wäre dann eines der ersten
Lehnwörter der Welt. Ebenso alt wie die folgenden baskischen
Wörter
im Zusammenhang mit sprachlicher Verständigung:
baskisch | thiahtan-isch | althochdeutsch | deutsch |
hitz | thi | wort, worht, hurt | WORTE
(von uer thi) |
izen | Name (heißen) |
Wenn der Butzemann aber
tatsächlich die Ohren gespitzt
hat, so kann ihm das Herzstück des neuen
Verständigungsverfahrens
nicht entgangen sein. Die thiahtan-ische
Ursprache hat mit
dem heimeligen thi = DU und i
= ICH zwischen
Mutter und Kind begonnen. Diesem auf i
und thi
ausgerichteten Denken entsprangen auch alle auf diese ZWEI bezogenen
Folgewörter:
in
= IN, gi = GEMEINSAM, ZUSAMMEN; li
= LÄNGS,
PARALLEL; bi = BEI; ni
= HINEIN, NEIN. Erinnern
sie sich noch an den Abzählreim: ICH und DU, Müllers
Kuh, Müllers
Esel der bist DU ? Er macht besonders anschaulich, wie nahe auch das
Zählen
dem i = ICH und thi
= DU liegt. Daher entsprechen
auch die Zahlen EINS und ZWEI diesem Denken und Wortschatz. Bei einer
echten
Ursprache ist das schlüssig. Vergleichen wir daher:
das urzeitliche Thiahtan-ische:
i
= ICH und thi = DU
i =
1 und thi = 2
und das neuzeitliche Baskische:
ni =
ICH und hi
= DU
bat = 1 und bi
= 2
Potztausend, die baskische
Sprache soll doch mit keiner
anderen Sprache der Welt verwandt sein! Der (mögliche)
baskische Kern
ist dem thiahtan-ischen im
Gegensatz zu dieser Aussage auffallend
ähnlich. Wir vergleichen hier zwar Äpfel (das uralte Thiahtan-ische)
mit Birnen (dem neuzeitlichen Baskischen), doch dieser Vergleich
offenbart
eine verblüffende Übereinstimmung. Das kann kein
Zufall sein
und sollte selbst Indogermanisten nachdenklich stimmen. Auch wenn die
Richtigkeit
des thiahtan-schen
Winzigwörterbuchs bis zur Stunde
nicht wissenschaftlich anerkannt ist.
Das thiahtan-ische
Winzigwörterbuch
besteht fast zu einem Drittel aus thi
(ti)
Wörtern (thi, i,
in, gi,
li,
bi,
ni,
mi).
Entsprechend riesig ist die Zahl der "indogermanischen"
Folgewörter.
Man denke an die romanische Silbe "bi", die sogar im Laufe des
Sprachwandels
die Bedeutung ZWEI (statt BEI) angenommen hat (siehe Abschnitt "08. thi").
Das baskische
bi = 2 mit seiner
verhältnismäßig
großen Nachkommenschaft fügt sich daher wunderbar
ins Bild.
Es ist eine Raubkopie, die nach dem Sinn und der Lautfolge mit dem
Original
nahezu übereinstimmt.
Nur bat = 1
passt nicht. Die Lautspielerei mit
"i-a" ist auch in den thiahtan-ischen
Sprachen bekannt. Unser
"zick-zack" oder "in-an" machen den Gegensatz "bi-ba"
verständlich.
Mit "bi-ba" ist der Gegensatz 1-2 hervorragend getroffen. Trotzdem,
oder
gerade deswegen, fügt sich auch bat = 1
einfach nicht ins Bild
einer eigenen baskische Ursprache. Wohl ist die Zahl der
Wörter (des
rein baskischen Wortschatzes), die von bat
abstammen, beträchtlich
und verrät ein hohes Alter dieses Separatisten. Doch muss
dieser deswegen
noch kein echtes Urwort sein.
Wir haben ja gesehen, wie
eingeschränkt die thiahtan-ische
ICH-DU-EINS-ZWEI-Denkweise anfänglich war. Diesem schlichten
Beginn
entsprachen die spartanischen i
= ICH, thi
= DU, i = 1 und thi
= 2 in vollkommener Weise.
Das tut bat = 1 nicht, es fällt vollkommen
aus dem Rahmen der
baskischen Kernwörter ni, hi,
bi. Es kann daher
nicht als echtes Urwort durchgehen, es muss etwas jünger und
eine
eigenständige baskische Erfindung sein. Trotz seines dennoch
hohen
Alters und der großen Nachkommenschaft ist die Zahl der
Lautvarianten
klein, wie die folgende Zusammenstellung beweist:
bat
eins; ein(e);
bat,
batean
plötzlich {dt. auf einmal}; bat egin*
vereinen {egin*
1. machen, tun (2. sprechen)}; bat etorri*
übereinkommen {etorr(i)*
= kommen}; bat(u)
vereinen;
bederen
mindestens, wenigstens;
behin
einmal;
behin
batean
... es war einmal...; behin
ere ez
niemals; apur bat
ein bisschen (apur
klein, wenig);
zenbataldiz
? wie oft
?; bide
batez
nebenbei {bi zwei;
bat
eins}; batez
vor allem;
batera
zusammen {~ dt. einig}; batasun
Einheit;
erabat Adv
ganz,
vollständig {era Art, Weise,
Form; era(tu) formen,
bereiten; organisieren; "eine Form"}; ebaki
I. schneiden; Phon aussprechen II. Schnitt m;
Schnittwunde
f
{ez
nein; nicht; ausser; "nicht (mehr) eins"}; ebats(i)
stehlen {ez nein; nicht; ausser; "nicht (mehr)
zusammen"}; ebatz(i)
lösen; entscheiden; Streit schlichten {ez
nein; nicht;
ausser; "nicht (mehr) eins"}; estatubatuar
USA; US-amerikanisch {Estatu Staat; bat(u)
vereinen}
{-ar (2) Herkunft, Nationalität (er-,
-isch)}; hainbat
1. so viel wie, umso 2. viel {hain
so, solch;
"so wie eins"}; hainbathobeto
umso
besser; horrenbat
soviel; larunbat
Sonnabend m, Samstag m {laru
gelb; "gelb eins ?"};
orobat
I. Adv gleichfalls II.
Adj gleichgültig {oro
alle; ganz; "alles eins"}; baita
auch
(allein
stehend) {"vereint"}; bakan
selten
{"kommt vereinzelt vor"}; bakar
einzig,
alleinig; allein; bakarrik
Adv
allein
{"einzeln"};
bakartate,
bakartasun
Einsamkeit
f {"einzeln"};
bake
Friede(n)
m {"einig"}; bake(tu)
befrieden {"einigen"};
baketiar
friedliebend
{"einig"}; baketsu
friedlich {"einig"};
bakezale
Pazifist m {"Einiger"};
bakoitz
jeder; einzig {-koitz -mal -fach} {"einfach"; "nicht
zusammen"};
zenbait einige
{zen (er, sie)
war (vgl. izan); baita auch;
"war auch"}; zenbaketa
Aufzählung{-keta = 1. Handlung, Vorgang 2.
Suche, Beschaffung
3. Reihe, Menge}; zenbaki
Zahl, Nummer;
zenbaki(tu)
numerieren; zenbat?
wieviel(e)?; zenbat
da ? was macht
das ? zenbat gizon etorri dira? wieviel Leute sind
gekommen? {etorri*
= kommen}; zenbat(u)
zählen;
zenbatasun
Quantität
f
{-tasun = Abstraktum (-heit, -keit, -e)}; zerbait
(irgend) etwas {zer [mit einfachem -r]
was, etwas;
was (fragend); "was auch (immer)"}; batak
dikuke bestea, biek begitartea
Sprichw eine Hand
wäscht die andere (und beide das Gesicht); ba
ja; (nun) also {"ja" kommt auch von "eins" = ICH}; bai
ja; bai ...
eta
bai
... sowohl ... als auch ... {"ja" und "ja"}; baietz
ja, tatsächlich {-ezia = Abstraktum, -heit,
-keit}; bana
jeder einzelne; baita
auch (allein
stehend);
eztabaida
Diskussion,
Streit-(Gespräch); {ez nein; nicht; ausser;
bai ja;
izan*
sein, existieren, sich befinden => da er (sie) ist => das
"nein und ja"
oder das "Für und wider"}; banatan
Adv
getrennt {bana jeder einzelne}; badaezpada
wenn zufällig; badaezpadako
zweifelhaft (~ "eins nicht eins"); bare
II. ruhig, gelassen; {"in sich selbst ruhend" Vorstellung EINS}; barru
= barren I.
Innere(s) II. Postp
binnen; innerhalb [r-Gemination vor r?]; barruti
Bezirk m; barne,
barneko
innere(r) {bare
I. (2.) = Schnecke};
bete
I. voll {Vorstellung EINS ?} ipete
fettleibig, dick,
"füllig" vgl. bete = voll;
beterik
dago es ist voll; bete
betean
auf frischer Tat, in flagranti II. füllen {~"voll und ganz"
?}; beti
immer; betiko
für immer; betidanik
seit eh und je, schon immer {danik = seit, ab
(zeitlich)} {bat
eins; ein(e)};
beterri
Flachland {bat
eins; ein(e); bete I. voll; herri
Land, Dorf, Volk; "volles
Land"}; nabasi
vertraut, intim;
nabari
allgemein
bekannt; offensichtlich
Die EINS steckt in den nicht sehr
unterschiedlichen Lautfolgen
bat, bait, bai, ba, bar, bak, bas, bad, pad, bed, be, bet, pet. Sie
scheint
daher verhältnismäßig beständig
gegen den Wandel der
Zeit gewesen zu sein. Und das spricht für ein einsames und von
äußeren
Einflüssen unbeeinflusstes "baskisches" Sprachleben. Es ist
angesichts
dieser Sammlung auch nicht anzunehmen, dass bat vor Urzeiten so viel
anders
ausgesehen haben könnte. Denn keine denkbare Lautverschiebung
und
kein möglicher Sprachwandel könnten aus einem Wort,
das zwangsläufig
ni = ICH, hi = DU und bi = 2 ähnlich
gewesen sein müsste,
ein bat = 1 machen. Es wurde von den Lauschern als Zahlwort anfangs
nicht
unbedingt benötigt, ja vielleicht nicht einmal in seiner
Bedeutung
gleich verstanden. So war man später gezwungen, sich selbst
etwas
auszudenken. Das baskische bi - bat könnte daher eine der
sprachlichen
Weichen sein. Hier hätte Euskera ein eigenes Leben begonnen.
Im Winzigwörterbuch
hatten wir bei den i-Wörtern
die Lautfolge hi vermisst, nun ist der Grund zu ahnen, sie wurde von
den
bösen Butzen für DU verwendet. Außer ICH
und DU gibt es
aber noch ein anderes Kernwort. Eines, das aus der Zweierbeziehung von
Mutter und Kind hinauswies. Es ist der = DER, DER
ANDERE! Aus diesem
der,
das aus der Vorstellung von ALLEM ANDEREN (im KREIS um die beiden
herum)
hervorging, wurden später alle weiteren Wörter der
Erscheinungswelt
im UM-KEIS der beiden abgeleitet. Also, wie in der
Winzigwörtersammlung
dargestellt, auch die Zahl deri = DREI. Diesem
frisch geborenen
ICH-DU-DER-Denken entspricht zunächst auch die Rechenkunst der
Altsteinzeit.
Man be- oder vergnügte sich zunächst mit den "Zahlen"
EINS, ZWEI,
DREI und VIELE.
Am Rande bemerkt: Es gibt
Fachleute, die das (auch bei
den Maya verwendete) auf der Zahl 20 fußende
20ger-Zahlensystem (Vigesimalsystem)
in ihre vaskonische Substrattheorie einbeziehen. Dieses System muss
jedoch
sehr viel jünger sein.
Ich, du, der – das war
das geistige Koordinatensystem
der Alteuropäer, doch was dachten die (Ne-)anderen?
Vergleichen Sie
bitte:
baskisch | thiahtan-isch | althochdeutsch | deutsch |
ni | i | ic(h), ihc, i(h)k, hii(c)h, i(h)g, (h)i, e(h), [e]g | ICH ah mih = weh mir |
hi | thi | t(h)u, ..., dhu, du, duo, diu, do, to | DU |
hura | der | t(h)er ... der ... | der |
Lässt sich bestreiten, dass hura und der einander ähnlich sind? Auch baskisch nor = "wer" und eine Reihe ähnlicher Wörter klingen verwandt. Überhaupt könnte auch das Zählen (bis auf die EINS) weitgehend abgehört worden sein:
baskisch | thiahtan-isch | althochdeutsch | deutsch |
bat | i | ein | EINS |
bi | thi | zwene | ZWEI |
hiru | deri | t(h)ri, ... | DREI |
laur | fir | fior, feor, fiar, fier | VIER |
bost | han ? (Hand) | fimf | 5 (Faust?) |
sei | ? | seh(s), sex | sechs |
zazpi | ti bi han (zwei bei Hand) | sibun, siban, ... | sieben |
Zugestandenermaßen
bedarf es einigen Vorstellungsvermögens,
z. B. zwischen hiru
und deri
eine lautliche Beziehung herauszuhören. Das ändert
sich jedoch,
wenn man mögliche Schwierigkeiten der Lautwiedergabe einer
ungeübten
Neandertalerkehle berücksichtigt. Ohne die thiahtan-ische
Unterscheidung der Selbstlaute ergibt sich für die Zahl DREI
eine
größere Übereinstimmung (blau): hiru
und deri.
Oder die Zahl VIER
laur
und fir.
Gemäß dem
Strukturkurs Baskisch S.10: gibt
es deutliche Beschränkungen im Wortanlaut für rekonstruierbare
Stufen des Baskischen (kein p-, t-, d-, r-, extrem selten k-, keine
Konsonantencluster
am Wortanfang). "So wäre aus deri
vielleicht hiru
geworden. Das "f" wird
zwar im Strukturkurs nicht erwähnt, jedoch ist selbst
heutzutage die
Zahl der baskischen Wörter, die mit "f" beginnen,
verschwindend gering.
Von 2726 sind es mal eben 11! Potznase könnte das "f" am
Anfang der
Wörter ebenfalls nicht gemocht (aber dafür keine
Probleme mit
dem "l" oder "b") gehabt zu haben. Wurde aus fir
infolgedessen das bequemere laur?
Der Buchstabe "b" belegt nach "z"
sogar den zweiten Platz
in der Rangfolge der am Anfang eines Wortes stehenden Mitlaute im
Neubaskischen.
Das könnte den Wandel von thi
zu bi
erklären. Unter den Selbstlauten
ist "a" (besonders am Wortbeginn) der unumschränkte Renner, "biba"
liegt also nahe.
Anhäufungen von
Mitlauten (Konsonantencluster) am
Wortanfang scheinen auch nicht beliebt gewesen zu sein. Spricht das
Fehlen
(beispielsweise) von "sp" oder "kr" nicht auch für eine
gewisse sprachliche
Unbeholfenheit, die unseren Verdacht bestärken
könnte?
Wenn das Ur-Euskera keine reine
Eigenentwicklung darstellt,
sondern erst aus dem Hörerlebnis der thiahtan-ischen
Ursprache hervorgegangen ist, dann müsste es
Übereinstimmungen
geben. Die gibt es ohne Zweifel, wenn man dem Baskischen auf den Grund
geht. Es lässt sich jedoch darüber hinaus zeigen,
dass sich die
baskische Entwicklung im Anschluss an den ersten Lauschangriff nach den
gleichen Spielregeln vollzogen hat. Nach genau den selben
Naturgesetzen,
über die sich unser Sapiensgehirn offensichtlich nicht
hinwegsetzen
kann.
Wörter, welche das
Verhalten von zwei Dingen, zwei
Lebewesen oder zwei Sachverhalten zueinander bezeichnen,
gehören gedanklich
zusammen. Ohne "innen" kein "außen", ohne "die eine" nicht
"die andere",
ohne "hier" kein "da". Wie nun Euskera (unabhängig vom Thiahtan-ischen)
bestätigt, wird daher bei der Neuschöpfung solcher
ZWEI-Wörter
ein entsprechender ZWEI-Bereich im Denken aufgerufen. Infolgedessen ist
auch ein bevorzugtes (im Baskischen von bi = ZWEI
geprägtes)
Lautmuster zu erkennen. Bei der Suche danach ist zu
berücksichtigen,
dass im Laufe der Sprachgeschichte Lautverschiebungen stattgefunden
haben
können. Die ermüdende Aufzählung von solchen
Beispielen
bleibt uns nicht erspart und es wird zur Bekämpfung des
Gähnens
empfohlen, diese in einem ersten Überblick zunächst
nur zu überfliegen:
azpi unten (unten
und oben = Vorstellung ZWEI); biak
beide; bider
Mal (klingt fast wie deutsch
"wieder" im Sinne noch einmal, ein zweites Mal!); bibider
zweimal bider(tu)
multiplizieren, malnehmen;
biderka(tu)
vermehren, multiplizieren;
biga
zwei
(alleinstehend); zu zweit {thiahtan-isch:
bi
gi = BEI GEMEINSAM};
bigarren zweite(r); bigira
Treffen,Gespräch {auch "gi" < bi;
die Silbe -ra
(Pl -etara) wird im Baskischen
gerne zur Richtungsangabe,
zu / nach ...hin, verwendet; verwandt: dt Begegnung
< bi
gi = BEI GEMEINSAM};
bigun
weich, sanft (dt. biegsam);
beste
1. andere(r); bestalde
Adv
andererseits
{beste
1. andere(r) < bi
zwei; alde = neben, bei}; besteak
beste
unter anderem; beste(rik)
gabe
ohne weiteres;
bestela
sonst {beste
1. andere(r)}; bestelako
verschieden,
andere(r); besteak
Pl Verschiedenes
n
(Zeitungsrubrik);
bestetzu
andere
Pl; bide
batez nebenbei
{bi zwei; bat eins; ez
nein; nicht; ausser}; bezala
wie {be < bi zwei}; bihotz
Herz
n {bi zwei, hots
= Geräusch, Lärm,
Laut => "zwei Laute"?};
birritan
zweimal;
bizki
Zwilling,
biki
Zwilling; bira
Wendung {-ra
(Pl -etara) Richtungsangabe, zu
/ nach ...hin}; birazte
Umdrehung;
bira(tu)
umkehren,
(sich) umdrehen;
biribil
rund {-bir-, (berr-) = noch
eimal, wieder-, re-, zurück-}
{bil = Ähnlichkeit, Bezug (-lich u.a.
< bi li}
{verwandt: Ball, Bühl < bi hal};
duda
Zweifel
m
{"du" <
ti = ZWEI ? "duda"
könnte
auch ein Lehnwort sein. Verwandt: ital. dubbio; dt. Zwei-fel; Man hat
auch
im Baskischen die Wahl zwischen ZWEI Möglichkeiten, wenn man
zweifelt}
duda(rik)
gabe ohne Zweifel,
gewiss; duela
vor (zeitl) {"du"
<
ti ? (es geht um die Beziehung
von ZWEI Zeitzuständen};
beregana(tu)
sich aneignen {bere sein, ihr (Sg)};
-gain
= über-, super-;
gain
I. Gipfel
II. oben;
gaine
Postp auf,
über;
berrasi
wiederbeginnen,
wieder anknüpfen;
berrizki
Adv
kürzlich,
jüngst;
bertan
ebendort {Vorstellung
ZWEI, nicht hier sondern dort}; bihar
morgen {Vorstellung ZWEI, nicht heute sondern morgen}; bihur(tu)
verdrehen,
umdrehen {bi zwei, "hur" < der,
ähnlich:
Hurikan,
Wirbelwind;
Torsion;
Turm};
bihurri
1. krumm 2. rebellisch; bihur(tu)
verdrehen, umdrehen "verdreht", "umgedreht"; bikain
ausgezeichnet, hervorragend {auf der einen Seite die Gruppe der nicht
Ausgezeichneten
und auf der anderen der Ausgezeichnete, d.h. Vorstellung ZWEI, vgl.
auch
-gain
= über-, super-};
bila(tu)
suchen {Vorstellung ZWEI, nicht hier sondern dort}; bil(du)
sich versammeln, sammeln {vgl. bigira
Treffen
n,
Gespräch};
bilduma
Sammlung;
bilera
Versammlung;
bileraz(i)
zusammenrufen, versammeln {-erazi machen (transitives
Verb)};
biltzarre
Versammlung
f {bil(du)
sich versammeln, sammeln; ezarr(i)
setzen, stellen, legen};
bilgor
Talg,
Fett{vgl. bil(du) sich
versammeln, sammeln; agor trocken,
ausgetrocknet, ohne Wasser; ur Wasser; "das
gesammelte Getrocknete"};
bailara
reg Tal {das Tal
teilt eine Landschaft, d. h. Vorstellung ZWEI};
begi
Auge {Vorstellung ZWEI}; abegi
Empfang
{begi Auge; ähnlich: dt. Schau}; abar
1. Zweig 2. Rest {bir- = -ber-
(2) = wieder-,
neu-; bi zwei; "Zweig" kommt auch von zwei.
(Auffällig ist
die Ähnlichkeit mit lat. arbor = Baum)}; eta abar
und so weiter {eta 1. und; abar
1. "und (weiter) verzweigend"};
abarketa
Pantoffel, Hausschuh {abar 1. Zweig; "aus Zweigen
geflochtener Schuh"
?} {-keta = 1. Handlung, Vorgang 2. Suche,
Beschaffung 3. Reihe,
Menge}; bezuza
Geschenk {Vorstellung
ZWEI, wie bei Ga-be}; bihi
Korn,Frucht
{Vorstellung ZWEI; Dieser T e i l der Pflanze wird u. U. wieder eine
Pflanze
oder von
biribil
rund};
dailu
Sichel, Sense {span. dalla
= Sense} {-gailu (-ailu) =
Mittel, Instrument} {verwandt:
dt. teilen, zerteilen = schneiden, wörtl. "Teiler" < thi
? Lehnwort ?}; gabe
Postp 1.
ohne: diru gabe
od.
dirurik
gabe
(auch: diru
gaberik)
ohne Geld 2. vor (zeitl);
bihar
gabe vor morgen 3 . Suff -los, un-
{-gabe
= Fehlen (-los). Ähnliche Vorstellung wie bei dt. Giebel
(zusammen)
/ Gabel (auseinander)}; gabe(tu)
(einer Sache) berauben; sich enthalten; gabez
Postp
mangels, in Ermangelung (+ Gen) {-ez,
ez- =
Verneinung (nicht-, un-, in-, -los}; gibel
II. hinten; gibel egin* zurückweichen
(hinten oder vorne =
Vorstellung ZWEI); gune
1. Kern; Mark
2. Ort; Bezirk; Zone [Der Kern ist innen.
Die 2. Bedeutung "Ort,
Bezirk, Zone" könnte entlehnt
sein. Zitat: "Ursprünglicher
als die Markgenossenschaft ist der Geschlechtsverband, die Konne,
Künne
oder Günne, die im Mittelalter noch als Ganerbenschaft in der
Pfalz
weiterlebte" ("Das Geheimnis der deutschen Ortsnamen", Herman Albert
Prietze,
Verlag Hohe Warte 1955, S. 57); siehe dazu auch (ahd.)
quena = (Ehe-)Frau,
Gattin und lat. genus = Geschlecht (siehe Abschnitt "40. Das sollen
Urwörter
sein?"]; bide
1. Weg
m; Mittel
n, Methode f; Recht n;
II.
Adv sicher(lich)
{Der Weg zum Ziel, das Mittel zum Erfolg, von hier nach da, daher "bi"
Vorstellung ZWEI}; bidal(i)
senden, schicken ("auf den Weg bringen"); atze
hintere(r); atzera nach hinten, atzetik
von hinten ["ze"
< bi Vorstellung ZWEI, (hinten und vorn)]; baina
aber; baino
1. Komp
als 2. sondern
3.: baino ez nur, einzig {"nichts anderes als"}; baldin
falls {-aldi = Augenblick, Zeit, Vorgang} {ba-
= conditional}; barik
Postp
statt; ba(da)
dann, also;
baizik
nachgestellt
Konj sondern {-(r)ik
(1) = Partitivsuffix zur Angabe
einer Teilmenge, in der Frage und bei Verneinung} {baita
auch; ez
nein; nicht; ausser; "nicht auch"}
Häufige baskische
Wortbausteine sind auch:
{-bir-, (berr-)
= noch eimal, wieder-, re-, zurück-}
{-bide
(pide)
= (s. oben 1. Weg; Mittel, Methode; Recht) 2. Verbalabstraktum}
{-bil
(-pil)
= Ähnlichkeit, Bezug (-lich u.a.) < bi li
?}
{-bitxi
= Verwandtschaft}
{-erdi,
erdi-
= halb-, semi-, fast, Mitte, Hälfte, in
Zus halb(-),
semi(-)}
{-ki
(-gi)
1. Fleisch 2. Instrument 3. Adverb 4. Bezug}
{-kide
(-ide)
= Gemeinsamkeit (Mit-, Co-)}
{-ko
(nach
l u. n -go)
(1) = lokativer
(ortsbezogener) Genitiv etxeko atea die
Tür des Hauses}
{-ko
(nach
l u. n -go)
(2) = Sache, Person
(Bestimmung, Zweck), z. B. buruko
= Kopfkissen (buru
= Kopf)}
{-ko
(nach
l u. n -go)
(3) = Adv
für (zeitlich), z. B. betiko =
für immer}
{-ko
(nach
l u. n -go)
(5) = Kollektivsuffix}
{-ko (nach
l u. n -go)
(7) = Futur des Verbs}
{-koitz
= -mal, -fach}
{-ko(t)z
= Zeitadverb, für (vgl. ko 3.) z. B. gaurkoz
= für
heute, betikoz = für immer
{-kor
= Neigung zu,
-haft
{-pe(an)
=
unter(halb)}
{-ti
= versehen mit,
charakterisiert durch; goseti hungrig, izuti
furchtsam}
{-tik
(nach n -dik),
Pl -etatik (örtliche) Herkunft, von aus}
{-zi
= Ähnlichkeit,
Zugehörigkeit; z. B. zuzi Fackel; pagazi
Buchecker}
Das sind baskische
Wörter oder häufig gebrauchte
Wortbestandteile, die sich auf die Vorstellung (Idee) ZWEI
zurückführen
lassen. Diese spielt demnach offensichtlich nicht nur in der thiahtan-ischen
Sprachwelt, eine grundlegende Hauptrolle (siehe Abschnitt "08. thi").
Hier wie da ist die Kernvorstellung (ZWEI) zu erkennen. Die baskischen
bi, pi, be, pe, ba, bai, ga, gai, go, gi, ki, kai, ko, koi, ti, di, du,
zi, ze treten sogar teilweise auch im Thiahtan-ischen
auf.
Wenn
man beherzigt, dass in
beiden Fällen
unvermeidliche
Kolateralschäden
infolge
der Zeit aufgetreten sein müssen, so
sind die
Gemeinsamkeiten
bei der Wortbildung um so erstaunlicher.
Zur Bekämpfung der nun
endgültig einsetzenden
Langeweile sollten wir uns nochmals verdeutlichen, um was es hier
letztlich
geht. Der Mensch folgt einem inneren Drang nach Erkenntnis. Daher
scheut
er weder Kosten noch Mühe, diese zu gewinnen. Ganz besonders
wichtig
scheint ihm die Frage nach den eigenen Wurzeln zu sein. Denn
unzählige
Forschungseinrichtungen und Wissenschaftler suchen mit
Milliardenaufwand
nach den Wurzeln der Menschheit. Darunter auch die Indogermanisten.
Deren
Rekonstruktion des "Indogermanischen", das Ergebnis einer über
100-jährigen
Tüftelarbeit, ist jedoch nicht besonders überzeugend
und selbst
unter Fachleuten umstritten. Als Folge dessen gibt es
ungezählte Gegentheorien
oder Verbesserungsvorschläge, die sich jedoch ebenfalls nicht
beweisen
lassen. Andere Wissenschaftszweige können hoffen, dass
irgendwann
das fehlende Glied in ihrer Beweiskette gefunden werden
könnte, ein
versteinertes Knöchelchen, ein von Menschenhand geschaffenes
Bruchstückchen.
Irgendetwas, das ihre Theorie unwiderlegbar macht. Aber die
Sprachforscher?
Tote reden nicht und Schrift gibt es erst seit einem Wimpernschlag der
Menschheitsgeschichte. Wörter kann man nicht ausgraben, wie
soll man
da etwas beweisen?
Und doch gibt es
möglicherweise ein, sogar noch lebendes,
Sprachfossil. Euskera, das sich aufgrund seiner Isolation über
Tausende
von Jahren hinweg kaum weiterentwickelt zu haben scheint und nicht mit
dem "Indogermanischen" verwandt sein soll. Das setzt übrigens
auch
Vennemann stillschweigend voraus. Wenn diese Annahme (mehr oder
weniger)
zuträfe, verfügten wir über zwei (fast)
völlig voneinander
unabhängige Verständigungssysteme, die zum
wissenschaftlichen
Vergleich einladen. Jede Theorie über die Entstehung und
Entwicklung
des einen könnte anhand des anderen
überprüft werden.
Im Grunde haben wir bis hierher
nichts Anderes getan.
Wir haben die thiahtan-ische
Theorie auf das Euskera batua
(das Einheitsbaskische) angewendet. Dabei haben sich bei den
Schlüsselwörtern
(i, thi,
der und "sprechen")
lautliche Übereinstimmungen ergeben, die nicht
zufällig sein
können. Daraus folgt, dass es entgegen der bisherigen Annahme
doch
eine tiefwurzelnde Verwandtschaft zwischen beiden Lautsystemen gibt. Es
lässt sich sogar ein beiden gemeinsames ursprachliches
ICH-DU-DER-Denkschema
erkennen. In beiden Sprachsystemen ist zum Beispiel die Idee ZWEI in
Klangbild
und Bedeutung ähnlich. Im einen wie im anderen Fall ist die
Zahl der
Wörter, die sich von der ZWEI ableiten, vergleichbar
groß. Und
noch zwei Parallelen zeichnen sich ab. Hier sind es die "germanischen"
Töchter, die aufgrund ihrer ehemaligen Randlage die Ursprache
am besten
bewahrt zu haben scheinen, dort ist es das isolierte Euskera. Die thiahtan-ische
Theorie deckt also in mehrfacher Hinsicht systematische
Zusammenhänge
auf, die kein Spiel des Zufalls sein können.
Es liegt ja auch auf der Hand,
dass Wörter aus Sprachen
der Stufe 2 (wie der thiahtan-ischen
oder baskischen Ursprache)
im Allgemeinen mehrdeutig sein müssen. Das ergibt sich einfach
aus
der mangelnden Leistungsfähigkeit unseres Gehirns. Eine noch
nicht
erwähnte Folge dieser "Schwäche" ist die "Faulheit".
Wenn wir
unseren Wortvorrat vergrößern, denken wir uns
nämlich nicht
jedes mal etwas Neues aus. Wir greifen lieber auf das Naheliegende und
Bekannte zurück. Wir setzen unbewusst unsere Kräfte
so wirtschaftlich
wie möglich ein. So werden zum Beispiel aus dem Lautzeichen
"Hand"
weiter Wörter wie handlich, hantieren, behände,
(engleutsch)
Handy, Buchhandlung, Händel (Streit), Hantel oder
(neudenglisch) "händeln"
(= handhaben) abgeleitet. Oft ist der Sinnzusammenhang nicht so leicht
zu erkennen oder abhanden gekommen. Doch anhand der Naturgesetze wird
klar,
dass völlige Neuschöpfungen selten sind und sich
statt dessen
die meisten Wörter irgendwie sinngemäß zu
Gruppen zusammenfügen
lassen müssen. Diese einfache Tatsache, von der die thiahtan-ische
Theorie ausgeht, wird nun auch vom Baskischen bestätigt.
Einem Baskischkenner sollte es
angesichts dieser Gemeinsamkeiten
möglich sein, auf ähnliche Art und Weise ein
baskisches Winzigwörterbuch
zu rekonstruieren.
Bei der Sucharbeit nach baskischen Uraltwörtern könnten die bisherigen Erfahrungen hilfreich sein. So scheinen Urwörter gerne aus wenigen Lauten zu bestehen und leicht auszusprechen zu sein. Linguistische Monstren wie *ngni = "Feuer" können daher wohl von vornherein ausgeschlossen werden. Hinweise sind Wörter mit vielen übertragenen Bedeutungen sowie Gruppen laut- und sinnverwandter Wörter. Im Baskischen finden sich ebenfalls solche Wortgruppen. Dafür einige Beispiele mit kurzer Bewertung.
Bevor die Menschen das Sprechen
lernten, kannten sie nur
einzelne vieldeutige Laute, um sich ungefähr
verständlich zu
machen. Das mit verzerrtem Gesicht ausgestoßene sss
(die Sprache
der Stufe 1) bedeute z. B. Schmerz oder drückte
ähnliche Gefühle
aus, rrr signalisierte Gefahr und alles
mögliche andere Unangenehme.
Beim Übergang zur Sprache wurden daraus die Urwörter:
iss
= HEISS, KALT, WEISS, SCHMERZ und fir
= FEUER.
Die "baskische" Entsprechung des
gefährlichen fir
scheint das schmerzversprechende su = Feuer zu
sein. Baskisch "s"
wird etwa wie dt. ss (Hass), aber etwas zischender gesprochen. Das
tiefe
"ssu" und das helle "iss"
haben anscheinend die gleiche
vorsprachliche Wurzel, sie signalisieren beide "HEISS". Von der
baskischen
Idee su "Feuer" leben:
suberma(tu) reizen;
berühren, beunruhigen;
erhitzen; suemaile Brandstifter {(-le)
= handelnde Person
}; sugar Flamme (gar = Flamme
< fir, siehe weiter unten);
suhar
feurig,
wild {har(tu) 1. aufnehmen, empfangen; behandeln 2.
besetzen}; sukalde
Küche; sukar Fieber; sukarra
dut
ich habe Fieber; sumin
Wut, Raserei, Frostbeule (min
Schmerz);
zukurutz (grosse)
Angst (dt. "Kreuzangst"); suntsi(tu)
zerstören, verwüsten;
sutaldi
Feuerstrahl; sutan entzündet,
glühend;
fig wütend;
sutarri
=
sukarri = Feuerstein, Kiesel
(-arri = harri = Stein);
sute Brand, Feuer;
suzi (Brand-)Fackel;
suzi(tu) (durch
Feuer) zerstören;
sumendi Vulkan ("Feuerberg");
susmo Verdacht (?); asun Brennessel;
eguzki Sonne (?);
txukul(du)
rösten,
anbrennen lassen;
txuleta
Kotelett, Steak (oder ist das eine Verballhornung?);
odol
su gabe diraki Sprichw
Blut kocht ohne Feuer (odol
Blut);
Alle Menschen empfinden Schmerz,
auch die Neandertaler.
Die einen sagen su und die anderen iss.
Folgende laut-
und sinnverwandte Wörter könnten daher vom thiahtan-ischen
Urwort iss abstammen, also
direkt oder indirekt abgeluchst
worden sein:
izeki*
brennen, glühen; izer(tu) schwitzen;
izerdi
Schweiss; izpi Splitter; Lichtstrahl; izkina
Ecke; izei
Tanne
(sinnverwandt: dt. heiß, Hitze, heizen; ähnliche
Idee: Föhre,
Fichte, Buche, lat. fagus = Buche < fir);
aitzur
Hacke,
Axt; aizkora Axt {ahd. azase =
Werkzeug, ahd.
asck
= Speer, ahd. ac(c)us
= Axt}; aihotz
(Hack-)Messer;
ehiza
Jagd (vgl. ihes Flucht; verwandt: Hatz, Hetze,
("Fahne") hissen
d. h. Gras, Gebüsch anzuzünden und das Wild
aufzujagen und zu
hetzen, heizen); hotz I. Kälte f II. kalt (hotz
egin*
kalt sein; egin* machen); hozka egin*
beißen; piz(tu)
entzünden;
fig
schüren;
pizkailu (auch pizgailu)Feuerzeug
(-gailu
= Mittel, Instrument); printz Funkeln;
izotz Raureif, Frost;
izoz(tu)
frieren; izozki Speiseeis;
izu Erschrecken, Schreck (dt.
"eisiger Schreck" < iss)
Vom thiahtan-ischen
fir könnten
Folgende beeinflusst worden sein:
gar = Flamme, fig
Begeisterung ("gar"
< fir); garo Farnkraut
(Das deutsche Wort "Farn"
kommt auch von fir = FEUER; vgl.
auch baskisch ira
= Farnkraut); garmendi Vulkan ("Flammenberg"); gedar
Russ;
txingar
(Kohlen-)Glut;
xigor(tu)
anbrennen
lassen; borrero
Henker ("bor" < fir);
burdin(a)
Eisen
("bur" < fir);
errementari
{("Eisen-")Schmied;
ferra
Hufeisen ["(f)erre"<
fir];
deabru
Teufel
(span. diablo = Teufel, ahd. tiuval = Teufel;
Deubel stammt wohl
von ahd. te ubil, ubel = das
Übel, das Böse; die
Silbe "bru" kommt entweder von fir
oder die
span. Lautfolge "blo" wurde durch Lautverschiebung von "l" nach "r" zu
"bru", das würde die Annahme der Neigung der "Riesen" zum
"rrr" unterstützen)
Sinngemäß
passt auch das Holz zum baskischen
Feuer (su). Ohne Holz kein gefährliches
(rrr) Feuer. Es wäre
somit ein neander(to)tales Original:
zur [mit
einfachem -r] (Bau-)Holz; zubi
Brücke (eigentlich Holzbrücke); zurezko
zubia Holzbrücke
(Holz doppeltgemoppelt); zubibide Viaduk;
zurbeltz Steineiche
(beltz schwarz); zumar Ulme; zume
(Korb-)Weide; zurtxuri
Weißpappel
(zuri weiß); zurzuri Pappel;
zursare
Jalousie,
Rollladen {zur (Bau-)Holz; sare
Netz} Vielleicht gehört
hier auch dazu: egur (Brenn-)Holz (oder "gur"
< fir?);
eguraldi
Wetter (Holzzeit);
Ist "weiß" mit Holz in
Verbindung zu bringen? Bei
den Neandertalern wäre dann der Sinnzusammenhang su
(Feuer)
=> zur (Holz) => zuri
(weiß). Bei uns besteht eine
ganz ähnliche Beziehung zwischen iss
– "heiß"
– "Eis" – "weiß".
zuri (2)
weiß; zurbil = zurpail blass,
bleich; zuri(tu) weißen, weiß
tünchen; fig
rechtfertigen, weißwaschen; zuribide
Entschuldigung, Entlastung
(bide = 1. Weg; Mittel, Methode; Recht 2.
Verbalabstraktum); zuringo
Eiweiß;
zurito
ein
kleines helles Bier {-tto = wie –to,
Diminutiv (-chen, -lein)}
Wer nicht su eta lama
(Feuer und Flamme) ist, wird
auch gegen lama als mögliches Lehnwort
Bedenken tragen und
noch etwas darüber nachdenken wollen.
Die Thiahtan-en
haben über die unbegreifliche
Natur des lebensspendenden Wassers nachgegrübelt. Sie sind zu
dem
Ergebnis gekommen, dass darin Übernatürliches
(nämlich der
Geist ah) wirkt. Aus GEIST HABEN = ah
han wurden dann
später beispielsweise ahd. aha = Wasser,
Flut, Fluss; waz(z)er
= Wasser (von aha und der);
watan = waten;
wasga = Waschung, Bad; wag = Wasser, Flut, See oder
lat. aqua. Das
haben die alten Römer aus ah han
"Wasser" gemacht. Die
Gewässersilben -ach oder -bach sind das Ergebnis des
"germanischen"
Lautwandels. Ganz im Gegensatz zur Behauptung der Substrattheorie, es
sei
"für das Alt-Indoeuropäische untypisch,
gehört das "a" also
zum "Wasser" wie der Fisch in die Vésère (bei
Lascaux) oder
in die dt. Acher (bei Achern). (Ein Drittel des
Winzigwörterbuches
besteht aus a-Wörtern.)
Das baskische ur
(= Wasser) riecht dagegen nach
einem eigenen baskischen Urwort. Der tiefe Selbstlaut in Verbindung mit
dem "r" legt den Verdacht nahe, dass Herr und Frau Butzemann
wasserscheu
gewesen sein könnten. (Das Urwort uher,
von dem das
lat. "ewige Element" aurum = Gold inspiriert ist, klingt zwar
lautverwandt,
doch dürfte diese Gedankenverbindung zu weit hergeholt sein.)
ur (1) [mit
einfachem -r] Wasser; uh-
= ur; u- in Zus
= ur; ubegi = urbegi
Quelle
(begi = Auge); ugar schwimmen (reg
= igeri);
ugaraixo
reg
Frosch {-ar (Tier-)Männchen}; ugari
1. im Überfluss
vorhanden, reichlich II. reg fließen;
ugatz
(weibliche)
Brust, Euter, Muttermilch; uher trüb;
uhin
Welle; uhol
Sturzbach;
uholde
Überschwemmung,
Sintflut;
ur(tu) schmelzen, sich auflösen;
urdin (2)
schmutzig; trübe; urezta(tu)
bewässern;
urlasun
(eine
Art) Meeräsche; urmahel
Teich ("stehendes Wasser");
urtar
Wasser
(-tar = Herkunft; Anhänger,
Zugehörigkeit);
urtarril
Januar
(-il = hil
2. Monat => "Regenmonat); urtze
Schmelzen {-te,
-tze= 1. Zeit, 2. Verbalsubstantiv (durch Weglassen der
Partizip-Endung)};
uxal
durchnässt.
Eine baskische Gruppe, von der
Vennemann einen Teil seiner
"altindoeuropäischen Hydronyme" herleitet, ist
ibai Fluss; ibar
Aue, fruchtbare Ebene (am
Fluss); ibi Furt, flache (überquerbare)
Stelle (in einem Fluss),
Watt;
Dazu passen auch: igeri
schwimmend; ihi
Binse; ihintz (Morgen-)Tau; isuri
schütten, giessen;
isurki
flüssig; liquid; ito ertrinken; itsaso
Meer, See f
; iturbegi Quelle (begi = Auge);
iturri
Quelle, Brunnen;
iturburu
Ursprung
Nicht dazuzupassen scheinen: jario*
quellen, (heraus)fließen;
jatorri
Ursprung;
jasa
starker Regen; joso Regenwolken; osin
Brunnen.
Die Zahl der aus der romanischen
Nachbarschaft übernommenen
"neuzeitlichen" Vokabeln ist erheblich. Ein Zeichen dafür, das
die
Isolation der modernen Basken schon lange überwunden ist. Eine
wichtige
Teilaufgabe bestünde also darin, diese (aber auch die
vielleicht weit
ältere) fremde Spreu vom baskische Weizen zu scheiden. Ist seme
= Sohn (um ein Beispiel zu nennen) mit (ahd.) samo
(= Same; Nachkommenschaft)
in Verbindung zu bringen? Diese Arbeit kann nur gemeinschaftlich von
Sprachwissenschaftlern
beider Sprachsysteme geleistet werden. Bis zu deren Abschluss bleibt
das
baskische Rätsel noch spannend und das Endergebnis offen.
Schon jetzt besteht allerdings
der böse Verdacht,
dass man nicht auf das in sich schlüssige System einer
Ursprache stoßen
wird. Dann wäre Euskera
eine Art Pidginsprache, die zu einem sehr frühen Zeitpunkt
durch Hören
angeregt worden wäre und danach einen völlig eigenen
einsamen
Weg eingeschlagen hätte.
Dieser Aufsatz soll jedoch nicht
ohne eine vorläufige
Stellungnahme zu den vaskonischen (Pro)thesen abschließen,
"wenne"
man das mal so sagen darf. Einen ersten Eindruck mag der
Zusammenschnitt
der abgedruckten Antworten auf Vennemanns Artikel im Spektrum der
Wissenschaft vom
Mai 2002 geben: "Die zentrale These dieses
Titelthemas, dass alle Europäer Basken sind, ist nicht
haltbar", Dr.
Thomas G., (Spektrum d. W. 8/02). "Dieser Aufsatz ist sehr informativ",
Dipl.-Ing. Wolfgang F., (Spektrum d. W. 8/02). "Die vorgebrachten
Argumente
sind wenig überzeugend", Prof. K. R. Schr., (Spektrum d. W.
9/02).
"Diese Beiträge erfordern Widerspruch", Prof. Hellmut T.,
(Spektrum
d. W. 10/02). "Ich finde es schon bedauerlich, dass eine so wilde
Theorie
einem größeren Publikum als Tatsache
vorgeführt wird.",
Dieter Sch., (Spektrum d. W. 10/02). "Der Beitrag über die
Ursprache
der Europäer hat mir sehr gefallen, ...", Prof. Heiner F.,
(Spektrum
d. W. 10/02). Im übrigen halte ich die ... these ... nicht
für
eine "wilde Theorie", Dr. Manfred F., (Spektrum d. W. 12/02).
Was kann man Vennemanns
spektrum-ulären Artikel an
Greifbarem entnehmen? Dass sich europaweit häufig
wiederkehrende Gewässer-
oder auch Ortsbezeichnungen finden, die mit Hilfe des
"Indogermanischen"
nicht zu deuten sind.
Diese Namen können also,
so der Münchner, nur
in vorindogermanischer Zeit (bereits vor mehr als 10 - 15.000 Jahren)
von
einer baskischen Urbevölkerung vergeben worden sein. Zu diesem
Schluss
sind er und andere gekommen, weil es Ähnlichkeiten zwischen
den rätselhaften
uralten Gewässernamen und dem Baskischen gibt. Damit nicht
jeder im
Spektrum nachschlagen muss, werden die meisten vennemannschen Beispiele
hier wiederholt.
Da sind die
Gewässernamen: Ebro (lat. Iberus, mündet
in Nordspanien ins Mittelmeer), Ibar (Montenegro, Serbien), 2x Ebrach,
mehrere mal Eberbach, Ibra (Oberaula / Hessen), Ybbs (älter
ibisa
/ Österreich) usw..
Anmerkung: Diese Gruppe klingt
nach baskisch ibara
= Tal, Flussmündung; ibai = Fluss oder ibaso
= Fluss
(Anmerkung: Diese Variante ist nicht im Wörterbuch zu finden)!
Eine andere Gruppe bilden die
Gewässer auf al-
| alm- (wobei "für al-
die Bedeutung von "Gewässer"
oder "Bach" nur postuliert worden ist"): Aller,
Alm, Elz (Alantia),
Alme 2x (Almana, Almara), Ahla, Elte (Alantia), auf der iberischen
Halbinsel:
Alba, Alenza, Almar, Almanza, Almonte, Almantes ("Die Liste
ließe
sich fortsetzen", so Vennemann).
Anmerkung: Zu fragen
wäre bei dieser Gruppe, warum
nicht wenigstens die Elbe (tschechisch Labe)
genannt wird. Merkwürdig
ist auch, dass die Bedeutung von al- nur
"postuliert" wurde und
dass sich im baskisch-deutschen Wörterbuch kein einziges Wort
mit
alm-
finden lässt.
Es wird auch die sal-
| salm- Gruppe genannt
(für sal- ist "die Bedeutung von
"Gewässer" oder "Bach"
ebenfalls nur postuliert worden"!): Saale, Sale,
Selz (Salusia),
Selke (Salica).
Anmerkung: Wenn kein alm-Wort
(erst recht nicht
mit der Bedeutung "Wasser") zu finden ist, dann selbstredend auch kein
salm-Wort.
Entgegen aller "Postuliererei" gibt es aber doch ein
sal-Wort, das
nach "(Meer-)Wasser" schmeckt: kresal Meerwasser.
Auch eine var-
| ver- Gruppe wurde von Vennemann
gefunden: Werre (Nebenfluss der Weser), Warne (nicht im Brockhaus, oder
ist die Warnow bei Rostock gemeint), Warmenau (?), Warme Aue (?).
Anmerkung: Die Suche bringt im
Wörterbuch für
"var-" oder "ver-" leider
überhaupt keinen baskischen
Treffer, dafür um so mehr deutsche.
Zu der is- | eis-
Gruppe zählen mehr
als 200 Namen, darunter: Isar, Eisack, Isen? Iselfjorden (Norwegen),
Isa
(Italien), Isainka (Russland), Ieslà (Litauen), Jizera
(Tschechien)
Ijssel (Niederlande).
Anmerkung: Das baskische Element "iz"
(an anderer
Stelle von Vennemann als "is" geschrieben) wird mit
scharfem "s"
gesprochen bedeutet nach Vennemann "Wasser", "Gewässer".
Unglücklicherweise
gibt es im baskisch-deutschen Wörterbuch nicht ein einziges
Wort mit
"iz", das passen könnte, nur die
Wörter isurbide
Entwässerung(skanal), isuri Abhang, isuri
schütten,
giessen und isurki flüssig; liquid.
Zur ur- | aur-
Familie (von baskisch ura
= Gewässer, Bach und ur = Wasser)
zählt Vennemann Urula
(Norwegen), Irwell (Großbritannien), Ourthe (Belgien),
Auerbach,
Urbach, Urach, Aurach, Irrsee (Österreich), Aroffe
(früher Urofia),
Huriel (Frankreich), Urura, Urola (Spanien), Urwis (Polen); Ura
(Russland).
Die Substrattheorie
fußt im Grunde einzig und allein
auf einer gewissen Ähnlichkeit alter europäischer
Orts- und Gewässernamen
mit heutigen baskischen Wörtern oder Silben, die "Wasser" o.
ä.
bedeuten. Die Silben "al-" und "sal-"
wurden lediglich "postuliert"!
Auch die genannten Silben "var-" oder "ver-"
sind (wie eben angemerkt) im baskischen
Wörterbuch nicht zu finden.
Die von Professor Vennemann
aufgezählten Gewässernamen
müssten nach dessen Theorie 10 - 15.000 Jahre alt sein. Das
Baskische
ist jedoch durch zahllose Entlehnungen aus anderen Sprachen
geprägt
und erste gedruckte zusammenhängende Texte gehen nur auf das
15. Jahrhundert
zurück. Die fraglichen Lautfolgen hätte sich folglich
seit rund
14.000 Jahren nicht wesentlich verändert. Ein derartiger
Stillstand
in der sprachlichen Entwicklung widerspricht jedoch jeglicher Erfahrung
und müsste erst noch bewiesen (zumindest erörtert)
werden. Dieser
"kleine" Schwachpunkt ist dem bayerischen Linguisten jedoch keine
einzige
Silbe wert.
In seiner Liebe zum trockenen
Substrat (nicht zur nassen
Substanz?) übersieht er wohl auch, dass Gewässernamen
nicht unbedingt
immer mit der Idee "Wasser" verquickt sein müssen. Vater Rhein
wird
das bestätigen und sich majestätisch in seinem Bette
wälzen.
Er würde auch noch Rhein heißen, wenn er mit edlem
Wein gefüllt
wäre. Er dankt seinen Namen nämlich dem thiahtan-ischen
Urwort der = DER, DER ANDERE.
Aus diesem Urwort sind durch
Laut- und Sinnwandel auch die unzähligen Wörter mit
der Vorstellung
DREHEN, RENNEN, RINNEN geworden.
Beispiele für den
Sinnzusammenhang RINNEN: rinnen,
Rinne, der Rhein, der Rhin, Rheinsberg, der Regen, die Ruwer, die Ruhr,
die Rur, die Roer, die Rhone, die Garonne, die Gironde, lat. rivus,
engl.
river, span. rio = Fluss und griech. rheo = fließen
(Abschnitt "35.
Vaters Aufsatz"). Zu einer entfernteren sinn- und lautverwandten Gruppe
gehört auch das engl. to hurry = sich beeilen (Sinn: RENNEN).
In diesen durch und durch thiahtan-ischen
Flussnamen erscheinen die Lautfolgen "ru" oder "ur". Von baskischem
Wasser
ist da kein Tropfen zu spüren. Statt Subst-rat daher der
einfache
Rat: Bitte mal die "bakischen" ur- | aur-
Gewässer in
diesem Sinne überprüfen. Der Irwell (Nebenfluss des
Mersey) erinnert
zum Beispiel auch an dt. Urquell, "Ir" wäre dann ein
Abkömmling
des Urwortes u-her.
Warum sich die alten Basken
ausgerechnet diesen Irwell
(einen der Quellflüsse des Mersey) ausgesucht haben und den
anderen
(Weaver) oder gar den Mersey selbst ungeschoren gelassen haben, wird
ein
ewiges Rätsel bleiben. Haben sie die anderen noch
größeren
Fließgewässer aus Höflichkeit ausgelassen?
Fragen wird
aber auch das nasse Ergebnis eines vaskonischen Kusses aufwerfen. Denn,
so steht geschrieben, "wenn Werra (baskische var- | ver- Gruppe) sich
und
Fulda (baskisch oder deutsch?) küssen, sie ihren Namen
büßen
müssen, und es entsteht durch diesen Kuss deutsch (oder
baskisch?)
bis zum Meer der Weserfluss", (idg. "Wasser-"Fluss). Warum klingen die
Weser (oder die Vésère / Lascaux) thiahtan-isch
wässerig und nicht nach baskisch ur =
Wasser oder ibai
= Fluss?
Das nacheiszeitliche Europa, ein
unübersehbares Durcheinander
aus Bächen, Strömen, Tot- und Nebenarmen,
Tümpeln, Seen,
Flachwassern, Sümpfen, Mooren, Schlammlöchern,
Morasten, Brackwassern,
Feuchtwiesen, Schilfgürteln, Versickerungen,
natürlichen Sielen
(Durchlass, Deichschleuse, Kanal, kleine Bucht), Watten,
Matschflächen,
Quellen, Lachen und Pfützen. An Sommertagen
mückentanzende Hitze
- eisklirrende Todeskälte in den Winternächten. So
könnte
das prähistorischen Europa kurz nach der Eiszeit von den
wenigen wettergegerbten
Jägerinnen und Jägern erlebt worden sein. Immer
bereit, Jagdbares
im unübersichtlichen Busch aufzutreiben und stets auf der Hut
vor
Raubtieren.
Aus der vom GPS noch
ungetrübten Froschperspektive
der Weidfrau und des Weidmannes (und der Weidkinder) ist "Wasser" nicht
immer gleich von anderem "Wasser" zu unterscheiden. Ist das
Fließen
bereits ein Anzeichen für einen eigenständigen Fluss,
dem man
einen Namen geben sollte oder ist stehendes Wasser nur Teil eines
Fließgewässers,
der keine gesonderte Bezeichnung verdient? Auf der Jagd lassen sich
derartige
Fragen nicht immer gleich beantworten, trotzdem sind aber eindeutige
Wegbeschreibungen
lebenswichtig. Es würde den sicheren Tod bedeuten, wenn man
jedem
Gewässer im Umkreis von ein paar Tagesmärschen
einfach den Namen
ur
= Wasser oder ibai = Fluss geben würde.
Niemand würde
sich anhand einer solchen Beschreibung zurechtfinden. Es muss also
andere
Bezeichnungen gegeben haben, und die gab es nachweislich auch.Eine
davon
war zum Beispiel "Loch", das von dem Urwort hal
(in der Bedeutung
HÖHLE, HOHL) herkommt (s. Winzigwörterbuch, S.20,
Abschnitt "06.
hal" und "36. Vortrag Karlsruhe"). Die Spiegelform von hal
ist lah und mit diesem lah
verwandt sind: das
Loch; die Luke; hervorlugen (aus einer kleinen Öffnung); engl.
to
look; die Haarlocke (wegen der "hohlen" Form); das schottische Loch
Ness;
engl. lake; ital. lago; to lock up; die Wasserlache; die Salzlake; die
Lunge; das Leck; lecken (aus einem Loch tropfen); (ahd.) lucka =
Lücke;
(ahd.) luog = Schlupfwinkel, Lager; das Lager, locken und der Fluss
"Lahn".
Die bisherigen Deutungsversuche
des Flussnamens "Lahn" sind auf
"Rudis Homepage" zur Stadt Weilburg an der Lahn
(http://www.weilburg-lahn.info/index.html)
sehr gut beschrieben. Hier eine kurze Zusammenfassung:
Zunächst gibt Rudi einen
Überblick über die belegten
Flussnamen und die zugehörigen Geschichtszahlen:
»Vor 600: "Laugona" / "
Logana", 915: "Logene",
959: "loganam", 1185: "logenam", um 1220: "logina", 1248 "loina", 1255:
"Longina", 1257: "logna", 1284: "aque Lone", 1304: "Loinam", 1312:
"lonne",
1313: "Lane", "Laynahm", 1325: "Loyn", 1339: "Logene", 1361: "Layn".
Die
heutige Schreibweise taucht erstmals 1365 auf: "niedewendig der Lahn".
Andere Schreibweisen dann wieder in den Folgejahren, u. a. "lone",
"leune",
"Leyne", "Lane", "Lone", "Loene", "Lanen", "Layn", "Laenen", "Laen".
Dann folgen die bisherigen
Deutungsversuche:
Sturmfels sieht "Lahn", ausgehend
von "Loganaha" (8. Jahrhundert),
dann "Loganahi", "Loganahe", "Loginahi", "Loginahe", als verwandt mit
dem
altnord. "lauga" und dem ahd. "louga" für
Lauge an. Damit kommt
er zu der Wortbedeutung "Laugenwasser" wegen "der thatsächlich
trüben
Farbe des Flusses". Später meinte er: "Sollte der Name "Lahn"
vordeutsch
sein, dann zum Stamme l a g l o g aus l a c, laufen, fließen,
wie
der L e c k , alt L a c i a , L o c k i a , und die L e i n e , alt L a
g i n a."
Für Bahlow ist die
vordeutsche Herkunft eine Tatsache.
Er sieht den Ursprung des "Logana" im keltoligurischen Umfeld. Aufgrund
der morphologischen Parallelen von "Logana" zu anderen alten Namen mit
"lug", "log", "leg", "lig", "lag", deren geografischer Verbreitung und
der topografischen Befunde, kommt Bahlow zu dem Ergebnis, dass diese
vorgermanischer
Zeit entstammen und "Sumpf" bedeuten.
Metzler sieht in einer
Untersuchung zu Ortsnamen unter
Berücksichtigung der "Studien zur Hydronomie des Rheinsystems"
von
Hans Krahe drei Möglichkeiten. Als Grundlage kann erstens die
Wurzelform
"logh" angesehen werden, die an das indogermanische "leg" mit dem
Wortsinn
"tröpfeln", "sickern", "langsam rinnen" anschließt.
Als zweite
Möglichkeit kann ein Bezug zum ahd. "loc"
für "Locke"
hergestellt werden und zu "lúgnas" für
"geschmeidig", "biegsam".
"Lugana" könnte somit "die sich Windende", "die mit Biegungen
versehene"
bedeuten. Als dritte Möglichkeit sieht Metzler die Wurzel
"leug"
und "lug" = "schwärzlich", "Sumpf".
Soweit die Zusammenfassung.
Es ist erstaunlich, dass die
Deutungsversuche von Sturmfels,
Bahlow oder Metzler trotz aller Umwege oder intellektuellen
Kopfstände
gar nicht so weit weg von der richtigen Lösung sind. Unsere
Vorfahren
haben den Fluss wahr und wahrhaftig schlicht "Loch" genannt. Ist das
nicht
eine bisschen lächerlich? Keineswegs! Die Italiener (auch die
Schotten)
sagen zu bestimmten Gewässern immer noch Lago (Loch). Der
Flussabschnitt,
dem unsere Altvorderen diese Bezeichnung damals gaben, dürfte
daher
wohl zu jener Zeit wie ein See ausgesehen haben. Vielleicht hat eine
Biberfamilie
in dem Loch gebadet. Loch ist übrigens nicht gleich Loch.
Unsere
Lautfolge "Loch" kann ja (denken Sie bitte an die Vieldeutigkeit der
Sprachen
der Stufe 2) selbstverständlich auch manches andere
bezeichnen: "Sumpf",
"stinkendes Gewässer", "kleine schmutzige Behausung",
"intergalaktische
Gravitationssingularität", "Haushaltsdefizit",
"Gefängnis"
und so weiter. Denkt man obendrein an die unausbleiblichen
Lautverschiebungen
und häufig vorkommenden Sinnveränderungen, dann muss
man Verständnis
für die Schwierigkeiten der Linguisten haben.
Trotzdem rechtfertigen diese
natürlich nicht die
aufkommende Unsitte, die europäischen Gewässer unter
baskischen
Verdacht zu stellen. Dagegen zeigt das Beispiel noch etwas ganz
Wichtiges:
Mit der richtigen Theorie (wie der thiahtan-ischen)
lassen
sich die Dinge meist ganz einfach und widerspruchsfrei
erklären.
Ebenso unerlässlich wie
die (möglichst) unmissverständliche
Benennung der landschaftlichen Einzelheiten ist auch die
mündliche
Weitergabe der damit verbundenen Erfahrungen (von ahd. irfaran).
Wie kann ich ohne zu "ersaufen" ein Gewässer
überqueren [von
ahd. ubarfer(r)en
= übersetzten]? Die Antwort
ist höchstwichtig! Die
Überquerungsmöglichkeit eines Gewässers,
von dem ja nur ein kleiner Ausschnitt wahrgenommen wird (und von dessen
Verlauf auf der Landkarte der altsteinzeitliche Mensch nicht die
entfernteste
Ahnung haben kann), könnte bei der Namensgebung
ausschlaggebend sein.
Eine Furt, Stromschnellen, auffällige Uferbereiche usw.
könnten
durchaus Einfluss auf den Namen haben. Sind die neubaskischen
ibar [=
Aue, fruchtbare Ebene (am Fluss)]
und
ibi [=
Furt, flache (überquerbare)
Stelle (in einem Fluss), Watt {Originalanmerkungen
aus dem Wörterbuch
des Baskischen von Kühnel}]
daher gar mit (ahd.) uba(r)
= über in Verbindung
zu bringen?
Es ist nicht der Sinn dieses
Aufsatzes, so ganz nebenher
auch noch die bisher unerklärlichen alteuropäischen
Gewässernamen
widerspruchsfrei zu deuten. Die Beispiele sollen nur zeigen, dass nicht
unbedingt die Basken sie "vergeben" haben müssen. Die
Schwierigkeiten
können auch einfach daher rühren (und das ist nach
allen bisherigen
Überlegungen das Wahrscheinlichere), dass es das
rekonstruierte "Indogermanische"
in Wahrheit in der gedachten Form nie gegeben hat. Der Verdacht liegt
nahe,
dass man einfach von den falschen Voraussetzungen ausgegangen ist. Mit
etwas Vorstellungsvermögen und dem Althochdeutschen- oder
Winzigwörterbuch
in der Hand finden sich dagegen sofort (wenn auch manchmal auf den
ersten
Blick verrückt erscheinende) Vorschläge.
Vennemanns Ibarolle (der Ort
liegt in einem Pyrenäental)
könnte dann zum Beispiel sinnverwandt sein mit (ahd.) uba(r)
= über und ahd. halon = holen. Desgleichen
der Ort Avrolle,
den er ebenfalls der baskischen ibar - Gruppe
zuordnet.
Die "Saale" könnte etwas
mit ahd. sela im
Sinne von Geist (Flussgöttin oder Flussgott) zu tun haben.
Die Werra wurde vielleicht als
Wasserstraße angesehen
(ahd.) ferren = zu Schiff fahren oder faran =
fahren). Denkbar wäre
auch eine Verbindung mit (ahd.) ferro = fern, weit,
weitab. Dieser
Name würde dann an die "Weichsel" erinnern, deren Name auch
nichts
anderes als "weit weg" bedeutet.
Die "baskische" is- | eis- Gruppe
könnte auf dt.
"Eis" zurückgehen. Nach Elisabeth Hamel, "Es gab nie einen
Arno in
Arnstadt", »dürften "Eis", "Gämse" und
"Käse" auf
die Zeit zurückgehen, als man in Europa Vaskonisch
sprach.«
(Süddeutsche Zeitung vom 16.01.2001) Die Geschichte vom
baskischen
Eis ist jedoch ein Märchen von Schneeweißchen und
Hoserot (prakagorri).
Denn Eis kommt von dem thiahtan-ischen
Urwort iss
= HEISS, KALT, WEISS (s. Winzigwörterbuch). iss
ist
eine Lautäußerung, die mit schmerzlichen (auch
anderen unangenehmen)
Erlebnissen verbunden ist. Die Engländer sagen deshalb hot
("heiß"),
wenn sie etwas Scharfes essen. iss
ist die Urmutter aller
entsprechenden Wörter: heiß, eiskalt,
schneeweiß, weiß,
scharf, spitz, Riss, Biss (< bi iss)
und so weiter. Was
bedeutet demnach wohl iss han =
WEISS HABEN? Es besagt, dass
jemand weiße Haare hat. Und das bedeutet in der Steinzeit
sehr viel.
So ein(e) Frau/Mann hat Erfahrung. Sie/er weiß was. Sie/er
"hat"
weiß, sie/er ist weise. Wissenschaft hat auch etwas mit
weißen
Haaren, dem Alter und mit Weißheit zu tun. Weißheit
bringt
Weisheit (oder auch nicht). "Eis" ist jedenfalls Käse!
Beim "Käse" ist der Fall
etwas schwieriger. Er erinnert
an baskisch gazta Käse; gatzatu
geronnene Milch; gatz
Salz; gatzu Salpeter (verwandt: ital. "cacio",
"formaggio" = Käse;
span. "queso" = Käse; dt. Gas, gasen, span. "gas(s)ata" = mit
Kohlensäure
versetzt); geza fade, ungesalzen; ur geza
Süßwasser;
gezal
Meerwasser
n; Salpeter; gezamin süßsauer (gozo
süß;
sanft; leicht zu bearbeiten, min Schmerz).
Aber ist so ein Käse
gleich ein Beweis für die
Substrattheorie?
Die günstige
Beantwortung dieser Käsefrage wird
die Substrattheorie nicht retten. Sie kann nicht überzeugen,
eher
steht sie für etwas ganz anderes:
Den Bankrott der Theorie von den
"Indogermanen" und dem
"Indogermanischen". Dabei sind die Beobachtungen ja nach dem heutigen
Stand
der Erkenntnis (wieder mal) völlig richtig. Landwirtschaft und
Viehzucht
haben sich tatsächlich und nachweislich von "Osten" her nach
Europa
ausgebreitet. Nur die E r k l ä r u n g ist (wie gehabt)
falsch. Den
wirklichen Grund nennt Herr Dipl.-Ing. G. Seibicke, Bad Bramstedt. Er
hat
mit Anmerkungen und Anregungen zu den einzelnen Abschnitten
von muspilli beigetragen. So
schrieb er u. a. in einer eigens
aufgestellten Zeittafel: "Vor 10.000 Jahren, Beginn der
Züchtung von
Getreide, Domestizierung von Tieren. Ende der Sammler- und
Jägerkultur
in Nahost durch weitgehende Vernichtung der Lebensgrundlage durch die
Muspel,
die Flüchtlinge haben entweder schon Getreide und Haustiere
oder sie
entwickeln sie."
So einfach ist das. Bei den
Einschlägen der muspilli
(Kometenbruchstücke, vor rund 11.500 Jahren) waren nicht nur
die Menschen
gestorben wie die Fliegen, sondern auch ihr Jagdwild war der
Katastrophe
zum Opfer gefallen. In Mittel- und Nordeuropa waren die Auswirkungen
besonders schwer. Nur ganz Wenige können davongekommen sein.
Sie haben
sich von Kleingetier, Wurzeln o. ä. ernährt und auf
diese
Weise überlebt. Im "Osten" waren weniger Opfer zu beklagen.
Dafür
fanden die Leute nicht mehr genug zu essen. Was haben sie da wohl
gemacht?
Sie haben das getan, was wir auch gemacht hätten, sie haben
Gras gefressen
(Kitt gab es noch nicht). Auch in den Folgejahren blieb das edle
Wildbret
aus oder so selten, dass sie gezwungen waren, diese pflanzliche
Ernährung
beizubehalten und zu verbessern. So wurde, wie so oft, eine Katastrophe
zum Auslöser einer neuen Entwicklung, die vom "Osten" her
ihren Ausgang
nahm. Ganz einfach, weil dort mehr Menschen überlebt hatten
und die
landschaftlichen und klimatischen Rahmenbedingungen am
günstigsten
waren. Die Menschen im "Osten" konnten ihre Erfahrungen
selbstverständlich
auch den weiter weg lebenden Volksgenossen erklären. Sie
sprachen
nämlich Thiahtan-isch,
genau wie die in Europa auch.
Das kann jeder in der Bibel nachlesen, und es ist die einzig
vernünftige
Erklärung für die friedliche Weitergabe der
landwirtschaftlichen
Erkenntnisse.
muspilli
könnte noch einen weiteren
entscheidenden Abschnitt in der Menschheitsgeschichte markieren. Damals
ist wohl die verfolgte Minderheit ausgestorben, die
sich ausschließlich
auf die Jagd verstand und sich nicht mehr der neuen Zeit anpassen
konnte.
Die ohnehin schwindende Schar der Neandertaler.
"Es gibt jedoch einen ganz
kleinen Trost für die
Substratophilen, denn es spricht nichts dagegen, dass sich in den thiahtan-ischen
Sprachen auch einige Lehnwörter aus deren Sprache erhalten
haben könnten.
Dann hätte das tapfere Schneiderlein die Riesen mit ihrer
eigenen
Waffe geschlagen:
"Der Schneider band sich den
Gürtel um den Leib und
wollte in die Welt hinaus, weil er meinte, die Werkstätte sei
zu klein
für seine Tapferkeit. Eh er abzog, suchte er im Haus herum, ob
nichts
da wäre, was er mitnehmen könnte; er fand aber nichts
als einen
alten Käs, den steckte er ein. Vor dem Tore bemerkte er einen
Vogel,
der sich im Gesträuch gefangen hatte; der musste zu dem
Käse
in die Tasche. Nun nahm er den Weg tapfer zwischen die Beine, und weil
er leicht und behänd war, fühlte er keine
Müdigkeit. Der
Weg führte ihn auf einen Berg, und als er den
höchsten Gipfel
erreicht hatte, so saß da ein gewaltiger Riese (Anmerkung:
oder Baske?)
und schaute sich ganz gemächlich um. Das Schneiderlein ging
beherzt
auf ihn zu ..."
Wie der listige Mittelständler seine furchtbare Käsewaffe, die er möglicherweise dem Technologietransfer der Urbasken verdankt haben könnte, gegen diese selbst eingesetzt hat, lesen Sie bitte bei den Brüdern Grimm nach. Oder fragen Sie Ihre Oma.